Strimmlich gesund durch die kalte Jahreszeit

Im Moment herrschen draußen wieder frostige Temperaturen und man macht sich morgens dick eingepackt auf den Weg zur Arbeit. Kaum sitzt man jedoch in den meist stark geheizten öffentlichen Verkehrsmitteln würde man sich Wintermantel, Schal, Mütze und co. am liebsten gleich wieder entledigen. Und spätestens wenn der Nachbar im Bus zu Husten beginnt oder die Kollegin im Büro erzählt, dass sie sich heute nicht so gut fühlen würde, hofft man nicht gleich die nächste Erkältung aufzuschnappen.

Foto: Julia Rupprecht

Foto: Julia Rupprecht

Die kalte Jahreszeit kann für unsere Stimme sehr belastend sein: vor all-em trockene Luft — draußen durch die Kälte und drinnen durch die Hei-zungsluft — kann unsere stimmliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Außerdem sind trockene Schleimhäu-te in Nase und Rachen anfälliger für Viren und Bakterien, denen wir in der Erkältungszeit ausgesetzt sind. Hier können Sie gut vorbeugen, indem Sie versuchen folgende Tipps in den kommenden Monaten in Ihren Alltag zu integrieren:

  • Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von ca. 1,5-2 Liter täglich. Optimal sind Wasser, Tees oder Säfte.

  • Sie können die Schleimhäute durch das Lutschen von Pastillen (z.B. IslaMoos, Emser Pastillen, GeloRevoice) und durch Inhalation (z.B. Verdampfen von Emser Salz) befeuchten. Auch Nasensprays können helfen die Schleimhäute zu schützen und haben teilweise abschwellend wirkende Bestandteile. Fragen Sie Ihren Apotheker.

  • Bei besonders trockener Heizungsluft in geschlossenen Räumen empfiehlt sich die Anschaffung eines Luftbefeuchters.

  • Achten Sie auf gute Hygiene durch regelmäßiges Händewaschen mit Seife, insbe-sondere wenn Sie im öffentlichen Raum unterwegs sind. Und wenn Sie doch einmal eine Erkältung bekommen, können Sie sich gleich von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten lassen, welche Präparate geeignet sind, um die Atemorgane und die Stimme zu schonen.

  • Während oder nach einer Erkältung kann die Stimme sehr belastet sein. Vermeiden deshalb Sie übermäßige Sprechbelastungen im erkälteten Zustand und haben Sie auch nach einer Erkältung noch etwas Geduld mit Ihrer Stimme. Es kann sein dass es ein paar Tage dauert bis sie in ihrer vollen Kraft wieder einsatzfähig ist.

Ich wünsche Ihnen für die Wintertage alles Gute und kommen Sie gesund durch die kalte Jahreszeit!

Zusammenfassung: Die kalte Jahreszeit kann besonders für unsere Stimme belastend sein. Die Schleimhäute im Nasen-, Rachen- und Kehlbereich müssen gut befeuchtet sein, um gegen Viren und Bakterien resistent zu sein und gleichzeitig ihre Arbeit tun zu können. Mit Hilfe stimmhygienischer Maßnahmen kann man sich und seine Stimme unterstützen um gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen.

https://www.julia-training.com/stimmtraining


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Stimmklang: Das auf der Aufnahme bin doch nicht etwa ich?

Haben Sie schon mal eine Tonbandaufnahme von Ihrer Stimme gehört? Als Sie z.B. den Anrufbeantworter besprochen haben… Dann kennen Sie sicherlich dieses Phänomen:
»Oh, so klinge ich? Ist das wirklich meine Stimme?«
Den meisten Menschen ist die eigene Stimme sehr ungewohnt, als würde eine andere Person sprechen. Ja, den meisten gefällt sie sogar nicht besonders gut. Irgendwie so dünn und mager. Allen anderen fällt nichts auf. Denn sie wissen natürlich nicht, wie sich die Stimme im Körper des Sprechers bzw. der Sprecherin anhört. Doch woher kommt dieser Effekt eigentlich?
 

Die Stimme besteht aus vielen Tönen

Eine Stimme besteht nicht nur aus einem einzelnen Ton, sondern ist eine Überlagerung sogenannter Obertöne. Das heißt, dass gleichzeitig viele verschiedene Frequenzen in einer Stimme schwingen. Neben der Grundfrequenz, die wir als Tonhöhe wahrnehmen, schwingen gleichzeitig auch noch ganzzahlige Vielfache dieser Grundfrequenz. Diese ergeben einen Gesamtklang. Der Kehlkopf ist dabei die Quelle der Obertöne. Dort werden sämtliche Obertöne produziert. Alle Obertöne die dort nicht entstehen, können dann also auch nicht für die Stimme genutzt werden.
 

Julia bei einem Konzert, Foto: privat

Julia bei einem Konzert, Foto: privat

Der Vokaltrakt wirkt als Filter

Dieser Gesamtklang breitet sich vom Kehlkopf in den sogenannten Vokaltrakt aus. So nennt man den gesamten luftgefüllten Raum, der sich über den Stimmlippen befindet. Dazu gehören der Rachenraum, der Mundraum und der Nasenraum mit all ihren knöchernen, knorpeligen, muskulären und mukösen Strukturen. Diese Räume wirken als Filter. Das bedeutet, dass aus dem Gesamtklang einige Frequenzen abgeschwächt, also leiser gemacht werden, andere werden verstärkt. Dann verlässt dieser gefilterte Klang unseren Körper und dringt an das Ohr eines Hörers bzw. einer Hörerin.
 



Die Übertragung von Obertönen

Wenn wir uns also „in uns drinnen“ hören, dann haben wir eine Überlagerung von zwei Klangeindrücken. Zum einen hören wir die Stimme über die sogenannte Luftleitung. Das ist der Klangeindruck den alle anderen auch haben. Der Klang, der den Mund verlässt und im äußeren Raum resoniert. Zum anderen hören wir uns aber auch über die sogenannte Knochenleitung. Das ist ein Übertragungsweg, der direkt an unser Innenohr gelangt. Dieser Anteil in der von uns gehörten Stimme klingt anders, weil er nicht durch den Mundraum gefiltert wurde. Daher klingt die Innenstimme immer voller und resonanter, da sie noch alle Obertöne aus dem Primärklang enthält.
 

Zusammenfassung: Unsere Stimme klingt in uns drin, anders als andere Personen sie hören. Das liegt an der Überlagerung sogenannter Obertöne. Eine Stimme besteht nämlich nicht nur aus einem Ton, sondern aus einer Überlagerung viel Obertöne, die am Kehlkopf enstehen. Wir selbst hören uns über Knochen- und Luftleitung, wobei uns andere Personen nur über die Luftleitung hören. Dieser Klang ist vom Vokaltrakt gefiltert.
 

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Wie verwende ich Kreativitätstechniken zielführend?

Quelle: fotolia

Quelle: fotolia

Der Begriff Kreativitätstechniken bezeichnet Methoden, die helfen kreative Problemstellungen zu lösen. Sie kommen in verschiedenen Phasen des Problemlöseprozesses zum Einsatz. Sie haben das Ziel, kreative Denkprozesse zu initiieren, aufrecht- zuerhalten und zu steuern. Ursprünglich wurden unter diesem Begriff nur Techniken verstanden, die das Ziel haben, neue Ideen zu finden. Mit wachsender Forschungstätigkeit wurden auch Techniken zur Problemklärung, Ideenauswahl, Ideenbewertung und Ideenumsetzung als Kreativitätstechniken bezeichnet. Es werden heute sicherlich mehr als 500 Techniken im Bereich der Kreativität gezählt. Häufig handelt es sich dabei jedoch um Abwandlungen von ursprünglichen Kreativitätstechniken. Viele Techniken haben sich in der Praxis bewährt. Einzelne Techniken, wie z.B. das Brainstorming wurden auch empirisch untersucht. Systematisch wurde die Wirksamkeit von Kreativitätstechniken aber bislang noch nicht betrachtet und untersucht.
 

Wie wende ich Kreativitätstechniken an?

Um Kreativitätstechniken zielgerichtet und effektiv anwenden zu können, ist es wichtig, einige Hinweise zu beachten. Durch diese Empfehlungen kann die unmittelbare, kreative Umwelt positiv beeinflusst werden. Sie beinhalten Tipps für Einzelpersonen und Teams, da Kreativitätstechniken sowohl individuell als auch in der Gruppe durchgeführt werden können.

Strukturelle Voraussetzungen und Ressourcen
Für die Durchführung von kreativen Arbeitsprozessen braucht es genügend Zeit, räumliche Voraussetzungen und passendes Arbeitsmaterial. Gerade in diesen Bereichen kann man durch eine gute zeitliche Planung (inkl. Puffer), genügend Platz und multimodales Arbeitsmaterial (Papier, Stifte, Pinnwand etc.) Prozesse verbessern und Stress minimieren.

Trainieren
Häufiges Anwenden von Kreativitätstechniken unterstützt bei der Entwicklung kreativer Fähigkeiten. Außerdem macht man sich mit dem Nutzen und dem Ablauf einzelner Techniken vertraut. Dadurch kann man einerseits sehr schnell die passende Technik auswählen und andererseits diese Technik effizient und reibungslos durchführen.

Variieren
Das Ausprobieren unterschiedlicher, auch neuer Techniken hilft flexibel und offen mit neuen Problemstellungen umzugehen.

Regeln beachten
Kreativität kann sich erst durch die richtige Balance zwischen Regeln und Struktur auf der einen Seite, und Freiheit und Entfaltung auf der anderen Seite entwickeln. Die Techniken und Phasen bieten ein Rahmenwerk für einen erfolgreichen kreativen Prozess. Deshalb ist es wichtig, die Regeln der jeweiligen Phase zu kennen, um sich an die Durchführung und Abläufe zu halten.

Visualisieren
Das Visualisieren dient einerseits der Dokumentation, andererseits ist es Grundlage für den gemeinsamen Ideenaustausch. Es gibt jedoch Techniken, bei denen eine Visualisierung zunächst verdeckt geschieht. Zu einem späteren Zeitpunkt sollten die Visualisierungen allen beteiligten Personen zugänglich gemacht werden.

Separieren
Der Ideenentwicklungsprozess erfolgt in mehreren Stufen. Diese Stufen sollten deutlich voneinander getrennt werden, so dass das Ziel der jeweiligen Phase klar verfolgt werden kann. Unter Umständen kann auch mit Pausen oder Aktivierungsübungen gearbeitet werden, um den Übergang zwischen zwei Phasen zu erleichtern.
 

Zusammenfassung: Kreativitätstechniken haben das Ziel, kreative Denkprozesse zu initiieren, aufrechtzuerhalten und zu steuern. So werden Methoden zur Problemklärung, Ideenauswahl, Ideenbewertung und Ideenumsetzung als Kreativitätstechniken bezeichnet. Um Kreativitätstechniken zielgerichtet und effektiv anwenden zu können, ist es wichtig, einige Hinweise zu beachten, die sowohl die Vorbereitung als auch Durchführung von Kreativitätstechniken betreffen.
 

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Optimal lernen mit +AVIVA

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Menschen lernen, in dem sie sich ihr eigenes Wissen konstrurieren. Das bedeutet, dass neue Wissensinhalte auf der Basis von Vorwissen und Vorerfahrungen, sowie Werten und Überzeugungen aufgenommen, verarbeitet und gelernt werden. Es handelt sich also um einen aktiven Prozess bei dem bereits bestehende Kenntnisse mit etwas Neuem integriert werden.

Wenn Sie also erreichen möchten, dass Personen möglichst gut lernen, empfiehlt es sich eine Lerneinheit nach dem sogenannten +AVIVA-Schema aufzubauen. Dadurch können gute Voraussetzungen für den Lernprozess gewährleistet werden, um das Lernen zu begünstigen. +AVIVA ist ein Akronym und die einzelnen Buchstaben stehen für:

+ Lernatmosphäre schaffen
Ausrichten
Vorwissen aktivieren
Informieren
Verarbeiten
Auswerten

Das Modell stammt aus der schweizer Schulpädagogik und wurde von den Autoren Städeli und Grasser entwickelt. Mit +AVIVA werden also die lernpsychologischen Grundsätze berücksichtigt, damit vorhandene Wissensstrukturen optimal mit dem zu lernen Stoff integriert werden.
 

Die einzelnen Phasen von +AVIVA

Jede Phase übernimmt ganz spezielle Funktionen im Lernprozess. Was passiert aber nun in den einzelnen Phasen dieses Modells?

(+) Lernatmosphäre gestalten
In einer positiven Lernatmosphäre fällt uns das Lernen leichter. Deshalb sollte gerade zu Beginn einer Lerneinheit darauf geachtet werden eine förderliche Lernatmosphäre herzustellen. Das kann z.B. durch eine freundliche und wertschätzende Begrüßung bzw. Personenvorstellung, eine verständliche Darstellung der Agenda, und eine Darlegung der Lernziele passieren.

(A) Ausrichten
Diese Phase dient dazu die Lernenden inhaltlich auf das Thema einzustimmen und zu fokussieren. Ziel ist es die Aufmerksamkeit und Konzentration zu erhöhen und die Motivation für das Thema am Anfang zu steigern. Dies kann z.B. durch das Herstellen eines Alltagsbezugs oder durch das Darstellen der Relevanz erreicht werden.

(V) Vorwissen aktivieren
Der neue Lernstoff wird an bereits bestehendes Wissen angeknüpft. Deshalb ist es in dieser Phase wichtig das bestehende Wissen zu aktivieren, so dass diese Verbindungen hergestellt werden können. Außerdem kann man als Lehrende/r feststellen, ob eventuell auch falsches Vorwissen besteht. Es ist wichtig dies auszuräumen, da sonst neue Wissensinhalte unter Umständen falsch verstanden und verknüpft werden. Dies kann z.B. durch Fragen, Fallbeispiele oder Wiederholungen erfolgen.

(I) Informieren
Durch die zwei vorherigen Phasen ist das Gehirn der Teilnehmenden nun aufnahmebereit für neue Informationen. Hier können Sie also z.B. mit Hilfe verschiedener aktiver Lehr-Lern-Methoden und Inputvorträgen bislang unbekanntes Wissen vermitteln.

(V) Verarbeiten
Nach der Informationsphase brauchen die Lernenden Zeit um den neuen Lernstoff zu verarbeiten und ihn so im Gedächtnis zu verankern. Das bedeutet, dass in dieser Phase keine neue Wissensinhalte hinzukommen, sondern dass durch Wiederholen, Üben und einer Beschäftigung aus unterschiedlichen Perspektiven eine Vertiefung und Festigung der neuen Wissensstrukturen erreicht werden soll.

(A) Auswerten
Am Ende der Lerneinheit steht eine Auswertung des Lernprozesses. Dies kann durch ein Feedback oder eine kurze Reflexion passieren. Dadurch kann man in Zukunft Lerneinheiten systematischer angehen und die Lehrperson erhält wichtiges Feedback für die zukünftige Gestaltung.
 

Zusammenfassung: Wenn Sie anderen etwas beibringen wollen, empfiehlt es sich eine Lerneinheit oder ein Gespräch nach dem sogenannten +AVIVA-Schema aufzubauen. So vermitteln Sie neue Informationen so, dass die Verarbeitung beim Lerner optimal erfolgen kann. Die einzelnen Phasen dieses Modells lauten (+) Lernatmosphäre schaffen, (A) Ausrichten, (V) Vorwissen aktivieren, (I) Informieren, (V) Verarbeiten, (A) Auswerten. Mit +AVIVA werden also lernpsychologische Grundsätze berücksichtigt, damit vorhandene Wissensstrukturen optimal mit dem zu lernen Stoff integriert werden.
 

Literatur: Städeli C. et al (2013): Kompetenzorientiert unterrichten - Das AVIVA-Modell: Fünf Phasen guten Unterrichts. Bern: hep verlag, 2. Auflage.
 

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Methodentipp: Mindmap

Beim Mindmapping handelt es sich im eine assoziative Methode zur Ideenfindung. Ziel ist es ein Thema in seiner inneren Struktur zu erkunden. Dabei werden die gefundenen Aspekte in Form einer Gedankenlandkarte angeordnet und aufgezeichnet. Es ergibt sich folglich eine Art Baumstruktur, die die Inhalte inhaltlich und graphisch strukturiert. Das Thema wird also in seine Sachstruktur zerlegt, wodurch Zusammenhänge leichter erkannt und dargestellt werden können.

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Zur Durchführung benötigt man Papier und Stifte. Es empfiehlt sich mehrfarbig und großflächig (Querformat) zu arbeiten, um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Auch Bilder und Zeichnungen können eingesetzt werden. Am Anfang wird das Thema in der Blattmitte eingetragen. Dann werden nach Außen Hauptideenäste angefügt. Jeder Ideenast bekommt ein Stichwort zugeordnet. Von diesen können wiederum weitere Ideenäste abgehen, so dass sich die Landkarte nach Außen hin immer weiter ausdifferenziert und das Thema inhaltlich vertieft wird. So entsteht ein hierarchisches Bild des Redethemas, von zentralen Begriffen in der Mitte der Mindmap hin zu Details der Inhalte am Rand. So kann die Komplexität eines Themas abgebildet werden. Im Anschluss kann man mit Symbolen oder Markierungen arbeiten, um besonders wichtige und relevante Aspekte zu identifizieren. Zwischen diesen Aspekten können dann Verbindungslinien gezogen werden, die ihrerseits beschriftet werden. Somit erreicht meine eine stärkere innere Vernetzung des Themas.

Die Einsatzmöglichkeiten einer Mindmap sind vielfältig. So kann Sie in kreativen Prozessen als Ideenfindungsmethode genutzt werden. In Lernprozessen kann sie zur Verarbeitung, Auswertung und Reflexion verwendet werden. Und auch in einer Gruppe kann sie als interaktive Methode zur Auswertung eingesetzt werden und auf diese Weise ein Gruppenergebnis darstellen. Eine Mindmap kann darüber hinaus als Vortragsmanuskript verwendet werden. Die graphische Aufbereitung und die Arbeit mit Schlüsselwörtern erlaubt es dem Redner frei zu sprechen. Außerdem kann die Mindmap selbst als Visualisierung dienen, so z.B. als Vortragsagenda oder zum Aufzeigen des ganzen Themenkomplexes.

Literatur:
Buzan T. & Buzan B. (1996): The Mind Map Book: How to Use Radiant Thinking to Maximize Your Brain’s Untapped Potential. New York: Plume.

Zusammenfassung: Bei der Mindmaptechnik handelt es sich um eine assoziative Ideenfindungsmethode. Dabei wird ein Thema in Über- und immer feiner werdene Unterbegriffe zerlegt, so dass die innere Struktur eines Thema in seiner Komplexität dargestellt werden kann. Die Einsatzmöglichkeiten sind z.B. in kreativen Prozessen zur Ideenfindung, in Lernprozessen zur Auswertung und in der Rede als Manuskript und Visualisierung.
 

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Artikel in der Zeitschrift »Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung«

In der aktuellen Ausgabe (3/2017) der Zeitschrift für Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung ist ein Artikel von mir zum Thema »Die Stimme als Schlüssel
zur Prozessorientierung in Beratung und Coaching«
erschienen.

Foto: Julia Rupprecht

Foto: Julia Rupprecht

Womit beschäftigt sich der Artikel?

In diesem Artikel wird erarbeitet, welchen Nutzen die Betrachtung und Verwendung der Stimme für eine prozessorientierte, erlebensbezogene und personzentrierte Psychotherapie und Beratung hat. Es werden die Entstehung der Stimme und die beeinflussenden Faktoren erläutert. Darauf aufbauend werden Beschreibungskategorien für die Stimme dargestellt. Im Anschluss wird die Stimme von Beraterinnen und Beratern genauer betrachtet, die einer hohen stimmlichen Belastung ausgesetzt ist, gleichzeitig aber auch zur Gestaltung des Beratungsprozesses eingesetzt werden kann. Außerdem wird aufgezeigt, inwieweit Stimme und Sprechweise von Klientinnen und Klienten einen Zugang zu psychischen Prozessen und Erleben bieten können und deshalb eine Basis für gemeinsame Reflexionen sind.
 

Ist der Artikel nur für Therapeutinnen und Therapeuten bzw. Beraterinnen und Berater interessant?

Der Artikel baut auf einem grundlegend dialogischen Verständnis auf. In so fern kann dieser Artikel jedem bzw. jeder neue Impulse geben, der bzw. die an zwischenmenschlicher Kommunikation insgesamt und am Medium Stimme im Spezifischen interessiert ist.
 

Hier können Sie den Artikel runterladen.
Quelle: Rupprecht J. (2017): Stimme als Schlüssel zur Prozessorientierung in Beratung und Coaching. Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung. 3/2017, 48. Jahrgang, S. 144-147.
 

Zusammenfassung: In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung ist ein Artikel zum Thema »Die Stimme als Schlüssel
zur Prozessorientierung in Beratung und Coaching«
erschienen. Der Artikel beschäftigt sich mit einem dialogischen Verständnis der Stimme und ihrem Nutzen für Beratungs- und Coachingprozesse.

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Sprechen Sie »Gender Diversity«?

Sicherlich haben Sie den Begriff »Gender Diversity« schon mal gehört. Manch einer bzw. eine mag denken, dass ihm oder ihr gar nicht so klar ist, was das eigentlich genau sein soll. Diversität, also Verschiedenheit. Damit das Zusammenleben in Verschiedenheit gelingt, braucht es jede Menge Toleranz. Das bedeutet eben auch, dass eine plurale Gesellschaft ein zukunftsweisendes Konzept braucht, wie wir unsere Gesellschaft als Ganzes und die Identitäten der Einzelnen begreifen, damit diese Unterschiedlichkeit von Menschen in einer pluralen Gesellschaft nebeneinander existieren kann. »Gender Diversity« bietet so ein weltanschauliches Konzept.

Was verbirgt sich also hinter diesem Konzept? Welche Ideen befinden sich darin? Und wie war der Entwicklungsweg der zu »Gender Diversity« geführt hat?
Im letzten Artikel aus meiner kleinen Reihe zu Gender und Kommunikation möchte ich mich mit diesen Fragen auseinander setzen, um am Ende wieder beim Stein des Anstoßes anzukommen.
 

Entwicklungsphasen der Genderforschung

Es ist überhaupt keine Selbstverständlichkeit, dass wir im Großen und Ganzen in einer aufgeklärten und gleichberechtigten Gesellschaft leben, wobei es sicherlich für viele Personengruppen noch notwendiger Verbesserungen bedarf. Der Blick in die jüngere Vergangenheit verrät, dass es hier massive Umwälzungen gegeben hat. Einige Veränderungen lassen sich anhand des Forschungsdiskurses der Genderforschung nachvollziehen. Dort gab es jeweils vorherrschende Paradigmen und Paradigmenwechsel. Diese wollen wir uns zunächst in einer Übersicht anschauen. Es werden vier große Paradigmen in den letzten 60 bis 70 Jahren unterschieden:

  • bis in die 1950er Jahre: Defizithypothese

  • 1960er bis 1980er Jahre: Differenzhypothese

  • 1990er Jahre: Doing Gender

  • ab den 2000er Jahren: Dekonstruktion von Geschlecht und Gender Diversity

Bei den Zeitangaben handelt es sich jeweils nur um ungefähre Zeiträume, da sich diese Entwicklung im Diskurs natürlich nur allmählich ergeben hat. Was haben nun also die einzelnen Paradigmen ausgesagt?
 

Die Defizithypothese: Männliches Verhalten ist die Norm.

bis in die 1950er Jahre
Hier werden männliche Verhaltensweisen und männliche Kommunikation als die Norm betrach-tet. Es wird zum Ideal und damit zum Erstrebenswerten erhoben. Weibliches Verhalten und weibliche Kommunikation wird auf diese Norm bezogen und damit automatisch als defizitär erachtet. Schlimmer noch: in dieser Zeit begreifen und erleben sich Frauen selbst so. Da Frau eine Frau ist, kann sie gewisse Dinge einfach nicht. Sie wird sie nie können. Und das war das Konzept, das viele Männer von Frauen hatten, und leider auch viele Frauen von sich selbst. Das männliche Ideal bleibt dem Mann aufgrund seines Geschlechts vorbehalten.
 

Die Differenzhypothese: Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus.

ca. 1960er bis 1980er Jahre
In diesem Paradigma wird weibliches Verhalten und weibliche Kommunikation nicht automatisch als defizitär betrachtet, sondern als grundsätzlich verschieden von männlichen Verhaltenswei-sen. In dieser Zeit wurden ganze Listen von Unterschieden erstellt, was typisch männlich und was typisch weiblich sei. Männlichkeit und Weiblichkeit werden also als zwei vollkommen von-einander unabhängige Dimensionen gesehen. Damit wurde unterstrichen, dass Männer und Frauen aufgrund ihrer Biologie einfach unterschiedlich sind und dass sich diese Unterschied-lichkeit auch nicht überkommen lässt.
 

Doing Gender: Du hast kein Geschlecht. Du machst es!

1990er Jahre
Hier tritt erstmals der Begriff Gender auf. Geschlechtliches Verhalten wird also nicht nur das biologische Geschlecht, sondern vor allem auch durch sozio-kulturelle und psychische Einflüsse geformt. Dadurch werden Fragen nach Rollen und Rollenbildern, Attributionen, Darstellungen und Wirkungen hervorgerufen. Hier werden nochmals zwei Teilhypothesen unterschieden: die Registerhypothese und das sogenannte Code Switching.
 

Die Registerhypothese: Dir stehen unterschiedliche Verhaltensweisen zur Verfügung.

In dieser Hypothese wird ein männliches und ein weibliches Verhaltensregister unterschieden. Das sind Verhaltensweisen, die von diesem Geschlecht jeweils häufiger gezeigt werden, aber auch vom jeweils anderen Geschlecht genutzt werden können. Das ist die Vorbereitung für das Code Switching.

Das Code Switching: Du kannst den Code lernen und verändern.

Hier wird nach geschlechtsspezifischen, unveränderbaren Eigenschaften und geschlechts-typischen Eigenschaften, die jedoch modifiziert werden können, unterschieden. Je nach Situation, sozialer Erwartung und kommunikativer Kompetenz können geschlechtstypische Eigenschaften also verändert werden und man kann auch Verhaltensweisen des jeweils anderen Geschlechts an den Tag legen.
 

Dekonstruktion von Geschlecht und Gender Diversity: Geschlecht ist ein Faktor von vielen.

ab den 2000er Jahren
Biologisches Geschlecht und soziologisches Gender sind zwei Faktoren von vielen, die Verhalten und Kommunikation ebenfalls beeinflussen. Dazu gehören z.B. der sozioökonomische Hinter-grund, der Status, die Ethnie, das Alter, die individuelle Biografie u.v.a.m.
Es gelingt also nicht bestimmte Verhaltensmerkmale und kommunikative Merkmale an das biologische oder psychologische Geschlecht zu binden. Die Lebenswirklichkeit von Menschen ist so vielfältig, dass eine eingeengte Betrachtungsweise nicht ausreichend ist, um die Kommunikation und das Verhalten von Männern und Frauen zu erfassen und zu verstehen. Deshalb sollen vorgeschriebene und fixierte Sozialrollen aufgebrochen werden, um der einzelnen Person einen individuellen Entwicklungsweg und neue Ressourcen jenseits festgeschriebener Normenkontexte zu ermöglichen. Der Blick wird also geweitet, um Menschen in den Kontexten von Religion, Kulturkreis, Ethnie, Alter, Bildung, Biografie, Familie usw. zu betrachten und ihnen ein gleichberechtigtes Miteinander zu ermöglichen.
 

Der Stein des Anstoßes:
Die Zeitschrift Cosmopolitan und das Interview zum Thema BeziehungskommunikatioN

Vor einigen Wochen wurde ich von der Journalistin Ina Küper-Reinermann zum Thema Beziehungskommunikation bzw. Beziehungstaubheit für die Zeitschrift Cosmopolitan interviewt. Der Artikel ist den der Ausgabe (10/2017) erschienen. Die Ausgangsfrage war: »Warum hört mir mein Mann nicht zu?«
Nach meiner kleinen Artikelreihe zum Thema Gender und Kommunikation können Sie zumindest antworten, dass es jedenfalls nicht ursächlich daran liegt, dass er ein Mann ist. Sollten Sie in einer schwierigen Situation so richtig genervt oder wütend sein, können Sie sich mit einem kleinen Schmunzeln denken, dass es nicht daran liegt, dass er EIN Mann ist, sondern dass er »M«EIN Mann ist. (*) Und dieses kleine »M« am Anfang fühlt sich gut an.
Mein persönlicher Wunsch ist es nämlich, dass Männer und Frauen stark und offen in ihrer Kommunikation sind. Stark und offen, damit sich ein Paar das Gute, Sichere und Verlässliche in einer Beziehung bewahrt und das Spannende, Unerwartete und Frische immer wieder durch Kommunikation neu entdeckt.

(*) Umgekehrt können sich das auch Männer über ihre Frauen, Männer über ihre Männer oder Frauen über ihre Frauen denken.

Zusammenfassung: Mit dem Thema »Geschlecht und Kommunikation« sind weltanschauliche Ideen verbunden. Das Konzept »Gender Diversity« bietet einen solchen Ansatz, in dem Personen fern von vorgeschriebenen und fixierten Sozialrollen und Attributionen einen eigenen Lebensentwurf, die eigene Identität und Kommunikation entwickeln können. Im Verständnis von »Gender Diversity« ist dies von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Der diskursive Entwicklungsweg dorthin hat verschiedene Zwischenstufen über die Defizithypothese, die Differenzhypothese und das »Doing Gender« genommen. »Gender Diversity« kann wahrscheinlich bis heute nicht als gesellschaftlicher Konsens gesehen werden.

 

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Nicht nur eine Frage der Gene: Gender & Kommunikation

Als alleiniges Merkmal kann Geschlecht Kommunikationsverhalten nicht erklären kann, doch nimmt es sicherlich Einfluss auf das Kommunikationsverhalten von Personen.
Eine »Frau zu sein« oder ein »Mann zu sein« ist jedoch nicht nur eine Frage der Gene bzw.
der X- und Y-Chromosomen, sondern es ist auch etwas Kulturelles und Sozialisiertes. Das biologische Geschlecht wird als »Sex« bezeichnet, in Abgrenzung zu gesellschaftlich bzw. kulturell geprägten Geschlechtseigenschaften, die als »Gender« bezeichnet werden. So haben sich Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit z.B. über die Zeit hinweg verändert und unterscheiden sich auch in verschiedenen Kulturkreisen. Welche Verhaltensweisen dabei auf Gene und welche Verhaltensweisen auf Sozialisierung zurückzuführen sind, können wir letzt-endlich nicht unterscheiden, da es sich bei jedem Individuum um eine sehr komplexe Interaktion von Anlage und Umwelt handelt.
 

Werden Frauen und Männer, was die Kommunikation betrifft, verschieden sozialisiert?

Im Prozess des Heranwachsens wird ein Kind nicht nur passiv sozialisiert, sondern das Kind ist selbst aktiv in der Identitätsfindung und -ausgestaltung. Und dazu gehört natürlich auch die Entwicklung der eigenen Kommunikation. Sehr wichtig dabei sind Bindungserfahrungen, die sich dann auch auf Beziehungen im Erwachsenenalter auswirken. Sprache und Kommunikation haben und brauchen wir ja, weil wir uns in Beziehungen befinden. Und so befinden wir uns auch immer in Kommunikation und Sprache. Durch die Beziehungserfahrung erleben wir Kommunikation und durchlaufen einen kreativen Aneignungsprozess: Kinder haben Rollen- und Verhaltensvorbilder an denen sie sich orientieren oder von denen sie sich abgrenzen wollen. Und umgekehrt haben auch Erwachsene Erwartungen, Stereotypen und Glaubenssätze wie sich ein Mädchen oder ein Junge verhält bzw. zu verhalten hat. Mädchen werden meist z.B. mehr für verbalsprachliches Handeln und prosoziales Verhalten verstärkt, Jungen meist hingegen mehr für körperliche Aktivität und die Unabhängigkeit betonende Merkmale. Verhalten wird also auch verstärkt oder bestraft.

Jeder kleine Mensch bringt also etwas ganz eigenes durch seine Anlagen mit, was dann in der Interaktion und in den Erfahrungen mit Anderen geformt wird. Durch das Zusammensein erleben und erlernen wir Kommunikation und wir schaffen uns unsere eigene Identität und unser eigenes Rollenbild.

Zusammenfassung: Kommunikationsverhalten lässt sich nicht allein durch das Geschlecht erklären. Außerdem definiert sich Geschlecht nicht nur über biologisches Geschlecht (Sex), sondern auch durch das soziologische Gender. Die Herausbildung von Identität und Kommunikation ist dabei ein sehr komplexer Prozess in dem Anlagefaktoren und Umweltfaktoren interagieren.

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Sind Männer vom Mars und Frauen von der Venus?

Es wird immer wieder die Frage gestellt, ob Frauen und Männer grundsätzlich verschieden kommunizieren? Und falls ja, wo denn dann die Unterschiede liegen und wie sich diese überwinden ließen? Hier lohnt sich ein Blick in die gesellschaftliche und auch wissenschaftliche Entwicklung, um genauer zu verstehen woher diese Vorstellungen kommen. Denn irgendwie erscheint es ja auch plausibel, dass dem so ist. Denn die meisten haben schon irgendwelche Erfahrungen gemacht, die diese Annahme stützen.


Ist Kommunikation vom Geschlecht abhängig?

Geschlecht als alleiniges Merkmal kann Kommunikationsverhalten nicht erklären. Die Annahme dass Frauen und Männer grundsätzlich unterschiedlich kommunizieren, nennt sich Differenzhypothese und war eine Vorstellung die vor allem in den 1980er Jahre vorherrschte. Da gab es Slogans wie »Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus«. Die Hypothese zielte darauf ab, dass Kommunikationsverhalten biologisch determiniert sei. Männlichkeit und Weiblichkeit wurden als zwei vollkommen unabhängige Dimensionen gesehen. Damals sind in Untersuchungen ganze Listen von Unterschieden erstellt worden. Heute wissen wir, dass in Summe die Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern deutlich häufiger sind als die Unterschiede. Die Genderforschung hat sich hier wesentlich entwickelt und Geschlecht und damit auch kommunikatives Verhalten werden heute nicht mehr in dieser Polarität betrachtet.
 

Häufigkeit von gezeigtem Ausdrucksverhalten

Wesentlich ist dabei kommunikatives Ausdrucksverhalten und das zeigt sich durch drei Ebenen: Sprache, Stimme und Körper. Zur Sprache gehören Dinge wie die Wortwahl, der Satzbau, die Verwendung von Füllwörtern, Floskeln und Weichmachern, aber auch das Sprechen in Bildern. Alles was wir also aufschreiben können. Die Stimme ist dann das, wie es klingt. Hierzu gehören Faktoren wie Resonanz, Lautstärke, Stimmmelodie, Betonungen, Pausen, Sprechtempo und die Stimmlage. Und der Körperausdruck ist dann alles was man sehen kann. Hierzu gehören Mimik, Gestik, Blickkontakt, Bewegungsverhalten und Nähe-Distanz-Verhalten. Mit Sprache, Stimme und Körper können wir unsere Kommunikation also gestalten.

Dabei gibt es kommunikative Verhaltensweisen, die jeweils bei Männern und Frauen häufiger auftauchen. Es ist jedoch sehr wichtig, dass deshalb noch lange nicht dieses Verhalten an sich männlich oder weiblich ist. So zeigen Frauen häufiger Abschwächungen, wie z.B. Frageformen, Weichmacher oder Lächelverhalten, unterstützende Rezipienzsignale, wie Nicken und ein bestätigendes »Mmh«, sowie geringeren Blickkontakt oder geringere Raumnutzung. Männer hingegen zeigen häufiger relativ lautes Sprechen, sie unterbrechen häufiger, halten deutlicher Blickkontakt oder nehmen mehr Raum ein. Es ist wichtig, dass diese Verhaltensweisen aber auch vom jeweils anderen Geschlecht gezeigt werden können. Dieses Verhalten nimmt dann Einfluss auf unsere Wirkung und das sogenannte Turn-taking, das heißt wie der Wechsel zwischen den Sprechern funktioniert.

Man sollte sich jedoch bewusst machen, dass jedes Verhalten situativ ist. So kann ich auch als Frau z.B. im Gespräch mit meinem / meiner Vorgesetzten laut sprechen, deutlichen Blickkontakt zeigen und viel Raum einnehmen - in einer anderen Situation dies aber genau nicht tun. Und durch das Zeigen des Verhaltens wird eine Frau auch nicht gleich »zum Mann«. Umgekehrt können Männer bspw. situativ leiser sprechen und viele bestärkende Rezipienzsignale einsetzen. Es geht um die Angemessenheit des Verhaltens. Und das nehmen wir in der Situation sehr intuitiv wahr.
 

Kommunikation ist durch viele Faktoren geformt

Zusammenfassend kann man also sagen: Kommunikation ist ein extrem komplexes Phänomen, das durch sehr viele Faktoren beeinflusst und geformt wird. Diese Faktoren sind alle personenspezifisch. Biologisches Geschlecht und soziologisches Gender sind nur zwei davon. Kommunikationsverhalten ist in hohem Maße erlernt und ist deshalb unter anderem abhängig von Kultur, Beziehungen und Bindungsverhalten zu Familie und Freunden, Bildung, Rollenverständnis und vielem anderen mehr. Jeder Mensch entwickelt damit eine eigene Kommunikationsbiografie. Darin sind alle Erfahrungen enthalten, die diese Person gemacht hat und das beeinflusst das Verhalten in zukünftigen Situationen. In jeder Situation und mit jeder Person zeigt sich Kommunikation neu. Wenn jemand das Kommunikationsverhalten alleinig durch das biologische Geschlecht erklären möchte, ist dies eine falsche Verkürzung.

 

Zusammenfassung: Kommunikation ist ein komplexes Phänomen, das durch sehr viele Faktoren beeinflusst und geformt wird. Biologisches Geschlecht und soziologisches Gender sind zwei davon. So kann Geschlecht als alleiniges Merkmal Kommunikationsverhalten nicht erklären. Manche kommunikative Verhaltensweisen werden von Männern und Frauen jedoch häufiger gezeigt. Verhalten an sich hat jedoch kein Geschlecht.

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Interview mit der Zeitschrift Cosmopolitan

Foto: Julia Rupprecht

Foto: Julia Rupprecht

Vor einigen Wochen bekam ich einen Anruf von der Journalistin Ina Küper-Reinermann, die für die Zeitschrift Cosmopolitan schreibt. Sie würde mich gerne als Kommunikations-expertin für einen Artikel zum Thema »Beziehungstaubheit« interviewen. In der aktuellen Ausgabe 10/2017 ist der Artikel unter dem Titel »Hör mir zu, Mann!« erschienen. Darin werden ein paar kurze Passagen aus dem Interview mit mir zitiert.

Gerne möchte ich es zum Anlass nehmen hier in meinem Blog nochmals etwas genauer auf das Thema Beziehungskommunikation einzugehen. Denn in der Intimität einer Paarbeziehung liegen so viele Bedürfnisse, Hoffnungen und Erwartungen — und diese zeigen sich ganz besonders in der Kommunikation zwischen den Partnern.

Durch die Fragestellungen der Journalistin ist mir nochmals stärker bewusst geworden, welche Vorstellungen, Wünsche und Ängste, aber auch Stereotype und Mythen über Beziehungs-kommunikation existieren. Ein paar Fragen zum Thema »Beziehungstaubheit« möchte ich deshalb aufgreifen und aus meiner Perspektive dazu Stellung nehmen. Außerdem werde ich in den kommenden Tagen ein paar Artikel zum Thema »Beziehungskommunikation« sowie »Gender und Kommunikation« veröffentlichen.

 

Warum ist es so kränkend, wenn man sich überhört fühlt?

Das Gefühl nicht gehört zu werden, ist ein Gefühl der Zurückweisung. Doch gerade in einer Liebesbeziehung leben wir unsere Bedürfnisse nach Liebe, Anerkennung und Wertschätzung der eigenen Person. In diesem Fall fühle ich mich uns also in meinem innersten Bedürfnissen von meinem Partner nicht wahrgenommen. Doch eine Frage ist: Werde ich überhört oder fühle ich mich so? Jede Person hat da auch eine andere Erwartungshaltung und implizit ein anderes Maß dafür, wann er oder sie sich genügend gehört fühlt. Bedürfnisstrukturen und die Befriedigung von Bedürfnissen sind also bei jedem etwas unterschiedlich ausgeprägt.

Natürlich ist die Erwartungshaltung an den Partner, mit dem man Intimität und Vertrautheit teilt, diese Bedürfnisse zu beantworten recht groß. Deshalb muss jeder immer wieder für sich selbst schauen: Welchen Wert, welche Anerkennung und welche Liebe kann ich mir selbst geben? Was kann und darf ich von meinem Partner erwarten? Wenn ich jedoch bemerke, dass es mich wirklich stört, dass ich mich nicht gehört fühle, kann ich mir zunächst die Frage stellen: Warum stört es mich so sehr? Welches Bedürfnis liegt dahinter? Welche Befürchtung oder Angst liegt dahinter? Wenn ein solches Bedürfnis oder eine solche Angst zum Vorschein tritt, kann es sinnvoll sein, das mit dem Partner zu teilen, um ihm bzw. ihr zu zeigen warum es für mich so wichtig ist. Denn gewisse Bedürfnisse sind in einer Beziehung einfach nicht verhandelbar. Der Rest schon und hier kommt dann Kommunikation ins Spiel.
 

Muss ich akzeptieren, dass ihn manche Dinge schlicht nicht interessieren? Und falls ja, wie gelingt es, dass ich mich trotzdem nicht überhört fühle?

Vielleicht muss ich es nicht nur akzeptieren, vielleicht sollte ich mich sogar darüber freuen. Ich sollte nicht automatisch den Schluss ziehen, dass sich der Partner nicht für mich als Person interessiert, nur weil er sich nicht immer für alle meine Themen interessiert. Aber hier liegt auch großes Potenzial: In einer Beziehung gibt es Themen die man teilt und die man auch gemeinsam gestaltet. Es muss aber auch genauso Themen geben, die nur mein Eigen sind. Es muss sie geben. Sonst erlebe ich mich in ständiger Abhängigkeit von meinem Partner und seiner Bestätigung. Themen wo ich also für mich sein darf, da wo ich eigene Interessen unabhängig vom Partner leben kann. Und es ist auch ein Ort, wo ich für meinen Partner auch wieder neuartig, unbekannt, interessant und überraschend sein kann. Dadurch kann Kommunikation in der Beziehung wieder neu belebt werden. Da wo auch mal ein Geheimnis oder was Unerwartetes ist, kann die Neugierde auf den Anderen Kommunikation neu entfachen.
 

Liebe ist die Feier der Unterschiedlichkeit der Partner

Der Wunsch nach einer funktionierenden Beziehungskommunikation geht dahin, dass beide Partner die Beziehung leben, gestalten und mit Sinn erfüllen. Sinn den beide Partner erleben und spüren. Dieser Sinn ist aber auf keinen Fall als Symbiose zu verstehen, sondern als Erleben einer gemeinsamen Perspektive mit verbindenden Zielen und Wertevorstellungen. Es geht um Intimität, Vertrauen, Leidenschaft und die Entscheidung für einen Partner. Und das wird immer und immer wieder auf’s Neue durch das Sprechen mit dem Anderen erneuert, verhandelt und bekräftigt. Manchmal kann es auch das gemeinsame Schweigen sein. Wenn man so will, ist Liebe die ständige Feier der Unterschiedlichkeit der Partner, die eben auch durch Kommunikation erfahrbar wird. Wenn wir Symbiose und Verschmelzung hätten, dann hätten wir uns nichts mehr zu sagen.

Deshalb ist mein persönlicher Wunsch, dass Menschen so offen und stark in ihrer Kommunikation sind, dass sie situativ angemessen, kongruent in ihrem Gefühl und ihrem Ausdruck und damit authentisch-konstruktiv miteinander sprechen können.

 

Zusammenfassung: In der aktuellen deutschsprachigen Ausgabe der Cosmopolitan (10/2017) ist ein Artikel mit dem Titel »Hör mir zu, Mann!« erschienen. Darin werden ein paar Aussagen aus einem Interview mit mir zitiert. In einer Folge von Artikeln möchte ich zu den Themen »Beziehungskommunikation« sowie »Gender und Kommunikation« Stellung nehmen, um Menschen in einer angemessenen, kongruenten und konstruktiven Kommunikation zu stärken.

P.S.: Vielen Dank an Ina Küper-Reinermann für das Vertrauen sich mit ihren Interview-fragen an mich zu wenden!
 

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