Kommunikation

Zeig' Eier gegen Extremismus!

Seit ein paar Jahren hängen wir in meiner Familie „politische Eier“ auf unseren Osterstrauch. Nach dem Auspusten und Anmalen überlegen wir uns Aussagen oder Wünsche, die wir dann
auf diese Eier schreiben. Mal witzig, mal ernst, können sie alle möglichen Themen betreffen,
von Tier- und Umweltschutz über Politik bis hin zu Wirtschaft und Soziales. Es ist wichtig, dass uns dieses Thema berührt. Dann kommt’s auf’s Ei!

Das Ei ist als Keimzelle ein Symbol für Leben, Heranreifen und Wachstum. Und so können auch diese Wünsche und Aussagen heranreifen und wachsen, um etwas in den Menschen, die sie lesen, anzustoßen. Denn Worte tragen Bedeutung: geteilte Bedeutung und ganz persönliche Bedeutung. Und durch diese Bedeutungen erfahren, begreifen und konstruieren wir uns unsere Welt. Wir machen uns unsere Welt - mit und durch Sprache.
 

Zeig' Eier gegen Extremismus!

Konzept: Julia Rupprecht, Design: Daniela Layher

Konzept: Julia Rupprecht, Design: Daniela Layher

Genau diese Kraft von Sprache möchte ich für die Oster-Postkarten nutzen. Die Karten tragen das Motto „Zeig’ Eier gegen Extremismus!“. In das weiße Ei kann die Absenderin oder der Absender einen Wunsch oder eine Aussage schreiben — auf die Rückseite die Ostergrüße. Auf diese Weise sollen viele gute Ideen, Wünsche und Aussagen verschickt werden. Von einer Person für eine Person. Denn es geht nicht darum, dass eine einzige Vorstellung eines guten Miteinander in einer diversen Gesellschaft geteilt wird. Jede und jeder kann seine eigene positive Vorstellung und Perspektive in dieses Ei schreiben, damit die Pluralität der Wünsche sichtbar wird.
 


Die Kraft von Sprache: Ein Wort sagt mehr als tausend Bilder

Menschliche Sprache ist faszinierend. Durch Sprache sind wir in der Lage Dinge unabhängig von Zeit und Raum zu beschreiben. Unsere Sprache, mit ihrem Wortschatz, ihrer Grammatik und Morphologie, ihrer Semantik und Pragmatik, bietet uns die Möglichkeit differenziert mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren. Sprache, Sprechen und Denken sind dabei nicht das Selbe, doch sehr eng miteinander verwoben.
Sprachliche Bedeutung ist arbiträr, das bedeutet, dass ein Wort willkürlich einer bezeichneten Sache zugeordnet ist. Es ist nur unsere Übereinkunft und Konvention, dass wir einen Baum als <Baum>, ein Buch als <Buch>, oder Freiheit als <Freiheit> bezeichnen. Wir könnten auch ganz andere Wort dafür verwenden. Es gibt nichts, was es notwendig machen würde eine bestimmte Bezeichnung zu wählen. Und darin liegt die unschlagbare Stärke, aber auch eine große Schwie-rigkeit von Sprache: ihre Mehrdeutigkeit, dass Bedeutung weiter expliziert werden muss, um immer genauer und präziser zu werden.
Gleichzeitig bedeutet das, dass ein Wort mehr als tausend Bilder sagt, da z.B. das Wort <Stuhl>in der Lage ist unendlich viele Varianten eines Stuhls zu bezeichnen. Präziser könnte man sagen: das Wort <Stuhl> bezeichnet nur das Konzept eines Stuhls. Welche konkreten inneren Bilder oder Vorstellungen bei der Person entstehen, die das Wort hört, ist damit nicht festgelegt. Es eröffnet sich ein Raum unendlicher Möglichkeiten in der Vorstellung, im Sprechen, Zuhören und Verstehen. Das bedeutet auch, dass in unserer Sprache ein Potential großer Kreativität und Ambiguität steckt.
 

Bedeutung ist geteilt und gleichzeitig individuell

Bei sehr konkreten, gegenständlichen Dingen wie einem Stuhl oder einem Baum, können wir meist ganz gut damit umgehen. Doch ein großer Teil der Begriffe die wir verwenden bezeichnen sehr komplexe und abstrakte Sachverhalte und Dinge, wie z.B. Freiheit, Liebe oder Integration.
Bei Begriffen gibt es also immer einen Teil der Bedeutung, der von den meisten oder allen Menschen geteilt wird, und einen Teil der Bedeutung, der sehr individuell ist, da er von Erfah-rungen, Erlebnissen, Emotionen, Haltungen und Einstellungen geprägt ist. Und diese Aspekte von Begriffsbedeutungen entwickeln sich in der Interaktion von Menschen. Und sie werden als komplexe Bedeutung zusammen mit dem Begriff aktiviert. Durch den Begriff entsteht also eine innere Realität die wesentlich mehr ist als das Wort und die bezeichnete Sache. Ein und die selbe Äußerung kann also aufgrund der inneren Verwobenheit von Erleben, Sprache, Denken und Emotion, sehr Unterschiedliches auslösen.
Es ist also immer wichtig am Verständnis und an der erlebensbezogenen Bedeutung einer anderen Person aufrichtig interessiert zu sein. So kann man vermeiden über sehr unterschied- liche Dinge zu sprechen, obwohl man vermeintlich über das Gleiche spricht. Und hier liegt auch die Chance Realität durch Sprache bewusst zu gestalten.
 

Innere Vorstellungen und Überzeugungen führen zu einer selektiven Wahrnehmung

Sprache ist sehr mächtig. Denn diese Verwobenheit von Denken, Erleben und Sprache führt
zu inneren Vorstellungswelten und Überzeugungen. Überzeugungen und Einstellungen beein-flussen unsere Wahrnehmung und unser Handeln. Diesen Zusammenhang habe ich in einem früheren Artikel beschrieben. Durch Sprache und einen differenzierten Umgang mit Bedeutungen bekommen wir auch hier einen Gestaltungsspielraum, um Einstellungen zu hinterfragen und ggf. zu verändern.
Gerade Metaphern bedienen sich dabei der Adressierung innerer Bilder und bildhaften Denkens. In einer Metapher sind also Bilder, Bedeutungen und Erleben verknüpft. Dabei wird durch eine Metapher ein sehr komplexer Sachverhalt leicht verständlich und leicht zugänglich dargestellt. Genau hier liegt wieder die Mächtigkeit von Sprache, da die Metapher innere Vorstellungswelten gestaltet. Es ist entscheidend welche Bilder ein Sprecher verwendet, da er auf einer sehr suggestiven und impliziten Ebene, Vorstellungen weitergeben kann. Wie sprechen wir also über die Dinge?! Es ist entscheidend dafür wie wir handeln.

Sprechen Sie »Gender Diversity«?

Sicherlich haben Sie den Begriff »Gender Diversity« schon mal gehört. Manch einer bzw. eine mag denken, dass ihm oder ihr gar nicht so klar ist, was das eigentlich genau sein soll. Diversität, also Verschiedenheit. Damit das Zusammenleben in Verschiedenheit gelingt, braucht es jede Menge Toleranz. Das bedeutet eben auch, dass eine plurale Gesellschaft ein zukunftsweisendes Konzept braucht, wie wir unsere Gesellschaft als Ganzes und die Identitäten der Einzelnen begreifen, damit diese Unterschiedlichkeit von Menschen in einer pluralen Gesellschaft nebeneinander existieren kann. »Gender Diversity« bietet so ein weltanschauliches Konzept.

Was verbirgt sich also hinter diesem Konzept? Welche Ideen befinden sich darin? Und wie war der Entwicklungsweg der zu »Gender Diversity« geführt hat?
Im letzten Artikel aus meiner kleinen Reihe zu Gender und Kommunikation möchte ich mich mit diesen Fragen auseinander setzen, um am Ende wieder beim Stein des Anstoßes anzukommen.
 

Entwicklungsphasen der Genderforschung

Es ist überhaupt keine Selbstverständlichkeit, dass wir im Großen und Ganzen in einer aufgeklärten und gleichberechtigten Gesellschaft leben, wobei es sicherlich für viele Personengruppen noch notwendiger Verbesserungen bedarf. Der Blick in die jüngere Vergangenheit verrät, dass es hier massive Umwälzungen gegeben hat. Einige Veränderungen lassen sich anhand des Forschungsdiskurses der Genderforschung nachvollziehen. Dort gab es jeweils vorherrschende Paradigmen und Paradigmenwechsel. Diese wollen wir uns zunächst in einer Übersicht anschauen. Es werden vier große Paradigmen in den letzten 60 bis 70 Jahren unterschieden:

  • bis in die 1950er Jahre: Defizithypothese

  • 1960er bis 1980er Jahre: Differenzhypothese

  • 1990er Jahre: Doing Gender

  • ab den 2000er Jahren: Dekonstruktion von Geschlecht und Gender Diversity

Bei den Zeitangaben handelt es sich jeweils nur um ungefähre Zeiträume, da sich diese Entwicklung im Diskurs natürlich nur allmählich ergeben hat. Was haben nun also die einzelnen Paradigmen ausgesagt?
 

Die Defizithypothese: Männliches Verhalten ist die Norm.

bis in die 1950er Jahre
Hier werden männliche Verhaltensweisen und männliche Kommunikation als die Norm betrach-tet. Es wird zum Ideal und damit zum Erstrebenswerten erhoben. Weibliches Verhalten und weibliche Kommunikation wird auf diese Norm bezogen und damit automatisch als defizitär erachtet. Schlimmer noch: in dieser Zeit begreifen und erleben sich Frauen selbst so. Da Frau eine Frau ist, kann sie gewisse Dinge einfach nicht. Sie wird sie nie können. Und das war das Konzept, das viele Männer von Frauen hatten, und leider auch viele Frauen von sich selbst. Das männliche Ideal bleibt dem Mann aufgrund seines Geschlechts vorbehalten.
 

Die Differenzhypothese: Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus.

ca. 1960er bis 1980er Jahre
In diesem Paradigma wird weibliches Verhalten und weibliche Kommunikation nicht automatisch als defizitär betrachtet, sondern als grundsätzlich verschieden von männlichen Verhaltenswei-sen. In dieser Zeit wurden ganze Listen von Unterschieden erstellt, was typisch männlich und was typisch weiblich sei. Männlichkeit und Weiblichkeit werden also als zwei vollkommen von-einander unabhängige Dimensionen gesehen. Damit wurde unterstrichen, dass Männer und Frauen aufgrund ihrer Biologie einfach unterschiedlich sind und dass sich diese Unterschied-lichkeit auch nicht überkommen lässt.
 

Doing Gender: Du hast kein Geschlecht. Du machst es!

1990er Jahre
Hier tritt erstmals der Begriff Gender auf. Geschlechtliches Verhalten wird also nicht nur das biologische Geschlecht, sondern vor allem auch durch sozio-kulturelle und psychische Einflüsse geformt. Dadurch werden Fragen nach Rollen und Rollenbildern, Attributionen, Darstellungen und Wirkungen hervorgerufen. Hier werden nochmals zwei Teilhypothesen unterschieden: die Registerhypothese und das sogenannte Code Switching.
 

Die Registerhypothese: Dir stehen unterschiedliche Verhaltensweisen zur Verfügung.

In dieser Hypothese wird ein männliches und ein weibliches Verhaltensregister unterschieden. Das sind Verhaltensweisen, die von diesem Geschlecht jeweils häufiger gezeigt werden, aber auch vom jeweils anderen Geschlecht genutzt werden können. Das ist die Vorbereitung für das Code Switching.

Das Code Switching: Du kannst den Code lernen und verändern.

Hier wird nach geschlechtsspezifischen, unveränderbaren Eigenschaften und geschlechts-typischen Eigenschaften, die jedoch modifiziert werden können, unterschieden. Je nach Situation, sozialer Erwartung und kommunikativer Kompetenz können geschlechtstypische Eigenschaften also verändert werden und man kann auch Verhaltensweisen des jeweils anderen Geschlechts an den Tag legen.
 

Dekonstruktion von Geschlecht und Gender Diversity: Geschlecht ist ein Faktor von vielen.

ab den 2000er Jahren
Biologisches Geschlecht und soziologisches Gender sind zwei Faktoren von vielen, die Verhalten und Kommunikation ebenfalls beeinflussen. Dazu gehören z.B. der sozioökonomische Hinter-grund, der Status, die Ethnie, das Alter, die individuelle Biografie u.v.a.m.
Es gelingt also nicht bestimmte Verhaltensmerkmale und kommunikative Merkmale an das biologische oder psychologische Geschlecht zu binden. Die Lebenswirklichkeit von Menschen ist so vielfältig, dass eine eingeengte Betrachtungsweise nicht ausreichend ist, um die Kommunikation und das Verhalten von Männern und Frauen zu erfassen und zu verstehen. Deshalb sollen vorgeschriebene und fixierte Sozialrollen aufgebrochen werden, um der einzelnen Person einen individuellen Entwicklungsweg und neue Ressourcen jenseits festgeschriebener Normenkontexte zu ermöglichen. Der Blick wird also geweitet, um Menschen in den Kontexten von Religion, Kulturkreis, Ethnie, Alter, Bildung, Biografie, Familie usw. zu betrachten und ihnen ein gleichberechtigtes Miteinander zu ermöglichen.
 

Der Stein des Anstoßes:
Die Zeitschrift Cosmopolitan und das Interview zum Thema BeziehungskommunikatioN

Vor einigen Wochen wurde ich von der Journalistin Ina Küper-Reinermann zum Thema Beziehungskommunikation bzw. Beziehungstaubheit für die Zeitschrift Cosmopolitan interviewt. Der Artikel ist den der Ausgabe (10/2017) erschienen. Die Ausgangsfrage war: »Warum hört mir mein Mann nicht zu?«
Nach meiner kleinen Artikelreihe zum Thema Gender und Kommunikation können Sie zumindest antworten, dass es jedenfalls nicht ursächlich daran liegt, dass er ein Mann ist. Sollten Sie in einer schwierigen Situation so richtig genervt oder wütend sein, können Sie sich mit einem kleinen Schmunzeln denken, dass es nicht daran liegt, dass er EIN Mann ist, sondern dass er »M«EIN Mann ist. (*) Und dieses kleine »M« am Anfang fühlt sich gut an.
Mein persönlicher Wunsch ist es nämlich, dass Männer und Frauen stark und offen in ihrer Kommunikation sind. Stark und offen, damit sich ein Paar das Gute, Sichere und Verlässliche in einer Beziehung bewahrt und das Spannende, Unerwartete und Frische immer wieder durch Kommunikation neu entdeckt.

(*) Umgekehrt können sich das auch Männer über ihre Frauen, Männer über ihre Männer oder Frauen über ihre Frauen denken.

Zusammenfassung: Mit dem Thema »Geschlecht und Kommunikation« sind weltanschauliche Ideen verbunden. Das Konzept »Gender Diversity« bietet einen solchen Ansatz, in dem Personen fern von vorgeschriebenen und fixierten Sozialrollen und Attributionen einen eigenen Lebensentwurf, die eigene Identität und Kommunikation entwickeln können. Im Verständnis von »Gender Diversity« ist dies von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Der diskursive Entwicklungsweg dorthin hat verschiedene Zwischenstufen über die Defizithypothese, die Differenzhypothese und das »Doing Gender« genommen. »Gender Diversity« kann wahrscheinlich bis heute nicht als gesellschaftlicher Konsens gesehen werden.

 

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Nicht nur eine Frage der Gene: Gender & Kommunikation

Als alleiniges Merkmal kann Geschlecht Kommunikationsverhalten nicht erklären kann, doch nimmt es sicherlich Einfluss auf das Kommunikationsverhalten von Personen.
Eine »Frau zu sein« oder ein »Mann zu sein« ist jedoch nicht nur eine Frage der Gene bzw.
der X- und Y-Chromosomen, sondern es ist auch etwas Kulturelles und Sozialisiertes. Das biologische Geschlecht wird als »Sex« bezeichnet, in Abgrenzung zu gesellschaftlich bzw. kulturell geprägten Geschlechtseigenschaften, die als »Gender« bezeichnet werden. So haben sich Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit z.B. über die Zeit hinweg verändert und unterscheiden sich auch in verschiedenen Kulturkreisen. Welche Verhaltensweisen dabei auf Gene und welche Verhaltensweisen auf Sozialisierung zurückzuführen sind, können wir letzt-endlich nicht unterscheiden, da es sich bei jedem Individuum um eine sehr komplexe Interaktion von Anlage und Umwelt handelt.
 

Werden Frauen und Männer, was die Kommunikation betrifft, verschieden sozialisiert?

Im Prozess des Heranwachsens wird ein Kind nicht nur passiv sozialisiert, sondern das Kind ist selbst aktiv in der Identitätsfindung und -ausgestaltung. Und dazu gehört natürlich auch die Entwicklung der eigenen Kommunikation. Sehr wichtig dabei sind Bindungserfahrungen, die sich dann auch auf Beziehungen im Erwachsenenalter auswirken. Sprache und Kommunikation haben und brauchen wir ja, weil wir uns in Beziehungen befinden. Und so befinden wir uns auch immer in Kommunikation und Sprache. Durch die Beziehungserfahrung erleben wir Kommunikation und durchlaufen einen kreativen Aneignungsprozess: Kinder haben Rollen- und Verhaltensvorbilder an denen sie sich orientieren oder von denen sie sich abgrenzen wollen. Und umgekehrt haben auch Erwachsene Erwartungen, Stereotypen und Glaubenssätze wie sich ein Mädchen oder ein Junge verhält bzw. zu verhalten hat. Mädchen werden meist z.B. mehr für verbalsprachliches Handeln und prosoziales Verhalten verstärkt, Jungen meist hingegen mehr für körperliche Aktivität und die Unabhängigkeit betonende Merkmale. Verhalten wird also auch verstärkt oder bestraft.

Jeder kleine Mensch bringt also etwas ganz eigenes durch seine Anlagen mit, was dann in der Interaktion und in den Erfahrungen mit Anderen geformt wird. Durch das Zusammensein erleben und erlernen wir Kommunikation und wir schaffen uns unsere eigene Identität und unser eigenes Rollenbild.

Zusammenfassung: Kommunikationsverhalten lässt sich nicht allein durch das Geschlecht erklären. Außerdem definiert sich Geschlecht nicht nur über biologisches Geschlecht (Sex), sondern auch durch das soziologische Gender. Die Herausbildung von Identität und Kommunikation ist dabei ein sehr komplexer Prozess in dem Anlagefaktoren und Umweltfaktoren interagieren.

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Sind Männer vom Mars und Frauen von der Venus?

Es wird immer wieder die Frage gestellt, ob Frauen und Männer grundsätzlich verschieden kommunizieren? Und falls ja, wo denn dann die Unterschiede liegen und wie sich diese überwinden ließen? Hier lohnt sich ein Blick in die gesellschaftliche und auch wissenschaftliche Entwicklung, um genauer zu verstehen woher diese Vorstellungen kommen. Denn irgendwie erscheint es ja auch plausibel, dass dem so ist. Denn die meisten haben schon irgendwelche Erfahrungen gemacht, die diese Annahme stützen.


Ist Kommunikation vom Geschlecht abhängig?

Geschlecht als alleiniges Merkmal kann Kommunikationsverhalten nicht erklären. Die Annahme dass Frauen und Männer grundsätzlich unterschiedlich kommunizieren, nennt sich Differenzhypothese und war eine Vorstellung die vor allem in den 1980er Jahre vorherrschte. Da gab es Slogans wie »Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus«. Die Hypothese zielte darauf ab, dass Kommunikationsverhalten biologisch determiniert sei. Männlichkeit und Weiblichkeit wurden als zwei vollkommen unabhängige Dimensionen gesehen. Damals sind in Untersuchungen ganze Listen von Unterschieden erstellt worden. Heute wissen wir, dass in Summe die Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern deutlich häufiger sind als die Unterschiede. Die Genderforschung hat sich hier wesentlich entwickelt und Geschlecht und damit auch kommunikatives Verhalten werden heute nicht mehr in dieser Polarität betrachtet.
 

Häufigkeit von gezeigtem Ausdrucksverhalten

Wesentlich ist dabei kommunikatives Ausdrucksverhalten und das zeigt sich durch drei Ebenen: Sprache, Stimme und Körper. Zur Sprache gehören Dinge wie die Wortwahl, der Satzbau, die Verwendung von Füllwörtern, Floskeln und Weichmachern, aber auch das Sprechen in Bildern. Alles was wir also aufschreiben können. Die Stimme ist dann das, wie es klingt. Hierzu gehören Faktoren wie Resonanz, Lautstärke, Stimmmelodie, Betonungen, Pausen, Sprechtempo und die Stimmlage. Und der Körperausdruck ist dann alles was man sehen kann. Hierzu gehören Mimik, Gestik, Blickkontakt, Bewegungsverhalten und Nähe-Distanz-Verhalten. Mit Sprache, Stimme und Körper können wir unsere Kommunikation also gestalten.

Dabei gibt es kommunikative Verhaltensweisen, die jeweils bei Männern und Frauen häufiger auftauchen. Es ist jedoch sehr wichtig, dass deshalb noch lange nicht dieses Verhalten an sich männlich oder weiblich ist. So zeigen Frauen häufiger Abschwächungen, wie z.B. Frageformen, Weichmacher oder Lächelverhalten, unterstützende Rezipienzsignale, wie Nicken und ein bestätigendes »Mmh«, sowie geringeren Blickkontakt oder geringere Raumnutzung. Männer hingegen zeigen häufiger relativ lautes Sprechen, sie unterbrechen häufiger, halten deutlicher Blickkontakt oder nehmen mehr Raum ein. Es ist wichtig, dass diese Verhaltensweisen aber auch vom jeweils anderen Geschlecht gezeigt werden können. Dieses Verhalten nimmt dann Einfluss auf unsere Wirkung und das sogenannte Turn-taking, das heißt wie der Wechsel zwischen den Sprechern funktioniert.

Man sollte sich jedoch bewusst machen, dass jedes Verhalten situativ ist. So kann ich auch als Frau z.B. im Gespräch mit meinem / meiner Vorgesetzten laut sprechen, deutlichen Blickkontakt zeigen und viel Raum einnehmen - in einer anderen Situation dies aber genau nicht tun. Und durch das Zeigen des Verhaltens wird eine Frau auch nicht gleich »zum Mann«. Umgekehrt können Männer bspw. situativ leiser sprechen und viele bestärkende Rezipienzsignale einsetzen. Es geht um die Angemessenheit des Verhaltens. Und das nehmen wir in der Situation sehr intuitiv wahr.
 

Kommunikation ist durch viele Faktoren geformt

Zusammenfassend kann man also sagen: Kommunikation ist ein extrem komplexes Phänomen, das durch sehr viele Faktoren beeinflusst und geformt wird. Diese Faktoren sind alle personenspezifisch. Biologisches Geschlecht und soziologisches Gender sind nur zwei davon. Kommunikationsverhalten ist in hohem Maße erlernt und ist deshalb unter anderem abhängig von Kultur, Beziehungen und Bindungsverhalten zu Familie und Freunden, Bildung, Rollenverständnis und vielem anderen mehr. Jeder Mensch entwickelt damit eine eigene Kommunikationsbiografie. Darin sind alle Erfahrungen enthalten, die diese Person gemacht hat und das beeinflusst das Verhalten in zukünftigen Situationen. In jeder Situation und mit jeder Person zeigt sich Kommunikation neu. Wenn jemand das Kommunikationsverhalten alleinig durch das biologische Geschlecht erklären möchte, ist dies eine falsche Verkürzung.

 

Zusammenfassung: Kommunikation ist ein komplexes Phänomen, das durch sehr viele Faktoren beeinflusst und geformt wird. Biologisches Geschlecht und soziologisches Gender sind zwei davon. So kann Geschlecht als alleiniges Merkmal Kommunikationsverhalten nicht erklären. Manche kommunikative Verhaltensweisen werden von Männern und Frauen jedoch häufiger gezeigt. Verhalten an sich hat jedoch kein Geschlecht.

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Interview mit der Zeitschrift Cosmopolitan

Foto: Julia Rupprecht

Foto: Julia Rupprecht

Vor einigen Wochen bekam ich einen Anruf von der Journalistin Ina Küper-Reinermann, die für die Zeitschrift Cosmopolitan schreibt. Sie würde mich gerne als Kommunikations-expertin für einen Artikel zum Thema »Beziehungstaubheit« interviewen. In der aktuellen Ausgabe 10/2017 ist der Artikel unter dem Titel »Hör mir zu, Mann!« erschienen. Darin werden ein paar kurze Passagen aus dem Interview mit mir zitiert.

Gerne möchte ich es zum Anlass nehmen hier in meinem Blog nochmals etwas genauer auf das Thema Beziehungskommunikation einzugehen. Denn in der Intimität einer Paarbeziehung liegen so viele Bedürfnisse, Hoffnungen und Erwartungen — und diese zeigen sich ganz besonders in der Kommunikation zwischen den Partnern.

Durch die Fragestellungen der Journalistin ist mir nochmals stärker bewusst geworden, welche Vorstellungen, Wünsche und Ängste, aber auch Stereotype und Mythen über Beziehungs-kommunikation existieren. Ein paar Fragen zum Thema »Beziehungstaubheit« möchte ich deshalb aufgreifen und aus meiner Perspektive dazu Stellung nehmen. Außerdem werde ich in den kommenden Tagen ein paar Artikel zum Thema »Beziehungskommunikation« sowie »Gender und Kommunikation« veröffentlichen.

 

Warum ist es so kränkend, wenn man sich überhört fühlt?

Das Gefühl nicht gehört zu werden, ist ein Gefühl der Zurückweisung. Doch gerade in einer Liebesbeziehung leben wir unsere Bedürfnisse nach Liebe, Anerkennung und Wertschätzung der eigenen Person. In diesem Fall fühle ich mich uns also in meinem innersten Bedürfnissen von meinem Partner nicht wahrgenommen. Doch eine Frage ist: Werde ich überhört oder fühle ich mich so? Jede Person hat da auch eine andere Erwartungshaltung und implizit ein anderes Maß dafür, wann er oder sie sich genügend gehört fühlt. Bedürfnisstrukturen und die Befriedigung von Bedürfnissen sind also bei jedem etwas unterschiedlich ausgeprägt.

Natürlich ist die Erwartungshaltung an den Partner, mit dem man Intimität und Vertrautheit teilt, diese Bedürfnisse zu beantworten recht groß. Deshalb muss jeder immer wieder für sich selbst schauen: Welchen Wert, welche Anerkennung und welche Liebe kann ich mir selbst geben? Was kann und darf ich von meinem Partner erwarten? Wenn ich jedoch bemerke, dass es mich wirklich stört, dass ich mich nicht gehört fühle, kann ich mir zunächst die Frage stellen: Warum stört es mich so sehr? Welches Bedürfnis liegt dahinter? Welche Befürchtung oder Angst liegt dahinter? Wenn ein solches Bedürfnis oder eine solche Angst zum Vorschein tritt, kann es sinnvoll sein, das mit dem Partner zu teilen, um ihm bzw. ihr zu zeigen warum es für mich so wichtig ist. Denn gewisse Bedürfnisse sind in einer Beziehung einfach nicht verhandelbar. Der Rest schon und hier kommt dann Kommunikation ins Spiel.
 

Muss ich akzeptieren, dass ihn manche Dinge schlicht nicht interessieren? Und falls ja, wie gelingt es, dass ich mich trotzdem nicht überhört fühle?

Vielleicht muss ich es nicht nur akzeptieren, vielleicht sollte ich mich sogar darüber freuen. Ich sollte nicht automatisch den Schluss ziehen, dass sich der Partner nicht für mich als Person interessiert, nur weil er sich nicht immer für alle meine Themen interessiert. Aber hier liegt auch großes Potenzial: In einer Beziehung gibt es Themen die man teilt und die man auch gemeinsam gestaltet. Es muss aber auch genauso Themen geben, die nur mein Eigen sind. Es muss sie geben. Sonst erlebe ich mich in ständiger Abhängigkeit von meinem Partner und seiner Bestätigung. Themen wo ich also für mich sein darf, da wo ich eigene Interessen unabhängig vom Partner leben kann. Und es ist auch ein Ort, wo ich für meinen Partner auch wieder neuartig, unbekannt, interessant und überraschend sein kann. Dadurch kann Kommunikation in der Beziehung wieder neu belebt werden. Da wo auch mal ein Geheimnis oder was Unerwartetes ist, kann die Neugierde auf den Anderen Kommunikation neu entfachen.
 

Liebe ist die Feier der Unterschiedlichkeit der Partner

Der Wunsch nach einer funktionierenden Beziehungskommunikation geht dahin, dass beide Partner die Beziehung leben, gestalten und mit Sinn erfüllen. Sinn den beide Partner erleben und spüren. Dieser Sinn ist aber auf keinen Fall als Symbiose zu verstehen, sondern als Erleben einer gemeinsamen Perspektive mit verbindenden Zielen und Wertevorstellungen. Es geht um Intimität, Vertrauen, Leidenschaft und die Entscheidung für einen Partner. Und das wird immer und immer wieder auf’s Neue durch das Sprechen mit dem Anderen erneuert, verhandelt und bekräftigt. Manchmal kann es auch das gemeinsame Schweigen sein. Wenn man so will, ist Liebe die ständige Feier der Unterschiedlichkeit der Partner, die eben auch durch Kommunikation erfahrbar wird. Wenn wir Symbiose und Verschmelzung hätten, dann hätten wir uns nichts mehr zu sagen.

Deshalb ist mein persönlicher Wunsch, dass Menschen so offen und stark in ihrer Kommunikation sind, dass sie situativ angemessen, kongruent in ihrem Gefühl und ihrem Ausdruck und damit authentisch-konstruktiv miteinander sprechen können.

 

Zusammenfassung: In der aktuellen deutschsprachigen Ausgabe der Cosmopolitan (10/2017) ist ein Artikel mit dem Titel »Hör mir zu, Mann!« erschienen. Darin werden ein paar Aussagen aus einem Interview mit mir zitiert. In einer Folge von Artikeln möchte ich zu den Themen »Beziehungskommunikation« sowie »Gender und Kommunikation« Stellung nehmen, um Menschen in einer angemessenen, kongruenten und konstruktiven Kommunikation zu stärken.

P.S.: Vielen Dank an Ina Küper-Reinermann für das Vertrauen sich mit ihren Interview-fragen an mich zu wenden!
 

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Klärung durch aktives Zuhören

Stellen Sie sich vor ein guter Freund, eine Freundin oder ein Familienmitglied sucht Sie auf, um eine unklare, schwierige oder herausfordernde Situation zu besprechen. Es kommt immer wieder vor, dass wir bei beruflichen oder privaten Fragestellungen zu Rate gezogen werden. Doch neigen wir all zu schnell dazu Ratschläge zu geben, zu bewerten, zu interpretieren, zu beurteilen oder gar zu beschwichtigen, zu entschuldigen oder anzugreifen. Doch das hemmt häufig den Gesprächsfluss. Es kann auch dazu führen, dass sich unser Gegenüber nicht verstanden fühlt.
 

Die Kraft des aktiven Zuhörens

Worin eine immense Kraft liegt, ist das konzentrierte und aktive Zuhören. Beim aktiven Zuhören wird nicht nur darauf geachtet, was die Gesprächspartnerin bzw. der Gesprächspartner sagt, sondern auch wie die oder der andere spricht und sich verhält. Die Methode wurde von Carl Rogers, dem Begründer der personenzentrierten Gesprächspsychotherapie, entwickelt. Dabei ist das aktive Zuhören voll und ganz auf die Person gerichtet, die spricht — die eigenen Meinungen der zuhörenden Person stehen im Hintergrund. Die zuhörende Person zeigt also Zuwendung, Aufmerksamkeit und Einfühlung. Die Gesprächspartnerin bzw. der Gesprächspartner kann daraufhin von selbst die Perspektive wechseln und mitteilen, worauf es ihr bzw. ihm wirklich ankommt.

Aktives Zuhören besteht aus folgenden Komponenten:

Quelle: eigene Darstellung

Quelle: eigene Darstellung


Zusammenfassung: Das Aktive Zuhören kann zu einem echten Verstehen des Gegenübers führen und die Beziehungsebene sichern. Es besteht aus dem Zuwenden, Zurückhalten, Nachfragen, Paraphrasieren und Verbalisieren / Deuten. Das Gegenüber lernt sich dabei selbst zu verstehen, da man durch das aktive Zuhören und Paraphrasieren immer wieder versucht komplexe Sachverhalte in eigene Worte zu fassen. Diese Haltung des akzeptierenden, empathischen Zuhörens kann zu einem Klärungsprozess beim Gesprächspartner bzw. der Gesprächspartnerin führen.

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Hier noch ein kleiner Ausschnitt aus «Momo» von Michael Ende, der genau beschreibt, welche Kraft das Zuhören hat:

«Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war das Zuhören.
Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur recht wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.

Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte – nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.
Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose, unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.

Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf denen es überhaupt nicht ankommt, und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte das alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.

So konnte Momo zuhören!»

Aus: Ende Michael (1973): Momo. Stuttgart: Thienemann Verlag.

Einen merkwürdigen Einstieg schaffen

Wie soll ich nur meine Präsentation oder meinen Vortrag beginnen?
„Sehr geehrte Damen und Herren, wie schön dass…“ - das ist sehr freundlich, aber nicht unbedingt mitreißend.
„Mein Vortrag heute beschäftigt sich mit…“ - das ist informativ, aber auch hier wird die Aufmerksamkeit des Publikums wahrscheinlich nicht geweckt.
Doch wie schafft man einen merkwürdig gestalteten Einstieg in einen Vortrag? Merkwürdig meine ich in diesem Sinne wörtlich. Wie bleibt eine Einleitung wirklich im Gedächtnis?
 

Die Einleitung übernimmt wichtige Funktionen

Leider nehmen wir uns all zu oft sehr wenig Zeit dafür. Einerseits meinen viele, dass es sich dabei eher um verlorene Zeit handelt, die lieber für Inhalte verwendet werde sollte. Andererseits fehlen vielen Vortragenden spannende Ideen zur Gestaltung. Doch sollte man eine Einleitung nie weglassen oder zu stark verkürzen, da sie folgende Aufgaben hat:

  1. Kontakt und Beziehungsebene zu den Zuhörenden herstellen
    - Begrüßung und Anrede der Zuhörenden
    - Vorstellung der eigenen Person und Bezug zum Thema

  2. Aufmerksamkeit und Interesse wecken; Relevanz aufzeigen
    - Aktuellen thematischen Kontext darstellen
    - persönliche Betroffenheit und lebensnahen Bezug herstellen
    - Ziel und Nutzen des Vortrags aufzeigen

  3. Hinführung zum Thema und Orientierung über den weiteren Verlauf
    - Thesen und Fragen formulieren, die im Hauptteil beantwortet werden
    - Gliederung und Agenda des Vortrags vorstellen

Wie gestalte ich nun meine Einleitung?

Als grobe Faustregel kann man sagen, dass etwa 10% der Redezeit auf die Einleitung verwendet werden sollten. Bei einer Gesamtzeit von 60min Vortrag kann man also etwa 6min auf die Einleitung verwenden. Spricht man 30min vor Publikum, so sollte man doch mindestens 3min für die hinführenden Worte einplanen. Aber auch bei einem Kurzvortrag von 10min fällt die Einleitung nicht weg. Nehmen Sie sich auch hier eine Minute Zeit, das Publikum über das Thema und Ihre Person zu informieren.

Nun noch ein paar ganz konkrete Ideen, wie man die Einleitung so gestaltet, dass sie bei den Zuhörenden im Gedächtnis bleibt. Natürlich ist diese Liste nicht vollständig und kann durch viele weitere kreative Ideen ergänzt werden.

  1. Einleitung mit Interaktion mit dem Publikum
    - Blitzlicht-Abfrage oder Zurufliste (z.B. zu den Erwartungen)
    - Abstimmung zu einer These oder Quizfrage

  2. Einleitung mit audio-visueller Unterstützung
    - Thematisch passende/r Film oder Audio
    - Cartoon, Bild
    - Zitat (z.B. im O-Ton)

  3. Einleitung mit Bezug zu persönlicher Relevanz
    - Alltagssituation oder Alltagsbezug
    - aktuelles Zeitgeschehen, Zeitungsartikel
    - Geschichte, Anekdote oder Storytelling
    - Rhetorische Frage oder provokative These / Behauptung

Diese Elemente können zum Abschluss des Vortrags wieder aufgegriffen werden um eine Art Zirkelschluss zu machen. Damit wird eine Kohärenz im Vortrag begünstigt. Mit diesem roten Faden kann sich das Publikum Informationen des Vortrags leichter merken.
 

Zusammenfassung: Die Einleitung einer Präsentation übernimmt wichtige Funktionen. So schafft sie Kontakt und stellt eine Beziehungsebene zu den Zuhörenden her - weckt Aufmerksamkeit und Interesse und zeigt Relevanz auf - und führt zum Thema hin und orientiert über den weiteren Verlauf. Hier kann der / die Vortragende einen merkwürdigen Einstieg schaffen. Das gelingt am besten durch eine Einleitung mit Interaktion mit dem Publikum, audio-visueller Unterstützung oder einem Bezug zu persönlicher Relevanz.

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Schwierige Gespräche mit Hilfe von Metakommunikation lösen

Sie befinden sich in einem Streitgespräch. Die Gemüter sind erhitzt und es fallen auch ungute und verletzende Äußerungen. Eine Äußerung ergibt die nächste und sie geraten immer weiter in die Auseinandersetzung. Doch wie kann man in dieser Situation zu einer Klärung beitragen?
Ein erster Schritt dazu ist ein inneres Stop. Mit diesem inneren Stop können Sie dann versuchen mit dem Gesprächspartner über die Situation zu sprechen. Das nennt man Metakommunikation.

Wenn die Gemüter erhitzt sind, fällt es schwer, konstruktiv über Inhalte zu sprechen.

Wenn die Gemüter erhitzt sind, fällt es schwer, konstruktiv über Inhalte zu sprechen.

Metakommunikation kann helfen schwierige Gespräche zu klären! (Fotos: fizkes/Shutterstock)

Metakommunikation kann helfen schwierige Gespräche zu klären! (Fotos: fizkes/Shutterstock)

 

Was ist Metakommunikation?

Wörtlich bedeutet es über die Kommunikation an sich zu sprechen:

Wie sprechen wir miteinander? Wie gehen wir miteinander um und wie geht es uns dabei? Wo soll das Gespräch hinführen?

Konkret bedeutet es, nicht weiter über Inhalte zu sprechen, sondern gemeinsam zu überlegen wie man den Umgang erlebt, wie bestimmte Äußerungen gemeint waren bzw. interpretiert wurden und wie sich das Gespräch entwickelt hat.

Damit dient die Metakommunikation der Vorbeugung bzw. Klärung von Konflikten.

Mit einer gewissen inneren Distanz zum Thema und Anlass der Auseinandersetzung fällt es leichter einen neuen Umgang mit dem körperlichen Erleben, den Gefühlen und den Gedankengängen des Streits zu finden. Auf dieser Basis kann der Gesprächspartner eingeladen werden die inhaltliche Gesprächsebene zu verlassen und das Gespräch gemeinsam aus der Vogelperspektive zu betrachten.

Hier ein paar Beispiele für metakommunikative Äußerungen:

  • „Ich verstehe gar nicht warum dieses Gespräch jetzt so schwierig geworden ist – eigentlich sind wir doch beide an einer Lösung des Problems interessiert.“

  • „Mir scheint, dass wir gerade das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren. Bitte lass uns erst gemeinsam festlegen, was wir heute eigentlich erreichen wollen.“

  • „Ich wünsche mir einen konstruktiven und guten Austausch zu diesem Thema. Deine Äußerung(…) hat mich sehr irritiert. Wie hast Du das genau gemeint?“

 

Sprache, Stimme und Körper sollen Die gleiche Botschaft transportieren!

Hier ist es sehr wichtig auf den Stimmklang und den Körperausdruck zu achten. Denn wenn diese Äußerungen mit einer erregten Stimme und einem aufgebrachtem Körperausdruck gesprochen werden, können sie die Situation weiter verschärfen. Durch die Inkongruenz von Sprache, Stimme und Körper verpufft also der deeskalierende Effekt und die Situation wird eher weiter angeheizt.


Achten Sie deshalb darauf, dass Sie den inneren Abstand zum Thema und zur Situation in einem achtsamen Moment körperlich wirklich spüren. Damit regulieren sich Körperspannung und Atmung. Durch diese Spannungsregulation beruhigen sich auch der Stimmklang, der Sprechrhythmus und der körperliche Ausdruck.

Sie können Ihren Atem und Ihre Stimme trainieren, so dass diese in schwierigen Gesprächen verlässlich bleiben. Ein ruhiger Ausdruck wirkt positiv auf eine angespannte Situation!

 

Metakommunikation als Chance

Metakommunikation hilft, Gespräche besser zu strukturieren und die Vorstellungen darüber transparent zu machen, wie man miteinander sprechen möchte. Wenn man sich auf einer Verbesserung des Verhaltens verständigt hat, können die Gesprächspartner versuchen das auch in Zukunft umzusetzen. Deshalb ist für ein gutes Miteinander eine metakommunikative Grundhaltung hilfreich. Sie erlaubt es zu jedem Zeitpunkt über die Situation, den Gesprächsverlauf und die Beziehung, aber auch über die Inhalte und gemeinsamen Vorstellungen zu sprechen.
 

Zusammenfassung: Metakommunikation ist das Sprechen über die Kommunikation an sich. Als Gesprächsführungstechnik hilft sie u.a. Konflikten vorzubeugen bzw. sie zu lösen, Gespräche zu strukturieren und Gespräche gemeinsam zu reflektieren. Dabei ist besonders auf die Kongruenz von Inhalt, Stimme und Körperausdruck zu achten. Mit einer metakommunikativen Grundhaltung können sich die Gesprächspartner darauf verständigen, wie sie in Zukunft miteinander sprechen möchten.

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Vertrauensbildung durch eine zuhörerspezifische Argumentation

Sie müssen vor einer größeren Gruppe einen Vortrag oder eine Präsentation halten?
Ihnen ist es wichtig dabei eine gute Beziehung zu Ihren Zuhörenden aufzubauen?

Folgende Aspekte werden Ihnen dann bei der Vorbereitung Ihres Vortrags helfen:

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Die Vertrauenswürdigkeit eines Vortragenden bzw. einer Vortragenden liegt zu u.a. darin begründet, ob die Einstellungen, Fragen, Hoffnungen und Sorgen der Zuhörerschaft von ihm bzw. ihr bedacht und verstanden wurden und ob in der Rede darauf einge-gangen wird. Deshalb ist es wichtig sich der Unterschiedlichkeit der Zuhörenden bewusst zu sein, um ihre Bedürfnisse und Fragestell-ungen zu erkennen und wahrzunehmen. Dadurch kann ein konkreter Nutzen für das Publikum geschaffen werden. Ein hinreichendes Bild wird erst durch die Gesamtheit der verschiedenen Ansichten vermittelt, weshalb durch den Perspektivwechsel eine zuhörerspezifische Argumentation erarbeitet werden kann. Denn in den meisten Fällen gibt es keinen Vortrag mit einem allgemeingültigen Anspruch, sondern nur eine Annäherung mittels mehrerer Perspektiven. Dadurch sind die Zuhörenden in der Lage eine Wahl zu treffen, eine Entscheidung zu fällen oder eine Handlung zu initiieren.

Doch wie kann man sich nun diesen unterschiedlichen Fragen und Perspektiven annähern?
Hierfür empfehle ich zwei unterschiedliche Methoden:

  1. Der Vorannahmen-Booster
    Die Methode dient dazu mögliche Vorannahmen, Vorurteile oder Einwände im Vorfeld zu identifizieren. Dies ist besonders relevant bei kontroversen oder strittigen Themen. Zunächst wird das Redethema definiert. Im Anschluss werden alle bestehenden Voran-nahmen zum Redethema aufgelistet. Dies kann in Tabellenform geschehen, wobei die Vorurteile in die linke Spalte eingetragen werden. Ggf. können auch themenfremde Personen nach ihren Vorannahmen und Vorurteilen befragt werden. Im Anschluss können die Vorannahmen gewichtet werden und zu jedem Einwand eine Gegenannahme formuliert werden. Diese Gegenannahme wird in der rechten Spalte der Tabelle festgehalten. Als weitere Möglichkeit kann zu jeder Vorannahme eine Liste erstellt werden mit Bedingungen unter denen dieser Einwand nicht besteht.

  2. Die Vorher-Fragen
    Die Vorher-Fragen dienen dazu den ungefähren Vorwissensstand und wichtige Fragen des Publikums zu erkennen. Zunächst muss das Publikum hinsichtlich seiner Heterogenität untersucht werden. Es gilt also zu untersuchen, ob es Unterschiede im Vorwissen und in den Interessen zwischen verschiedenen Zuhörergruppen gibt. Diese Gruppen sind dann ggf. voneinander abzugrenzen.
    Im Anschluss schlüpft man in die Perspektive der jeweiligen Zuhörergruppe und formuliert aus deren Sichtweise Verständnis- und Interessensfragen. Dabei dienen die die W-Fragen als Basis. <Was? Wie? Wer? Warum? Wo? Wann? Wozu?>

Zusammenfassung: Die Beziehungsbildung zwischen einem Vortragenden bzw. einer Vortragenden und den Zuhörenden liegt zu einem großen Teil darin begründet, ob er bzw. sie die Bedürfnisse und Fragen der Zuhörenden erkennt und zuhörerspezifisch beantwortet. Deshalb müssen die verschiedenen Perspektiven eines Publikums in der Vorbereitung eines Vortrags exploriert werden. Dabei helfen die beiden Methoden Vorannahmen-Booster und Vorher-Fragen.

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Mit Bildern und Klängen sprechen

Die Verwendung von rhetorischen Stilmitteln lässt unsere Sprache und unseren Ausdruck lebendig erscheinen. Besonders charismatisch wirkende Sprecher setzen viele rhetorische Stilmittel ein. Untersuchungen von Antoniakis et al. legen nahe, dass Charisma erlernbar ist. So sagen die Forscher der Universität Lausanne, dass Charisma ein Bündel von Fähigkeiten ist, das man aufbauen und erweitern kann. So beruht die Wahrnehmung von Charisma in erster Linie auf Wertvorstellungen und Gefühlen, die durch den Einsatz von rhetorischen Stilmitteln anschaulich und einprägsam vermittelt werden können. Dazu können Sie im Blog Genaueres nachlesen:
Here comes the sun

Rhetorische Stilmittel kann man in drei Gruppen einteilen. In jedem Bereich greife ich ein Stilmittel exemplarisch heraus.

 

Spiel mit der Klangwirkung

Die Wortwahl erfolgt nach phonologischen und prosodischen Gesichtspunkten. Der Ausdruck ist vor allem durch den Klang der Wörter bestimmt. Diese Stilmittel gehören in diesen Bereich: Lautmalerei, Alliteration, figura etymologica, Anapher

Mein Beispiel: Die Alliteration
Bei einer Alliteration haben zwei oder mehr inhaltlich wichtige Wörter den gleichen Anfangslaut. Beispiele: Milch macht müde Männer munter / Spiel, Spaß und Spannung / Kleinlaut? Lieber klar und klangvoll.
 

Spiel mit der Bedeutung der Wörter

Die eigentliche, gebräuchliche Bezeichnung wird durch eine unübliche Bedeutung ersetzt. Diese Stilmittel gehören in diesen Bereich: Metapher, Analogie, Metonymie, Euphemismus, Ironie

Mein Beispiel: Die Metapher
Bei einer Metapher wird ein Wort oder eine Wortgruppe aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird. Beispiele: Geld ist wie Wasser. / Die Frau ist bärenstark. / Die Mannschaft ist eine Kaderschmiede.
 

Spiel mit Zahl und Reihenfolge der Wörter und Gedanken

hier werden sprachliche Veränderungen auf syntaktischer Ebene vorgenommen. So kann die Wortanzahl oder die Reihenfolge der Wörter und Gedankenschritte verändert werden. Diese Stilmittel gehören in diesen Bereich: Parenthese, Oxymoron, Ellipse, Allegorie, rhetorische Frage

Mein Beispiel: Das Oxymoron
Ein Oxymoron ist eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildet wird. Beispiele: ein herrenloses Damenrad / Das ist ein offenes Geheimnis. / FIFA-Ethikkommission

 

Zusammenfassung: Rhetorische Stilmittel illustrieren das Gesagte und führen zu einer charismatischen Wirkung des Sprechers. Man kann rhetorische Stilmittel in drei große Gruppen einteilen: Spiel mit der Klangwirkung, Spiel mit der Bedeutung und Spiel mit der Zahl und Reihenfolge von Wörtern.

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