The story of your life.

Wie mache ich mir eine Vorstellung von der Wirklichkeit und von mir selbst? Erzähle ich anderen und mir selbst meine eigene Lebensgeschichte? Tue ich das immer wieder neu?

In der narrativen Psychologie sieht man die Identität eines Menschen als seine von ihm selbst erzählte Geschichte. Denn narrativ bedeutet so viel wie „in erzählender Form“. Was antwortet also ein Mensch auf die Frage „Wer bist Du?“
Er antwortet mit einer Erzählung seiner Geschichte. Er erzählt also von Lebensstationen, Ereignissen, Erfahrungen und Episoden, die er für seine Identität und Identitätsbildung relevant hält. Und er erzählt diese Geschichte in einer zusammenhängenden und begründenden Art und Weise. Diese Erzählungen sind mit dem körperlichen und emotionalen Erleben dieser Person verknüpft.
Interessant ist dabei, dass wir uns diese Geschichten auch immer wieder selbst erzählen, dass wir sie erschaffen und dass sie sich über die Zeit auch deutlich verändern. Denn unsere Erinnerungen sind nicht statisch. Sie sind nicht festgeschrieben und unveränderlich. Und so sind auch die Geschichten die wir von unserer Person erzählen immer wieder neu. Sie sind neu, nicht weil wir lügen, sondern da sich Erleben und Erinnern über die Zeit verändern. Das ist auch Ausdruck unserer sich verändernden Identität.
…und das zeigt sich in unserem Blick auf und unserem Umgang mit der Welt, in unserem Zusammensein mit anderen Menschen und in unserer Kommunikation.

Der nachfolgende TED-Talk von Daniel Kahneman aus dem Jahr 2010 geht der Frage nach einem guten und glücklichen Leben nach und zeigt dabei, dass das erlebende und das sich erinnernde Selbst zwei unterschiedliche Auffassungen davon haben.

Using examples from vacations to colonoscopies, Nobel laureate and founder of behavioral economics Daniel Kahneman reveals how our "experiencing selves" and our "remembering selves" perceive happiness differently. This new insight has profound implications for economics, public policy and our own self-awareness.

Hier noch ein Zeit-Artikel aus dem Mai 2012 über Nobelpreisträger Daniel Kahneman:
http://www.zeit.de/2012/21/L-P-Kahneman
 

Zusammenfassung: In der narrativen Psychologie vertritt man die Auffassung, dass sich Identität durch die Konstruktion von Geschichten einer Person über sich selbst herausbildet. Diese Geschichten sind nicht statisch, sondern verändern sich im Laufe eines Lebens. Dabei werden diese Geschichten immer stimmig und zusammenhängend von der Person selbst erzählt.