Aus dem Kopf geschrieben


Wie findet man innerhalb einer Gruppe kreative Ideen, ohne sich in einer Diskussion zu verlieren, ohne sich gegenseitig zu kritisieren, ohne stille Teilnehmende zu überhören oder am Ende eines Gesprächs nicht mehr genau zu wissen, wie viele und welche Ideen eigentlich genannt wurden?

Eine mögliche Antwort auf diese Problemstellung bieten sogenannte Brainwriting-Methoden. Brainwriting bedeutet, dass die Ideen der Teilnehmenden nicht laut geäußert werden, sondern in irgendeiner Weise schriftlich notiert werden. Mit diesem Begriff werden viele Kreativitätstechniken bezeichnet, die sich also das Schreiben in Kreativprozessen zu Nutze machen. Damit können u.a. sogenannte production blocking-Prozesse vermieden werden, bei denen sich die Teilnehmenden gegenseitig bei der Ideenfindung behindern.

Ein Beispiel für eine solche Brainwriting-Methode ist die 635-Methode.
Was verbirgt sich hinter dem Namen und wie ist diese Methode anzuwenden?

6 Teilnehmende - 3 Ideen - 5 Minuten Bild: Julia Rupprecht

6 Teilnehmende - 3 Ideen - 5 Minuten
Bild: Julia Rupprecht

Der Name der 635-Methode ist folgendermaßen begründet: 6 Personen notieren jeweils 3 Ideen innerhalb von 5 Minuten. Dieser Prozess wiederholt sich dabei insgesamt 6 mal. Es entstehen am Ende also über 100 Ideen zu einer Fragestellung. Natürlich kann hier je nach Gruppengröße oder Thema eine leichte Variation vorgenommen werden.


Für diese Technik bietet es sich an ein Formular zu erstellen, das aus drei Spalten und sechs Zeilen besteht. Dabei sollte ausreichend Platz für die Notierung der Ideen eingeplant werden. An die Stelle der Kästchen können dann auch Post-it-Zettel geklebt werden, damit die besten Ideen ausgewählt und von den Formularen entfernt werden können. Bei Bedarf können den Spalten auch noch Kategorien zugewiesen werden, so dass eine ausgewogene Ideensuche zu den relevanten Kategorien des Problemstellung erfolgt. Das Formular wird in Anzahl der Teilnehmenden, also 6 mal, vervielfältigt.

Die Teilnehmenden setzen sich um einen Tisch. Jeder Teilnehmende erhält ein Formular. Dann wird zunächst das Problem bzw. das Thema genau definiert. Im Anschluss trägt jeder Teilnehmende in die oberste Zeile seines Formulars seine ersten drei Ideen ein. In jedes Feld kommt nur eine Idee. Die Formulare werden nach fünf Minuten im Uhrzeigersinn an den nächsten Nachbarn weitergegeben. Jedem Teilnehmer liegen nun die Ideen seines Vorgängers vor. Er fügt in die nächste Zeile drei weitere Ideen ein, die nicht identisch zu den vorhergehenden Ideen sein dürfen. Die neuen Ideen dürfen jedoch sehr wohl von den anderen Ideen profitieren und bspw. eine Variation oder Ergänzung sein. Das Formular wird so lange im 5-Minuten-Takt im Uhrzeigersinn weitergegeben bis alle Zeilen ausgefüllt sind. Es liegen am Ende also 108 unterschiedliche Ideen vor, die aber von der gegenseitigen Inspiration profitiert haben. Im Anschluss erfolgt eine Analyse der Vorschläge und die besten Ideen können ausgewählt und ausgearbeitet werden.

Wenn Sie also mit einer Gruppe einen kreativen Einfall benötigen und die Gefahr besteht sich in endlosen Diskussionen zu verlieren, dann bieten Brainwriting-Methoden eine tolle Alternative zu anderen Kreativitätstechniken. Probieren Sie doch beispielsweise mal die 635-Methode aus. Sie ist sehr leicht, effizient und effektiv.