Vortragstechnik

Einen merkwürdigen Einstieg schaffen

Wie soll ich nur meine Präsentation oder meinen Vortrag beginnen?
„Sehr geehrte Damen und Herren, wie schön dass…“ - das ist sehr freundlich, aber nicht unbedingt mitreißend.
„Mein Vortrag heute beschäftigt sich mit…“ - das ist informativ, aber auch hier wird die Aufmerksamkeit des Publikums wahrscheinlich nicht geweckt.
Doch wie schafft man einen merkwürdig gestalteten Einstieg in einen Vortrag? Merkwürdig meine ich in diesem Sinne wörtlich. Wie bleibt eine Einleitung wirklich im Gedächtnis?
 

Die Einleitung übernimmt wichtige Funktionen

Leider nehmen wir uns all zu oft sehr wenig Zeit dafür. Einerseits meinen viele, dass es sich dabei eher um verlorene Zeit handelt, die lieber für Inhalte verwendet werde sollte. Andererseits fehlen vielen Vortragenden spannende Ideen zur Gestaltung. Doch sollte man eine Einleitung nie weglassen oder zu stark verkürzen, da sie folgende Aufgaben hat:

  1. Kontakt und Beziehungsebene zu den Zuhörenden herstellen
    - Begrüßung und Anrede der Zuhörenden
    - Vorstellung der eigenen Person und Bezug zum Thema

  2. Aufmerksamkeit und Interesse wecken; Relevanz aufzeigen
    - Aktuellen thematischen Kontext darstellen
    - persönliche Betroffenheit und lebensnahen Bezug herstellen
    - Ziel und Nutzen des Vortrags aufzeigen

  3. Hinführung zum Thema und Orientierung über den weiteren Verlauf
    - Thesen und Fragen formulieren, die im Hauptteil beantwortet werden
    - Gliederung und Agenda des Vortrags vorstellen

Wie gestalte ich nun meine Einleitung?

Als grobe Faustregel kann man sagen, dass etwa 10% der Redezeit auf die Einleitung verwendet werden sollten. Bei einer Gesamtzeit von 60min Vortrag kann man also etwa 6min auf die Einleitung verwenden. Spricht man 30min vor Publikum, so sollte man doch mindestens 3min für die hinführenden Worte einplanen. Aber auch bei einem Kurzvortrag von 10min fällt die Einleitung nicht weg. Nehmen Sie sich auch hier eine Minute Zeit, das Publikum über das Thema und Ihre Person zu informieren.

Nun noch ein paar ganz konkrete Ideen, wie man die Einleitung so gestaltet, dass sie bei den Zuhörenden im Gedächtnis bleibt. Natürlich ist diese Liste nicht vollständig und kann durch viele weitere kreative Ideen ergänzt werden.

  1. Einleitung mit Interaktion mit dem Publikum
    - Blitzlicht-Abfrage oder Zurufliste (z.B. zu den Erwartungen)
    - Abstimmung zu einer These oder Quizfrage

  2. Einleitung mit audio-visueller Unterstützung
    - Thematisch passende/r Film oder Audio
    - Cartoon, Bild
    - Zitat (z.B. im O-Ton)

  3. Einleitung mit Bezug zu persönlicher Relevanz
    - Alltagssituation oder Alltagsbezug
    - aktuelles Zeitgeschehen, Zeitungsartikel
    - Geschichte, Anekdote oder Storytelling
    - Rhetorische Frage oder provokative These / Behauptung

Diese Elemente können zum Abschluss des Vortrags wieder aufgegriffen werden um eine Art Zirkelschluss zu machen. Damit wird eine Kohärenz im Vortrag begünstigt. Mit diesem roten Faden kann sich das Publikum Informationen des Vortrags leichter merken.
 

Zusammenfassung: Die Einleitung einer Präsentation übernimmt wichtige Funktionen. So schafft sie Kontakt und stellt eine Beziehungsebene zu den Zuhörenden her - weckt Aufmerksamkeit und Interesse und zeigt Relevanz auf - und führt zum Thema hin und orientiert über den weiteren Verlauf. Hier kann der / die Vortragende einen merkwürdigen Einstieg schaffen. Das gelingt am besten durch eine Einleitung mit Interaktion mit dem Publikum, audio-visueller Unterstützung oder einem Bezug zu persönlicher Relevanz.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Wie kann ein Vortrag oder eine Präsentation gut gelingen? Das Sprechen vor anderen, stellt für viele eine große Herausforderung dar. Es bestehen hohe Ansprüche an eine gute Vortragskompetenz, die vom Redner zu erfüllen sind.
Doch was macht einen souveränen Redner überhaupt aus? Ein souveräner Redner gestaltet aktiv die Information, trifft die Erwartungen des Publikums, baut eine gute Beziehung zu den Zuhörern auf, und bereitet die Form des Vortrags anschaulich auf. Im Detail bedeutet das:

  1. Ebene der Information: Der Redner muss Experte seines Themas sein. Er soll in der Lage sein, die Inhalte und die Komplexität seines Themas zu durchdringen und dabei Priorisierungen vorzunehmen. Dadurch kann er die passenden Inhalte anhand von Relevanz, Redezielen und Vorwissen auswählen.

  2. Ebene der Erwartungen: Der Redner muss die individuellen Erwartungen, das Vorwissen des Publikums und dessen Einstellungen kennen. Wenn individuelle Bedürfnisse erfüllt werden, entsteht ein Gefühl persönlicher Betroffenheit. Das führt zu Interesse, aktiver Teilhabe und Begeisterung des Publikums

  3. Ebene der Beziehung: Der Redner muss in der Vortragssituation sozial akzeptiert sein und diese Akzeptanz bewahren. Deshalb sollte der Redner besonderen Wert auf die Gestaltung einer guten Beziehungsebene legen. Dafür ist es notwendig sich mit den Bedürfnissen des Publikums auseinander zu setzen und auf einen positiven Kontakt aufzubauen.

  4. Ebene der Form: Die Darbietungsform der Rede muss das Publikum immer wieder zur aktiven Teilnahme anregen. Dies drückt sich auf mehreren Ebenen aus: der Präsentationsstil und der Ausdruck des Redners muss motivierend auf das Publikum wirken. Die Form und Struktur der Rede muss einfach, stringent, prägnant und dem Thema angemessen umgesetzt sein. Die Medien- und Methodengestaltung soll aktivieren.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Als Sprecher ist man dabei immer Medium
Nr. 1! Das bedeutet, dass dem rhetorischen Ausdruck eine zentrale Rolle zukommt. Jeder Sprecher wirkt dabei über drei Ebenen: Sprache, Stimme und Körper. Es handelt sich dabei um die sichtbaren und hörbaren Zeichen, die wir während des Sprechens zeigen. Die einzelnen Ebenen hängen dabei stark miteinander zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.

Achten Sie beim Vortragen also auf einen kongruenten, angemessenen und lebendigen Ausdruck. Vergessen Sie dabei vielzitierte Ammenmärchen, wie z.B. dass die Wirkung des Sprechers zu 93% von Stimme und Körpersprache bestimmt wären. Solche Pauschalaussagen im Mäntelchen der Wissenschaft sind schlichtweg falsch. Dazu können Sie auch hier nochmals nachlesen.
Arbeiten Sie deshalb an Ihren Ideen, Ihrer Stimme und an Ihrem Körperausdruck. Es ist eine tolle und bereichernde Arbeit, die Ihnen helfen wird, sich souverän und sicher zu fühlen. Und damit können Sie auch Andere begeistern!

P.S.: »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!« ist übrigens kein gutes Ende für Ihren Vortrag. Denn welches Publikum möchte gerne mit Floskeln bedient werden? Die Frage ist also, welcher individuelle Schlusssatz Ihren gelungenen Vortrag abrunden kann. Suchen Sie Formulierungen, die bestenfalls eine Verbindung zu Ihrem Publikum, dem Thema und der Situation herstellen. Zuhörende spüren sehr schnell, ob sie wirklich mit der gewählten Formulierung gemeint sind. Es gibt dafür also keine Patentrezepte und keinen Baukasten für die besten Schlusssätze eines Vortrags.

Zusammenfassung: Es bestehen hohe Ansprüche an die Vortragskompetenz eines Sprechers. Souveräne Vortragende gestalten Information, Erwartungen, Beziehung und Form aktiv. Sie zeichnen sich dabei in hohem Maße durch sicheres Sprechen und lebendiges Ausdrucksverhalten aus. Dabei sind Inhalt und Ausdruck untrennbar miteinander verbunden.