Stimme

Ein kurzes Warm-up vor wichtigen Sprechsituationen

Ein wichtiges Gespräch oder ein wichtiger Vortrag steht bevor. Gerade jetzt sollte die Stimme ein verlässlicher Partner sein. Denn Nervosität und andere situative Faktoren können auf den Stimmklang Einfluss nehmen. Viele befürchten deshalb, dass das Gegenüber den veränderten Stimmklang bemerkt.

Es ist empirisch belegt, dass ganz Allgemein eine etwas tiefere Sprechstimmlage, ein leicht erhöhtes Sprechtempo, wenige Häsitationen und Versprecher, sowie eine passende Intonation und Pausensetzung vom Zuhörer positiv bewertet werden. Doch in wichtigen Sprechsituationen kann das ganz schön schwer fallen.

 

Was kann man tun, damit ein sicheres Sprechen gelingt? Ein Stimm-Warm-up und einige gedankliche Vorbereitungen helfen, gestärkt in die Situation zu gehen.

Gedankenschritt Nr. 1: Meine Nervosität ist okay!
Es ist das letzte Quäntchen Adrenalin, dass dazu verhilft Höchstleistungen abzurufen. Denn Adrenalin verhilft dazu in das passende Aktivierungsniveau zu kommen. Und die Akzeptanz der Nervosität ist der erste Schritt zum passenden Aktivierungsniveau.

Gedankenschritt Nr. 2: Den Körper und die Stimme beruhigen!
Die Nervosität sollte natürlich nun nicht so stark werden, dass eine starke Über- oder Unteraktivierung erfolgt. Deshalb sind Körperübungen ideal: Sie regulieren die Muskelspannung, und führen zu einem optimalen Aktivierungsniveau. Dadurch können auch Atmung und Stimmgebung besser funktionieren.

Gedankenschritt Nr. 3: Das ist meine Intention!
Bei zu großer Nervosität verliert man häufig den Aufmerksamkeitsfokus. Das heißt, dass man sich z.B. schwerer konzentrieren kann oder z.B. im Eifer des Gefechts etwas nicht bemerkt. Deshalb ist es wichtig sich selbst eine klare Botschaft mit auf den Weg zu geben: Ein kleiner positiver Satz, der einem das eigene Ziel vergegenwärtigt. Diese Intention fördert eine passende Stimmmodulation und Betonung.

In einer wichtigen Situation sollte die Stimme ein verlässlicher Partner sein, Quelle: lightpoet/Shutterstock

In einer wichtigen Situation sollte die Stimme ein verlässlicher Partner sein, Quelle: lightpoet/Shutterstock

Wie bereits erwähnt helfen Körperübungen um die Stimme zu stärken. Hier finden Sie drei Übungen für ein 5-minütiges Aufwärmprogramm, dass Sie im Vorfeld Ihrer wichtigen Situation durchführen können.
Ich empfehle jeweils eine Übung aus den Bereichen Atmung, Stimme und Sprechen. Führen Sie jede Übung etwa 1 bis 1,5min durch.


 

  1. Atmung: Verlängert Ausatmen
    Die verlängerte Ausatmung hilft den Atemrhythmus zu beruhigen und vertieft in den Bauch zu atmen. Dazu atmen sie so lange es Ihnen möglich ist auf ein leicht hörbares F aus. Konzentrieren Sie sich darauf, dass der Atemstrom gleichmäßig fließt. Wenn die Luft zu Ende geht, lösen Sie die leichte Spannung, und lassen den neuen Einatem, so tief wie möglich in den Bauch einströmen.

  2. Stimme: Kausummen
    Das Kausummen hilft eine entspannte, etwas tiefere Sprechstimmlage zu finden. Dazu machen Sie ausladende Kaubewegungen und lassen dabei einen genüsslichen und tiefen Summton erklingen. Summen und Kauen Sie entspannt und etwas gelangweilt. Dann werden Sie bemerken, wie die Stimme etwas tiefer wird.

  3. Sprechen: Daumensprechen
    Das Daumensprechen hilft bei einer klaren und präzisen Artikulation. Dazu nehmen Sie den Knöchel des Daumens zwischen Ihre Schneidezähne. Sprechen Sie dann laut mit Daumen im Mund. Dafür eigenen sich z.B. Monatsnamen, Wochentage oder Zahlen. Sie können auch die ersten Sätze Ihrer Begrüßung einüben. Der Effekt des Daumens ist eine größere Kieferöffnung, nachdem Sie den Daumen aus dem Mund nehmen.

 

Lernen Sie Warm-up-Übungen für Ihre Stimme!

Die Stimme soll in wichtigen Situationen ein verlässlicher Partner sein. Im VOCCO-Onlinekurs “Stimmliches Warm-Up für jeden Tag!” bekommen Sie Basisübungen für den Körper, die Atmung, die Stimme und die Artikulation als Audios und Videos. Das Ziel ist es, dass die Stimme dadurch schnell einsatzfähig wird und souverän, stabil und anstrengungsfrei funktioniert. Damit können Sie ein individuell passendes Warm-Up-Programm für Ihre Stimme entwickeln.

 

Zusammenfassung: In wichtigen Sprechsituationen soll die Stimme ein verlässlicher Partner sein. Ein Warm-up hilft in das passende Aktivierungsniveau zu kommen. Dazu gehören einstimmende Gedanken und ein stimmliches Übungsprogramm. Bereits drei kleine Übungen lassen die Stimme wirkungsvoll erklingen.

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Was steckt hinter der 7-38-55-Regel?

Im Bereich der Sprecherwirkung gibt es allerhand Mythen und Falschaussagen, die plakativ und plausibel sind und deshalb gerne verwendet werden, um die Wichtigkeit eines Trainings zu unterstreichen. Eine der wohl bekanntesten Aussagen ist, dass 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sei. Es kommt also gar nicht darauf an WAS du sagst, sondern nur WIE du es sagst. In einem älteren Artikel habe ich bereits beschrieben, mit welchen Ängsten und Unsicherheiten diese „7-38-55-Regel“ spielt. Denn viele Menschen verspüren Unsicherheiten mit der eigenen Wirkung durch Stimme und Körper, und haben deshalb die Befürchtung, dass ihre Inhalte beim Gegenüber nicht ankommen.

Albert Mehrabian, Quelle: https://www.socialpsychology.org/upload/view/6109/mehrabian1.jpg

Die Ironie der Geschichte ist, dass der Autor dieser Zahlen vollkommen missverstanden und falsch zitiert wurde. Wahrscheinlich handelt es sich um eine der tragischsten Geschichten der Wissenschaft. Denn Albert Mehrabian hat diese Zahlen nie allgemein-gültig auf Kommunikation übertragen wollen. Man könnte sagen, dass diese Zahlen ihr Eigenleben entwickelt haben, oder besser gesagt: Anderen kamen diese Zahlen gerade recht und sie wurden immer und immer wieder zitiert und auf menschliche Kommunikation als Ganzes angewendet. Mehrabian hat über Jahre hinweg selbst versucht diese als Regel postulierten Zahlen wieder einzufangen. So sagt er selbst, dass jedem mit gesundem Menschenverstand klar sein sollte, dass es sich hierbei nicht um die korrekte Aussage handelt.


Doch was hat Albert Mehrabian, emeritierter Professor für Psychologie an der University of California in Los Angeles, eigentlich genau untersucht? Und wie sind diese Untersuchungen zu sehen?

Mehrabian hat diese Untersuchungen in den 1960er Jahren durchgeführt. Dabei schaut sich Mehrabian zusammen mit Kollegen inkongruente Botschaften an, d.h. Botschaften bei denen auf verschiedenen Ausdrucksebenen unterschiedliche Aussagen transportiert werden. Ihn interessiert wie Hörer*innen diese Inkongruenzen wahrnehmen und wie auf Basis der verfügbaren Information auf die Emotion bzw. Haltung des Sprechers geschlossen wird. Das heißt es war nicht sein Ziel, auf Sprecherwirkung oder die Glaubwürdigkeit des Sprechers im Allgemeinen zu schließen. Es ist an dieser Stelle auch wichtig zu betonen, dass diese Untersuchungen auf Einwortebene stattgefunden haben. Eine Untersuchung, die ein einziges Wort als Stimulus hat, kann niemals auf Kommunikation als Ganzes übertragen werden.

Im Speziellen sind dabei nun zwei Studien aus dem Jahr 1967 wichtig.

Inkongruenter Ausdruck in Wort und Stimme

Die erste Studie schaut sich Wörter und den Stimmklang an. Dabei werden positive, neutrale und negative Wörter mit positiver, neutraler und negativer Tonalität in der Stimme kombiniert.
Das heißt die positiven Wörter (honey, dear, thanks), neutralen Wörter (maybe, really, oh) und negativen Wörter (don’t, brute, terrible) werden in allen Möglichkeiten mit positivem, neutralem und negativem Stimmklang kombiniert. Diese Kombinationen wurden dann Hörern vorgespielt, die entscheiden sollten, welche Emotion oder Haltung des Sprechers dahinter vermutet wird. Das Experiment zeigte, dass in diesem Fall dem Stimmklang mehr Bedeutung zugesprochen wird als dem Wort an sich.

Mimischer und stimmlicher Ausdruck bei neutralem Wort

In einer zweiten Studie wird nun der mimische Ausdruck mit einbezogen. Den Probanden wurde eine weibliche Stimme vorgespielt, die das Wort „maybe“ in den drei stimmlichen Ausrucksvarianten positiv, neutral und negativ vorspricht. Dann wurden den Probanden Fotografien von weiblichen Gesichtern mit positivem, neutralem und negativem Ausdruck gezeigt. Die Probanden sollten dann den Ausdruck der Audioaufnahmen, den Ausdruck der Fotografien und von beidem in Kombination beurteilen. Die Fotos wurden mit einem Verhältnis von 3:2 genauer beurteilt.

An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass Fotografien von Gesichtern mit positivem, neutralem und negativem Ausdruck verwendet wurden. Körperausdruck ist immer bewegt und umfasst wesentlich mehr als den mimischen Ausdruck, weshalb auch dies nicht auf Kommunikation als Ganzes übertragbar ist.

Was kann man nun aus diesen Untersuchungen ziehen?

Aus diesen beiden Studien ergibt sich rein rechnerisch, diese viel zitierte Gewichtung. Doch sollte die Beschreibung der beiden Untersuchungen gezeigt haben, dass die Aussage, dass 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sei, vollkommen falsch und vor allem auch nicht intendiert war. Zudem sollte man sich bewusst machen, dass die drei Kategorien positiv, neutral und negativ nicht passend und ausreichend sind, um kommunikative Wirkung zu beschreiben.

Mehrabian wollte sich inkongruente Botschaften anschauen, nicht Wirkung.

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Wenn doch noch etwas in Ihnen sagen sollte, dass da schon was Wahres dran sein wird, dann ist es vielleicht interessant sich folgende Frage zu stellen:

Was ist 100% Wirkung?

Das Wahre ist für mich, dass Sprache, Stimme und Körper zusammen Wirkung erzeugen. Diese können wir aber nicht nummerisch ausdrücken. Es gibt keine Formel, die uns zeigt wie wir überzeugender, glaubwürdiger oder wirkungsvoller werden. Aber diese Zahlen adressieren genau diesen Wunsch. Die Untersuchungen von Mehrabian können aber auch den Fokus darauf lenken, dass die Ausdrucksebenen kongruent oder inkongruent zusammenwirken können. Das Gegenüber ist also wahrscheinlich sehr sensibel dafür, dass eventuell nicht zueinander passende Botschaften gesendet werden. Und das erzeugt in jedem Fall erstmal Irritation.

 

Sprache, Stimme und Körper wirken zusammen!

Natürlich haben der stimmliche und der körpersprachliche Ausdruck einen wichtigen Anteil an der Gesamtwirkung. Das ist nicht zu bestreiten und natürlich können wir die eigene Wirkung durch ein Training verbessern. Doch geht es vielmehr um das stimmige Zusammenwirken, das Ihre Inhalte, Botschaften, Gefühle und Intentionen vermittelt!

Wenn Sie sich für ein Stimm- und Körpersprachtraining interessieren, habe ich hier wertvolle Hinweise für Sie:

 

Zusammenfassung: Eine bekannte Aussage in der Kommunikationspsychologie ist, dass 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sei. Diese Zahlen, die auf den Psychologie-Professor Albert Mehrabian zurückgehen, wurden immer wieder falsch interpretiert und zitiert. Zwei Studien aus dem Jahr 1967 werden hierbei oftmals falsch ausgelegt. Wirkung kann nicht nummerisch ausgedrückt werden und entsteht nur im kongruenten Zusammenwirken von Sprache, Stimme und Körper.

Literatur:

  • Mehrabian, A., & Wiener, M. (1967). Decoding of inconsistent communications. Journal of Personality and Social Psychology, 6, 109-114.

  • Mehrabian, A., & Ferris, S.R. (1967). Inference of attitudes from nonverbal communication in two channels. Journal of Consulting Psychology, 31, 248-252.

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Rückblick und Ausblick

Gerne möchte ich DANKE! sagen. Danke für viel positive und konstruktive Rückmeldung zu meinem Blog und den Artikeln. Danke für viel Inspiration und gute Impulse. Danke für etwa 600 neu hinzugewonnene Blogabonnenten im Jahr 2016. Es freut mich sehr, dass mein kleiner Blog anscheinend für viele Leute neue Gedankenimpulse und Perspektiven bereit hält. Und genau das wünsche ich Ihnen auch für das kommende Jahr 2017: Offene Augen, um neue Blickwinkel und Perspektiven zu entdecken. Offenen Ohren, um neue Positionen und Zwischentöne zu erfahren. Tatkräftige Hände, um etwas zu Guten zu bewegen: Für sich selbst und andere!

Als kleinen Rückblick habe ich besonders beliebte Artikel zusammengestellt. Es sind 12 von über 40 Blogposts. Ich freue mich wenn Sie durchklicken, reinlesen und hängen bleiben.
Die 7-38-55-Lüge: Was es mit diesen ominösen Zahlen auf sich hat und warum sie nicht geeignet sind menschliche Wirkung zu beschreiben.
Lass mich in dir lesen, Baby!: Von der Sehnsucht die Körpersprache des Gegenübers deuten und interpretieren zu können.
Auf welchem Weg zum Ziel?: Wie man Ziele formulieren kann, so dass sie die eigene intrinsische Motivation steigern.
Was ich Dir schon immer mal sagen wollte: Warum Feedback ein mächtiges Instrument ist und wie man durch einen neuen Blickwinkel auf Feedback, Rückmeldungen in einem neuen Licht betrachten kann.
Es gibt immer noch eine Idee mehr: Was divergentes Denken ist und wie kreative Denkformen trainiert werden können.
Fragen über Fragen: Wie man Fragen und verschiedene Fragenformen nutzen kann, um positive Impulse für Gespräche zu setzen.
Kreativ im Team: Welche Kommunikationmaximen helfen kreative Prozesse im Team zu unterstützen und Production blocking zu vermeiden.
Widerstand ist ein Kooperationsangebot: Warum man kommunikativen Widerstand feiern sollte und welches Potential darin liegt.
Wie funktioniert Stimmtraining?: In welchen Bereich Sie trainieren können, um eine klare, klangvolle und tragfähige Stimme zu entwickeln.
Augenschmaus beim Medieneinsatz: Drei konkrete Tipps wie Sie Ihren Medieneinsatz anschaulich und schön gestalten können.
Stark mit Lampenfieber: Wie Lampenfieber zu Stande kommt und wie man trotz Lampenfieber seine Leistungsfähigkeit nutzen kann.
Lach’ dem Säbelzahntiger ins Gesicht: Was Evolutionspsychologie zu erklären versucht, und warum es für unsere menschliche Kommunikation schwierig ist evolutionspsychologische Erklärungsansätze zu verwenden.

Im Bereich Journal schreibe ich regelmäßig Beiträge zu Kommunikationspsychologie, Rhetorik, Stimme, Kreativität und Didaktik. Manchmal sind es auch Off-Topic-Themen, die mich im Leben einfach umtreiben. Alle 1-2 Wochen kommt ein neuer Beitrag hinzu. So versuche ich immer wieder spannende Themen aufzuspüren, und fundiert und interessant aufzubereiten. Wenn Sie diese und weitere Blog-Einträge regelmäßig lesen wollen, so können Sie hier meinen Blog abonnieren:

Artikel online

Zusammen mit meinem Kollegen Tobias Friedl habe ich einen Artikel für den Personal-dienstleister GULP geschrieben . GULP ist eine Projektbörse und Personalagentur für Freiberufler und Selbstständige aus dem Bereich IT und Engineering im deutschsprachigen Raum. Der Artikel beschäftigt sich mit dem Einsatz von Stimme und Körpersprache im Kundengespräch.
Danke Tobias!

Hier geht's zum Artikel.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Wie kann ein Vortrag oder eine Präsentation gut gelingen? Das Sprechen vor anderen, stellt für viele eine große Herausforderung dar. Es bestehen hohe Ansprüche an eine gute Vortragskompetenz, die vom Redner zu erfüllen sind.
Doch was macht einen souveränen Redner überhaupt aus? Ein souveräner Redner gestaltet aktiv die Information, trifft die Erwartungen des Publikums, baut eine gute Beziehung zu den Zuhörern auf, und bereitet die Form des Vortrags anschaulich auf. Im Detail bedeutet das:

  1. Ebene der Information: Der Redner muss Experte seines Themas sein. Er soll in der Lage sein, die Inhalte und die Komplexität seines Themas zu durchdringen und dabei Priorisierungen vorzunehmen. Dadurch kann er die passenden Inhalte anhand von Relevanz, Redezielen und Vorwissen auswählen.

  2. Ebene der Erwartungen: Der Redner muss die individuellen Erwartungen, das Vorwissen des Publikums und dessen Einstellungen kennen. Wenn individuelle Bedürfnisse erfüllt werden, entsteht ein Gefühl persönlicher Betroffenheit. Das führt zu Interesse, aktiver Teilhabe und Begeisterung des Publikums

  3. Ebene der Beziehung: Der Redner muss in der Vortragssituation sozial akzeptiert sein und diese Akzeptanz bewahren. Deshalb sollte der Redner besonderen Wert auf die Gestaltung einer guten Beziehungsebene legen. Dafür ist es notwendig sich mit den Bedürfnissen des Publikums auseinander zu setzen und auf einen positiven Kontakt aufzubauen.

  4. Ebene der Form: Die Darbietungsform der Rede muss das Publikum immer wieder zur aktiven Teilnahme anregen. Dies drückt sich auf mehreren Ebenen aus: der Präsentationsstil und der Ausdruck des Redners muss motivierend auf das Publikum wirken. Die Form und Struktur der Rede muss einfach, stringent, prägnant und dem Thema angemessen umgesetzt sein. Die Medien- und Methodengestaltung soll aktivieren.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Als Sprecher ist man dabei immer Medium
Nr. 1! Das bedeutet, dass dem rhetorischen Ausdruck eine zentrale Rolle zukommt. Jeder Sprecher wirkt dabei über drei Ebenen: Sprache, Stimme und Körper. Es handelt sich dabei um die sichtbaren und hörbaren Zeichen, die wir während des Sprechens zeigen. Die einzelnen Ebenen hängen dabei stark miteinander zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.

Achten Sie beim Vortragen also auf einen kongruenten, angemessenen und lebendigen Ausdruck. Vergessen Sie dabei vielzitierte Ammenmärchen, wie z.B. dass die Wirkung des Sprechers zu 93% von Stimme und Körpersprache bestimmt wären. Solche Pauschalaussagen im Mäntelchen der Wissenschaft sind schlichtweg falsch. Dazu können Sie auch hier nochmals nachlesen.
Arbeiten Sie deshalb an Ihren Ideen, Ihrer Stimme und an Ihrem Körperausdruck. Es ist eine tolle und bereichernde Arbeit, die Ihnen helfen wird, sich souverän und sicher zu fühlen. Und damit können Sie auch Andere begeistern!

P.S.: »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!« ist übrigens kein gutes Ende für Ihren Vortrag. Denn welches Publikum möchte gerne mit Floskeln bedient werden? Die Frage ist also, welcher individuelle Schlusssatz Ihren gelungenen Vortrag abrunden kann. Suchen Sie Formulierungen, die bestenfalls eine Verbindung zu Ihrem Publikum, dem Thema und der Situation herstellen. Zuhörende spüren sehr schnell, ob sie wirklich mit der gewählten Formulierung gemeint sind. Es gibt dafür also keine Patentrezepte und keinen Baukasten für die besten Schlusssätze eines Vortrags.

Zusammenfassung: Es bestehen hohe Ansprüche an die Vortragskompetenz eines Sprechers. Souveräne Vortragende gestalten Information, Erwartungen, Beziehung und Form aktiv. Sie zeichnen sich dabei in hohem Maße durch sicheres Sprechen und lebendiges Ausdrucksverhalten aus. Dabei sind Inhalt und Ausdruck untrennbar miteinander verbunden.

Hallo? Wer ist am Apparat?

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Die Kommunikation über das Telefon unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von einer direkten Face-to-face Kommunikation: Beim Telefonieren bleiben mimische und gestische Signale unsichtbar. Diese sind jedoch für die Gesprächssteuerung und die gegenseitige Einschätzung sehr wichtig. Zudem gibt es noch eine technische Besonderheit beim Telefonieren: So wird nur ein sehr eingeschränkter Bereich unserer Stimmfrequenzen übertragen. Das übertragene Frequenzband ist nämlich auf einen Bereich von etwa 3,1-3,3kHz begrenzt. Das bedeutet dass viele Klangnuancen unserer Stimme nur eingeschränkt übertragen werden. Aus diesen beiden Gründen ist eine verständliche Ausdrucksweise am Telefon besonders wichtig.
 

In der Ratgeberliteratur finden sich unzählige Tipps und Tricks. Ich habe fünf Aspekte herausgegriffen, die ich für das Gelingen von Telefongesprächen als besonders wichtig erachte. Diese betreffen sowohl die Gesprächsführung, als auch die Stimme:

  1. Achten Sie auf eine deutliche Artikulation: Eine deutliche Artikulation steigert die Verständlichkeit und fördert die Resonanz bei Telefongesprächen.

  2. Machen Sie häufiger und längere Pausen: Pausen geben dem Gegenüber Zeit zum Verstehen, und Erleichtern den Sprecherwechsel am Telefon.

  3. Fragen Sie gezielt nach: Da Sie keine mimischen und gestischen Zeichen zum Verstehen haben, empfiehlt es sich, gezielt nachzufragen, was das Gegenüber verstanden hat.

  4. Formulieren Sie, was Sie verstanden haben: Auch durch Paraphrasieren kann das Verständnis gesichert werden, da ebenfalls keine nonverbalen Information dabei helfen.

  5. Echtes Lächeln: Lächeln kann am Telefon gehört werden. Aber nur ein echtes Lächeln! Es ist nachgewiesen, dass ein aufgesetztes Lächeln als solches vom Zuhörer erkannt wird. Verstellen Sie sich deshalb nicht, sondern begegnen Sie Ihrem Gesprächspartner mit aufrichtiger und echter Freundlichkeit.

Zusammenfassung: Telefonkommunikation ist eine große sprecherische Herausforderung. Durch das Telefon fallen wichtige mimische und gestische Informationen weg. Außerdem wird nur ein Teil der Stimmfrequenzen übertragen. Telefonate können deshalb durch eine gute Gesprächsführung und durch stimmliche Ausdrucksstärke gut gelingen.

https://www.julia-training.com/stimmtraining

Eine dialogische Perspektive

Mein Verständnis von Kommunikation und von Identität hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Immer wieder konfrontiert mit Modellen und Theorien, z.B. aus dem Behaviorismus, aus der Tiefenpsychologie, der Persönlichkeits- oder Kognitionspsychologie, bin ich mehr und mehr zu der Einsicht gekommen, dass diese Perspektiven unzureichend oder unzutreffend sind. Das kann doch nicht alles sein, wenn es um die Komplexität der menschlichen Kommunikation und der menschlichen Psyche geht!?

Deshalb vertrete ich eine grundlegend dialogische Anschauung, wenn es um Menschen, ihren, Geist, ihren Körper, ihre Emotionen und ihre Kommunikation geht. Das klingt im ersten Moment banal. Na klar, Dialog ist, wenn zwei miteinander reden. In dieser Eindimensionalität möchte ich den Dialog-Begriff jedoch nicht verstanden wissen. Ich glaube, dass wir in Sprache und Dialog leben, und dass es eine Grundstruktur, sowohl in unserer Psyche, als auch in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben ist.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Wer sich mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem sei folgendes Buch empfohlen: 

Staemmler F.-M. (2015): Das dialogische Selbst. Postmodernes Menschenbild und psychotherapeutische Praxis. Stuttgart: Schattauer.

 

 

 

Darüber hinaus möchte ich einen Text von mir zur Verfügung stellen. Dieser Text beschäftigt sich mit einem dialogischen Kommunikationsverständnis und der Rolle der Stimme dabei. Der Text hat in erster Linie ein methodisches Ziel: Wie kann auf dieser Basis die Stimme in das Konzept des Erlebensbezogenen Concept Coachings (ECC) integriert werden? Bei ECC handelt es sich um eine Konzeptentwicklungsmethode, die den Dialog in das Zentrum des Kreativprozesses stellt. Es stellt sich nun die Frage nach methodischen Erweiterungen durch das von mir vorgestellte Konzept.

Text: Die Stimme im Erlebensbezogenen Concept Coaching (Julia Rupprecht)

So möchte ich diesen Text, als Impuls, Interessierten zur Verfügung stellen, mit dem Wunsch nach konstruktiven Austausch, Feedback, Inspirationen oder Assoziationen. Wer möchte, liest hinein und meldet sich bei mir.

Vielen Dank!

Die Liebe zur Stimme

Julia in einem Stimmtraining  Bild: Joshua Burkert

Julia in einem Stimmtraining
Bild: Joshua Burkert

Eine Faszination und Liebe begleitet mich mein ganzes Leben: die Liebe zur mensch-lichen Stimme. Seit vielen Jahren habe ich mich auf den Weg begeben meine eigene Stimme zu bilden und zu entfalten. Es ist ein sehr bereichernder und lohnenswerter Weg. Genau dies möchte ich weitergeben. Und so kann ich aus einem breiten Erfahrungsschatz schöpfen, wenn es darum geht Andere auf ihrem Stimm-Weg zu unterstützen.

Da ist zunächst mein sprechwissenschaftlicher Zugang. Er hilft mir dabei, passgenaue Trainings- und Coachingansätze zu erarbeiten, die an die kommunikativen und stimmlichen Anforderungen des Klienten angepasst sind. Außerdem betrachte ich die Stimme im Gesamtkontext individueller Persönlichkeitsentwicklung. Hier kann die Stimme als Schlüsselelement, Metapher und Mittel zur Weiterentwicklung verwendet werden.
 
Als akademische Sprachtherapeutin habe ich einen medizinischen und therapeutischen Zugang zum Thema Stimme. Durch mein Verständnis für physiologische und anatomische Zusammenhänge kann ich stimmliches Verhalten analysieren, diagnostische Verfahren durchführen und passende Methoden auswählen. So kann ich auch Klienten fachkundig beraten, die Probleme mit der eigenen Stimme verspüren.  

Komplementiert wird dies durch meinen künstlerischen Zugang zum Thema Stimme. Er lässt mich die Stimme in ihrer Vielfarbigkeit, in ihrer Wirkungskraft und in ihrer Leistungsfähigkeit begreifen. Durch die Erfahrung der Bühne kann ich Anderen helfen ihren souveränen Ausdruck zu finden, und auch mit Lampenfieber umzugehen. Durch gesangspädagogische Ansätze können Singen und ein Experimentieren mit der eigenen Stimme konstruktiv genutzt werden.

All diese Erfahrungen integrieren sich zu einem ganzheits- und entwicklungsorientierten Ansatz, auf der Basis evaluierter und zielgerichteter Interventionen.

https://www.julia-training.com/stimmtraining

P.S.: Durch das Audio können Sie einen kleinen Einblick in meine Facette als Sängerin gewinnen.

Die 7-38-55-Lüge

Sind Ihnen diese Zahlen auch schon mal begegnet? Es geht um kommunikative Wirkung: Angeblich sollen 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sein. Es kommt also gar nicht darauf an WAS du sagst, sondern nur WIE du es sagst. Spätestens jetzt sollten bei Ihnen alle Alarmglocken läuten.
Ganz nach dem Flaschenpostprinzip werden diese Zahlen immer wieder falsch und in unterschiedlicher Auslegung verwendet. Mal ist es die Wirkung, mal die Glaubwürdigkeit, die durch diese scheinbar magischen Zahlen beschrieben wird.
Doch hinter dem Erfolg dieser Zahlen verbirgt sich eigentlich nur eine all zu menschliche Angst: Die eigene Angst nicht überzeugen zu können. 93% sollen vom stimmlichen und körpersprachlichen Auftreten abhängen. Und damit verspüren viele Menschen große Unsicherheiten. Wir bewundern souveräne Rhetoriker und sind uns unserer eigenen Wirkung nicht bewusst. Und jetzt gibt es den wissenschaftlichen Beweis, schwarz auf weiß: Ich muss was tun, sonst werde ich keinen Erfolg haben!

Doch wussten Sie, dass es sich bei diesen Zahlen um eine tragische Geschichte der Wissenschaft handelt? Der Psychologie-Professor Albert Mehrabian, auf den diese Zahlen zurückgeführt werden, hat und wollte diese Aussage NIE treffen. Seine Untersuchungen und Ergebnisse wurden einfach falsch gelesen. Doch hat sich diese falsche Interpretation seiner Ergebnisse wie ein Lauffeuer ausgebreitet, und wurde auf die zwischenmenschliche Kommunikation als Ganzes übertragen. Das ist schlichtweg falsch!

In einem BBC Radio 4 Interview aus dem Jahr 2009 hat sich Prof. Mehrabian zu dieser Fehlinterpretation seiner Arbeit geäußert. Mehrabian sagt selbst, dass jedem mit gesundem Menschenverstand klar sein sollte, dass es sich hierbei nicht um die korrekte Aussage handelt. Wer möchte, kann das Interview hier anhören. Der Beginn des Interviews ist bei Minute 23:10.

https://www.bbc.co.uk/sounds/play/b00lyvz9

Wer sich über die Person Albert Mehrabian informieren möchte kann auf der Website der Psychologie-Fakultät der Clark University nachlesen.

https://www.psych.ucla.edu/faculty/page/mehrab

Und für diejenigen, die sich nochmals auf humoristische Art überzeugen wollen, dass diese Aussage nicht stimmt, hier ein Link zu einem Sketch von Loriot.

Ich bin ein Fan von guten Inhalten! Und ich bin der festen Überzeugung, dass wir gute Ideen und Inhalte brauchen, um unsere Gesellschaft in allen Bereichen voranzubringen. Deshalb dürfen wir die Inhalte nicht zum Vasallen der Verpackung werden lassen.

Ausdruck und Inhalt gehören untrennbar zusammen. Und deshalb kommt es darauf an, dass eine Aussage in sich stimmig und kongruent ist. Worte, Stimme und Körperausdruck müssen also zueinander passen. Arbeiten Sie deshalb an Ihren Ideen, Ihrer Stimme und an Ihrem Körperausdruck. Es ist eine tolle und bereichernde Arbeit, die Ihnen helfen wird, sich souverän und sicher zu fühlen. Und damit können Sie auch Andere begeistern!

P.S.: Wer möchte, spricht mich einfach an. Dann kann ich gerne detailliert erklären, was Albert Mehrabian eigentlich genau untersucht hat. Denn der nächste falsche Schluss wäre, dass Mehrabian „schlechte“ wissenschaftliche Arbeit geleistet hast. Das stimmt nämlich auch nicht!

UPDATE: In diesem Artikel erkläre ich, was Albert Mehrabian eigentlich genau untersucht hat.