Psychologie

Three good things

Heute habe zusammen mit Kollegen zu Mittag gegessen. Drei von Ihnen haben am Vormittag noch einen Workshop geleitet und waren froh, wie gut alles gelaufen ist. Als sie noch über den Verlauf sprachen, meinte eine meiner Kolleginnen zu einer Anderen: „Es war wirklich schön, was Du heute Morgen mit den Teilnehmenden zum Einstieg gemacht hast… man hat richtig gemerkt, wie gut gelaunt sie dann waren.“ Ich ganz neugierig: „Was hast Du gemacht, Alice?“

Alice Murschall ist eine ganz liebe und sehr kompetente Kollegin u.a. mit den Arbeitsschwer- punkten Gesundheit, Stressbewältigung und Resilienz. Heute morgen hat sie eine Übung aus dem Bereich der Positiven Psychologie gemacht, die sich „Three good things“ (von Martin Seligman) nennt. Ich selbst finde diese Übung ganz toll, um den eigenen Fokus immer wieder auf das Positive zu legen, und nicht in den schwierigen, komplizierten oder unangenehmen Dingen des Lebens zu versinken.

Foto: Julia Rupprecht

Foto: Julia Rupprecht

In der Übung „Three good things“ geht es darum die schönen Dinge, die uns an jedem Tag begegnen, wahrzunehmen. Und dabei kommt es nicht auf die großen Dingen an, sondern viel mehr auf die kleinen Freuden, die uns den Alltag bereichern und verschönern können. Versuchen Sie eine Woche lang sich am Abend drei positive Dinge aufzuschreiben, die für Sie an diesem Tag von Bedeutung waren und überlegen Sie sich dann, warum diese Dinge geschehen sind bzw. was Sie persönlich dazu beigetragen haben. Und Sie können dieses Ritual dann auch zusammen mit anderen machen. So können Sie z.B. am Ende eines Arbeitstags mit Kollegen, Partner oder Partnerin oder einem guten Freund / einer Freundin darüber sprechen, was heute alles Gutes geschehen ist.
Kleiner Tipp dabei: Aufschreiben wirkt stärker, als das bloße Aussprechen. Außerdem kann man sich dann auch noch nach ein paar Tagen leichter daran erinnern, was in dieser Woche schon alles Gutes passiert ist.

Zusammenfassung: Mit der Übung „Three good things“ von Martin Seligman, Begründer der Positiven Psychologie, kann man den eigenen Wahrnehmungsfokus auf die positiven und schönen Erlebnisse im Alltag richten. Auch sehr kleine Dinge tragen viel Freude in sich, die wir leicht im Alltag übergehen. Deshalb kann man am Ende eines Tages drei positive Erlebnisse oder Dinge aufschreiben und (wenn man das möchte) diese auch teilen.

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In der Summe meiner Durchschnittlichkeiten...

„In der Summe meiner Durchschnittlichkeiten bin ich fast schon wieder außergewöhnlich.“

Dieser Satz steht auf einem Post-it und klebt auf meinen Unterlagen. Ich zeige ihn meinem Kollegen Malte. Lachend bemerkt er, ich könne den Satz gut und gerne auf ein T-Shirt drucken, da er so vielschichtig und originell wäre. Es muss nicht gleich ein T-Shirt sein, aber Maltes Hinweis ermutigt mich, meine Gedanken dazu in einem kleinen Text zusammenzufassen.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Der Satz begleitet mich nun schon einige Jahre. In meiner Erinnerung ist er von mir. Ich weiß zumindest nicht von wem ich ihn sonst habe. In diesem Satz steckt eine gewisse Sehnsucht. Die Sehnsucht etwas Besonderes zu sein: Für jemanden. Wegen etwas. Weil man ist. Die Sehnsucht die eigene Einzigartigkeit zu erfahren, darin gesehen zu sein und Anerkennung zu finden. Ich glaube den meisten ist dieses Gefühl schon einmal begegnet. Gleichzeitig zeigt der Satz die eigene Normalität, die eigene Gewöhnlichkeit und auch Begrenztheit. Das ist nicht schlimm. Es ist einfach, auf eine dem Leben inne wohnende Art und Weise. Es ist wie die ironische Randnotiz der eigenen Menschlichkeit und des eigenen Lebens.


Als Trainerin kann ich mich nun fragen, ob es nicht sogar mein Job ist, Menschen dabei zu helfen ihre Durchschnittlichkeiten zu überwinden, um immer außergewöhnlicher zu werden.
Das Gefühl eines Defizits ist ja meist der Auslöser ein Training machen zu wollen. Menschen kommen also zu mir mit dem Wunsch etwas besser zu können. Der Ansporn ist dabei häufig eine Mittel-Zweck-Relation, also ein „besser-um“.
„Ich möchte besser präsentieren, um meine Produkte erfolgreicher zu verkaufen.“
„Ich möchte eine klangvollere Stimme, um in Gesprächen stärker zu führen.“
„Ich möchte (…), um (…)“

Wir sind häufig von Zielen und Zwecken getrieben. Das ist per se nicht schlecht und verhilft sicherlich zu einer hohen Leistungsfähigkeit. Manchmal stelle ich mir jedoch die Frage, woher jemand die persönliche Motivation nimmt ein solches Ziel zu formulieren und als das Eigene zu propagieren. Ist es eine innerlich empfundene und stimmige Motivation?

Im Extremfall machen sich Menschen dabei selbst zu Objekten: Sie erheben Daten über sich, um sich selbst und die eigenen Verhaltensweisen zu vermessen. Ziel ist die Ableitung von Maßnahmen um irgendetwas effizienter, effektiver und besser zu machen. In meinem Bekanntenkreis habe ich einen bekennenden Selbstoptimierer. Ich bin jedes mal auf’s Neue fasziniert, was Flo anscheinend alles trackt, erhebt, untersucht und optimiert. Flo ist Vorreiter und Vordenker der Quantified Self-Bewegung und es scheint für ihn gut zu sein und zu funktionieren. Ja und auch ich bemerke eine gewisse Neugier und weiß doch, dass das Quantified Self keine Option für mich darstellt: Als Wissenschaftlerin weiß ich wie komplex der Umgang mit Daten, ihre Auswertung und Interpretation ist. Als Trainerin und Coach weiß ich wie komplex und vielschichtig persönliche Veränderungsprozesse und deren Steuerung sind. Als Mensch stelle ich mir die Frage, welche gelebte Konsequenz und Veränderung in meinem Leben entstehen soll, so dass ich mich in einer resonanten Weltbeziehung befinde. So dass ich die Welt zum Antworten bringe, weil ich da bin: Wie entsteht also Sinnhaftigkeit zwischen mir und der Welt? Das ist für mich die wesentlich spannendere Frage…

Wenn ich mir nun also wieder die Frage stelle, ob es als Trainerin nicht mein Job ist, Menschen dabei zu helfen ihre Durchschnittlichkeiten zu überwinden, um immer außergewöhnlicher zu werden, kann ich also getrost antworten: Ach, lasst mal die Leute so sein wie sie sind. Doch bitte nicht missverstehen! Das ist keine Ablehnung von Qualifizierung oder Weiterentwicklung. Ganz im Gegenteil. Es ist nur aus einer anderen Perspektive gedacht. Und diese Perspektive heißt für mich Enrichment und Empowerment.
Unter Enrichment verstehe ich eine Anreicherung und Ausgestaltung der eigenen Person.
Unter Empowerment verstehe ich eine Erweiterung der eigenen Handlungsmächtigkeit und Autonomie. Daraus kann Selbstwirksamkeit und Verantwortung erwachsen. Konsequent gedacht, resultiert daraus eine Ruhe mit dem wie ich gerade bin. Ich darf so sein. Niemand sagt mir, was das vermeintliche Optimal ist. Denn „optimal“ ist eine Konstruktion. Es existiert nicht. Es gibt keinen fertigen oder optimalen Zustand.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Entscheidend ist: Was ich mir jetzt erarbeite, ist…
…eine Anreicherung meiner Kompetenzen,
…eine Erweiterung meines Handlungsrepertoires,
…ein neuer Blickwinkel,
…eine neue Position,
…ein neues Gedankengebäude,
…eine veränderte innere Haltung,
…eine Verschiebung in der gefühlten Bedeutung.

Und damit bin ich in Zukunft auf eine neue Weise handlungsfähig. Ich kann’s aber auch genau so machen wie ich es schon immer gemacht habe.
Oder anders gesagt: Dass das Vorhergehende ausgelöscht wäre, ist sowieso nur eine Illusion.
Es existiert im Neuen fort. Ich habe also „nur“ meinen eigenen Möglichkeitsraum erweitert.
Und damit gehe ich von Situation zu Situation.

„In der Summe meiner Durchschnittlichkeiten bin ich fast schon wieder außergewöhnlich.“
In mir spüre ich dieses kleine innere Schmunzeln und denke mir: oh ja.

Zurück zu Malte: Ich hab’ mal überlegt, warum ich finde, dass Malte ein spannender und inspirierender Mensch ist. Neben seiner guten Intuition, seinem scharfen Geist und seiner herzlichen Direktheit ist es vor allem ein Gefühl, das sich mir vermittelt: Das Gefühl, dass Malte da wo er ist, angekommen ist. Aber ohne je stehen zu bleiben.

PS: Nochmal zur Frage, ob es als Trainerin nicht mein Job ist, Menschen dabei zu helfen ihre Durchschnittlichkeiten zu überwinden, um immer außergewöhnlicher zu werden… Mit einer Portion selbstironischer Ehrlichkeit muss ich sagen: Wahrscheinlich bin ich selbst viel zu durchschnittlich dafür. Aber für die Menschen, für die ich einen Unterschied bewirken kann, tu ich es gerne.

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Singen tut gut und Singen macht Mut!

Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Singen die psychische und körperliche Gesundheit fördert. So führt Singen u.a. zu einer Stärkung des Immunsystems, des Herz-Kreislaufsystems, der Lungenfunktion und des Hormonhaushalts. Mit den körperlichen Effekten sind natürlich auch positive Wirkungen auf die Psyche verbunden. So hilft Singen u.a. bei Stressbewältigung, Depressionen und führt insgesamt zu einem erhöhten Selbstbewusstsein und mehr Zufriedenheit. Und dafür muss man kein großer Star auf der Bühne sein! Diese Effekte sind nämlich an Hobbysängern gut belegt. Doch leider trauen sich immer weniger Leute aktiv zu singen. Singen im Alltag nimmt leider immer mehr ab.

In einem Artikel in der Welt erfahren Sie noch mehr warum Singen gesund ist:
https://www.welt.de/wissenschaft/article1461487/Warum-Singen-gesund-ist.html


Singen macht Spaß und ist gesund! Mit welchen Ideen und Impulsen kann man Singen einen größeren Stellenwert im eigenen Leben zu geben?

  • Singen ist nicht nur talentierten Menschen vorbehalten! Viele glauben, dass man nur singen sollte, wenn man auch eine bestimmte Begabung dafür hat. Doch Singen ist erlernbar! Je mehr man singt, um so besser werden die eigenen Fähigkeiten.

  • Alte Erfahrungen über Bord werfen! Viele berichten, dass es eine Schmach war, im Musikunterricht vorzusingen, nicht in den Schulchor zu dürfen, oder negative Rückmeldungen zur eigenen Stimme zu bekommen. Weg damit! Diese Erfahrungen abhaken, und neue Erfahrungen machen.

  • Schön ist, was gefällt! Wer ist mein Lieblingssänger? Habe ich Lieder die mir besonders gut gefallen? Suchen Sie doch mal bewusst ihr Musiksammlung durch und überlegen Sie, welche Lieder und Interpreten Ihnen besonders gefallen. Dann einfach mal mitsingen.

  • Singen beginnt heimlich! Vor oder mit anderen zu singen, ist für viele ein großer Schritt, den sie sich nicht zutrauen. Deshalb erstmal im Kleinen anfangen: leere Wohnung, warme Dusche, schnelles Auto... es gibt genügend Möglichkeiten erstmal unauffällig zu beginnen.

  • Mitstreiter und Unterstützung suchen! Wenn das Singen Spaß macht, kann man sich professionelle Unterstützung holen. Sei es ein Chor in der Nähe oder ein paar Stunden Gesangsunterricht bei einem Lehrer.

Julia bei einem Konzert. Foto: privat

Julia bei einem Konzert. Foto: privat

Gerade jetzt zur Weihnachtszeit bieten sich viele Gelegenheiten, um mit Ruhe, Entspannung und Freude zu singen. Vielleicht holen Sie, Ihre Familie und Freunde, Musikinstrumente und Weihnachtslieder heraus, und stimmen gemeinsam ein "Stille Nacht, heilige Nacht" oder ein "Oh Tannenbaum" an.

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen singende, frohe und besinnliche Weihnachtstage im Kreis lieber Menschen und einen guten Rutsch in ein zufriedenes, gesundes und erfüllendes Jahr 2017!

 

Als kleine Weihnachtseinstimmung: Frank Sinatra und Bing Crosby aus den 1950er Jahren mit einem Christmas-Special. Ich liebe es den beiden zuzuhören!

Zusammenfassung: Singen stärkt die körperliche und seelische Gesundheit. Diese Effekte sind bei Hobby- und Laiensängern empirisch belegt. Deshalb ist es wertvoll Singen mehr in den eigenen Alltag zu integrieren. Singen Sie alleine, mit anderen zusammen oder unter professioneller Anleitung.

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Lach’ dem Säbelzahntiger ins Gesicht

Vor kurzem war ich Teilnehmerin in einer Fortbildung, in der es um Körpersprache ging. Der Referent hatte einige interessante Aspekte aufgeworfen und durchaus spannende Studien angeführt. Doch dann ließ er folgende Bemerkungen fallen:
„Wenn unsere Vorfahren einem Säbelzahntiger in der Steppe begegneten, dann blieben nur zwei Möglichkeiten: Fight oder flight!“
„Männer wollen ihren Samen einfach nur an so viele Weibchen wie möglich verteilen.“
„Frauen suchen das potente Männchen für den Sex, aber den verlässlichen Mann für die Aufzucht ihrer Kinder.“

Und diese Programme liefen natürlich auch noch im modernen Menschen ab. Das ist seine wahre Natur. Das bestimmt unbewusst und fundamental seine Kommunikation und sein Verhalten. Ob man will oder nicht.

In solchen Momenten würde ich ehrlicherweise am liebsten den Seminarraum verlassen. Die Tür könnte mit einem riesen Knall ins Schloss fallen. So ärgerlich macht mich das.
So möchte ich hier meine Gedanken kurz skizzieren, in der Hoffnung dass mir bald keine Säbelzahntiger mehr im Seminarraum begegnen. Denn nach meiner Meinung ist Evolutionspsychologie nicht in der Lage unser komplexes Kommunikationsverhalten zu erklären. Nach meinem Verständnis ist der Mensch genauso ein kulturelles wie ein natürliches Wesen, weshalb es eine absolute Verkürzung und Simplifizierung der menschlichen Psyche darstellt, evolutionspsychologisch zu argumentieren. Doch betrachten wir eines nach dem anderen.

Was ist überhaupt evolutionäre Psychologie?
Die Evolutionspsychologie ist ein Ansatz, der versucht das Verhalten und das Erleben des modernen Menschen durch Erkenntnisse über seine stammesgeschichtliche Entwicklung zu erklären. Die kulturelle Entwicklung sei in den letzten paar tausend Jahren so rasant vorangeschritten, dass die evolutionäre Anpassung dabei aber nicht Schritt halten konnte. Das Credo ist folglich, dass in uns allen noch der Steinzeitmensch mit seinem Steinzeitgehirn schlummert. Oder gar mehr noch: wir sind bis heute Steinzeitmenschen im modernen Gewand.

Man kann nicht leugnen, dass diesem Gedanken eine gewisse Plausibilität anhaftet. Und deshalb werden gerne solche Bilder und Geschichten mit Säbelzahntigern, Lagerfeuern, Höhlen und traditionellen Rollenbildern bemüht. Denn wenn ich mir vorstelle, dass jetzt ein Säbelzahntiger vor mir steht, dann würde ich ja auch schnurstracks das Weite suchen. Ich frage mich jedoch, ob diese Bilder und Geschichten nicht viel mehr über uns und unser Zusammenleben heute aussagen, als über unsere Vorfahren vor mehreren Tausend oder Millionen Jahren?
Gerade unerwünschtes Verhalten kann durch evolutionäre Ansätze vermeintlich erklärt werden. Doch viel zu leicht wird es dadurch auch entschuldigt. Man kann ja nichts dagegen tun. Das ist „Natur“. Und gegen „Natur“ kann man sich nicht wehren. Evolutionspsychologie ist also in gewisser Weise ein Totschlag-Argument:
…dass der Mann fremd gegangen ist… seine Natur.
…dass die Frau das Alpha-Männchen, dem netten Kerl von nebenan vorzieht… ihre Natur.
…dass sich Männer prügeln… Natur!
…dass Frauen viel quasseln und tratschen… Natur!
Am besten schaltet sich dabei dann noch unser Kortex ab, und es sind nur noch die Regionen unseres „Reptiliengehirns“ aktiv. Wahrscheinlich kennen auch Sie dieses Gefühl, wenn sich der Kortex verabschiedet, oder?
Spaß beiseite: Das Tragische daran ist, dass Evolutionspsychologie so gut dafür verwendet werden kann, um komplexere Erklärungsansätze zu konterkarieren und zu unterwandern. Warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht? Die Argumentation dahinter ist: Alt schlägt neu. Natur schlägt Kultur. Ich würde sagen: das kann ganz leicht zu wissenschaftlichem Populismus werden.

Doch auf welchen Annahmen fußt die Evolutionspsychologie und sind diese Annahmen haltbar?
Die Evolutionspsychologie hat große Anhänger und vehemente Gegner. In einem Artikel von Bolhuis et al. (2011) werden vier Grundannahmen der evolutionären Psychologie aufgezeigt, die durchaus sehr kontrovers zu diskutieren sind:

  1. Die heute wirkenden psychologischen Mechanismen müssen sich irgendwann in der Geschichte des Menschen herausgebildet haben, und seither stabil sein. Daher muss die Evolutionspsychologie annehmen, dass es irgendwann in der Geschichte der Menschheit eine hinreichend stabile Umwelt gab. Diese menschlichen Anpassungen müssen auf diese stabile Umwelt bezogen gewesen sein.

  2. Die Evolutionspsychologie vertritt die Auffassung, dass die kulturellen Veränderungen der letzten tausenden von Jahren zu rasant für eine evolutionäre Anpassung waren, und vertritt damit einen evolutionären Gradualismus. Das heißt, dass evolutionäre Veränderungen nur langsam und stückweise auftreten dürfen.

  3. Um verschiedene Verhaltensweisen, wie z.B. Fremdgehen, PartnerInnenwahl, Aggression etc., zu erklären müsste unser Verhalten aus vielen Einzelprogrammen zusammengesetzt sein. Diese Module hätten sich jeweils in Anpassung auf die Umwelt herausgebildet. Die Evolutionspsychologie nimmt also eine Modularität des menschlichen Geistes an.

  4. Die Evolutionspsychologie geht von einer universellen menschlichen Natur aus, die unabhängig von Kultur und individueller ontogenetischer Entwicklung unser Verhalten steuert.

All diese Grundannahmen kann man schwer anzweifeln:
Wann hat es in der Geschichte der Erde einen so stabilen und erdumfassenden Zustand gegeben, so dass sich menschliches Verhalten dauerhaft auf diesen Zustand eingestellt haben sollte? Man sollte hier schon merken, dass es niemals stabil und die ganze Erde betreffend gewesen sein kann, so dass sich die Natur dann diese Zeitspanne x als Maß der Dinge für unser Verhalten ausgesucht haben könnte. Deswegen kann es so gesehen eigentlich auch keine menschlichen Universalien geben. Auch zeigen aktuelle Untersuchungen, dass sich genetische Veränderungen binnen weniger Generationen vollziehen können, und dass sich gerade auch in der Zeitspanne der letzten 50.000 Jahre erhebliche Veränderungen am menschlichen Genom ergeben haben. Dies spricht gegen den postulierten Gradualismus. Auch die Vorstellung der Modularität des menschlichen Geistes ist schwer mit Erkenntnissen aus anderen Disziplinen vereinbar. Das würde nämlich bedeuten, das Verhaltensweisen und Wahrnehmungen unabhängig voneinander auftreten könnten, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen. Aber gerade übergreifende kognitive Funktionen wie Lernen oder Gedächtnis funktionieren wahrscheinlich anhand generalisierter Mechanismen, die in den verschiedensten Situationen flexibel eingesetzt werden. Und das ist verknüpft mit kulturellen und individuellen Entwicklungen. Kultur, Individualität und Natur interagieren miteinander und können nicht vollkommen unabhängig voneinander gesehen werden. Der Mensch ist ein natürliches und ein kulturelles Wesen und gerade das macht die Erforschung seiner Psyche und seines sozialen Zusammenlebens so spannend. Und gerade das macht auch Kommunikation und Interaktion so spannend.

Wenn ihnen also das nächste Mal auf der Straße ein Säbelzahntiger begegnet, haben sie mehr als zwei Möglichkeiten!

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PS: Vielleicht ist Ihnen noch kein Säbelzahntiger, jedoch aber ein Pandabär auf der Straße begegnet! Für diesen Fall zeigen diese legendären Panda Käse Werbespots mögliche Verhaltensweisen . :-)

Zusammenfassung: Die Evolutionspsychologie versucht menschliches Verhalten und Erleben durch Erkenntnisse über die stammesgeschichtliche Entwicklungen des Menschen zu erklären. Dabei kann es zu erheblichen Vereinfachungen und Verkürzungen in der Betrachtung der menschlichen Psyche und des menschlichen Zusammenlebens kommen. Dabei beruft sich die Evolutionspsychologie im wesentlichen auf 4 Grundannahmen. Diese Grundannahmen werden kontrovers diskutiert und sind teilweise nicht mit Erkenntnissen aus anderen Disziplinen vereinbar.

Embodied Cognition und die Wechselwirkung von Körper und Psyche

Können kognitive Fähigkeiten und Denkprozesse ohne einen Körper existieren?
Haben körperliches Erleben und somatische Reaktionen gar nichts mit dem Denkprozess an sich zu tun? Ist der Körper nur das "Transportmittel" für unseren Kopf, damit wir ihn von einem Ort zum Anderen bringen können?

Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich aktuelle Theorien der Kognitionswissenschaften. Dabei bietet die sogenannte Embodiment-Theorie spannende Betrachtungen, um Körper und Geist miteinander zu verstehen. Der Körper umfasst dabei motorische Aktivitäten und Wahrnehmungsfunktionen. Der Begriff Geist bezeichnet dabei v.a. das Bewusstsein, kognitive Fähigkeiten, Emotionen und Einstellungen.

In der Auffassung des Embodiments benötigen das Bewusstsein und die Kognition einen Körper und eine physikalische Interaktion, um überhaupt zu existieren. Das bedeutet auch, dass die Zusammenhänge zwischen Körper und Geist wechselseitig ausgestaltet sind. Sie können nur miteinander funktionieren. Diese wechselseitige Beziehung zwischen Körper und Psyche zeigt sich auch in ihrer gegenseitigen Beeinflussung. So können sich psychische Zustände im Körper ausdrücken, aber gleichzeitig können auch Körperzustände Auswirkungen auf Emotion und Kognition haben: Wenn ich z.B. traurig bin, drückt sich das Gefühl durch eine zusammengesunkene Körperhaltung, durch einen betrübten Gesichtsausdruck und einen weinerlichen Stimmklang aus. Es kann aber auch sein, dass meine zusammengesunkene Haltung, die ich aus irgendeinem Grund einnehme, Auswirkungen auf meine Kognition und meine Emotionen hat: Ich fühle mich traurig, weil ich eine zusammengesunkene Haltung habe. Dies kann ebenfalls Einstellungen und Urteile einer Person beeinflussen.
Es gibt viele empirische Untersuchungen die diesen wechselseitigen Zusammenhang nahelegen. Gefühle, Einstellungen und Bewertungen können sich also verändern, wenn man z.B. eine andere Körperhaltung einnimmt, Mimik und Gestik verändert, oder auch den Stimmklang moduliert. Denn mittels neuroaktiver Signal- und Botenstoffe im Blutkreislauf und via Nervenbahnen gehen Signale vom Gehirn in den Körper, aber auch vom Körper ins Gehirn. Dabei ist der Körper immer in einen Gesamtzusammenhang eingebettet und in ihm situiert. Das heißt, es gibt eine gegenständliche und soziale Umwelt in der wir uns befinden. Darin interagieren und kommunizieren Personen in einer spezifischen und einmaligen Situation. Auch das nimmt Einfluss auf unseren Körper, und damit auf unser Denken, Fühlen und Handeln.

Deshalb können Prozesse auf der Ebene des Denkens, Fühlens und Verhaltens nur im Zusammenhang mit dem Körper betrachtet werden, der in eine Gesamtsituation eingebettet ist. Ja, man kann auch so weit gehen zu sagen, dass ohne den Einbezug des Körpers, das Denken „leer“ wäre.

Hier noch weiterführende Lese-Tipps:

Hier noch ein ziemlich spannendes Video von einem Vortrag mit George Lakoff, Professor für Cognitive Science and Linguistics an der Berkley Universität in Kalifornien:

Zusammenfassung: Aktuelle Theorien der Kognitionswissenschaften beschäftigen sich mit dem Zusammenhang von Körper und Geist. In der Auffassung des Embodiments ist dieser Zusammenhang wechselseitig ausgestaltet, d.h. Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig und können nur miteinander existieren. Dabei können sich psychische Zustände durch den Körper ausdrücken. Aber auch körperliche Zustände haben einen Einfluss auf Kognition und Emotion.  

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Stark mit Lampenfieber!

Jeder kennt die Anspannung und Nervosität, wenn man vor Anderen sprechen muss: Lampenfieber! Dieser Adrenalin-Kick ist das letzte Quäntchen, um in einer wichtigen Situation die eigene Höchstleistung abzurufen. Doch dafür darf die Nervosität nicht Überhand nehmen. Auf den richtigen Umgang und das passende Maß kommt es an.

Wollen Sie Ihr Lampenfieber in den Griff bekommen?

Aber was ist Lampenfieber überhaupt und wie kann man einen konstruktiven Umgang damit finden? Antworten auf diese Fragen finden Sie in meinem Ebook “Stark mit Lampenfieber!”.

 

Strategien mit dem Lampenfieber-Training entwickeln!

Um diesen Fragen ganz praktisch und lebensnah zu begegnen habe ich ein Training für einen konstruktiven Umgang mit Lampenfieber entwickelt. In diesem Seminar erarbeiten die Teilnehmenden individuell passende und flexible Strategien im Umgang mit ihrem Lampenfieber. Denn Lampenfieber ist bei niemandem gleich ausgeprägt und ist im Erleben des Einzelnen verankert.

Ausgangspunkt ist deshalb die erlebensbezogene Selbstreflexion: Wie ist Lampenfieber bei mir? Darauf aufbauend entwickelt jeder Teilnehmende eigene Handlungsmöglichkeiten: Was kann ich tun, damit ich trotz Lampenfieber meine volle Leistungsfähigkeit abrufen kann?

Diese Strategien werden dabei an konkrete Situationen und den Alltag der Teilnehmenden angepasst. Die Basis für dieses Training bieten Methoden aus dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM), sowie dem erlebensbezogenem Concept Coaching (ECC). Angereichert wird das Training mit Körper-, Atem-, Stimm und Entspannungsübungen. Feedback und Präsentationen unterstützen bei der Anwendung.

Die Ziele des Trainings sind also:

  • Die Teilnehmenden reflektieren bisherige Erlebnisse und erkennen die individuelle Ausgestaltung ihrer Lampenfieber-Symptome

  • Die Teilnehmenden entwickeln darauf zugeschnittene Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit ihrem Lampenfieber

  • Die Teilnehmenden können den aus dem Lampenfieber entstehenden Druck und Stress besser anerkennen und bewältigen

Bild: Joshua Burkert

Bild: Joshua Burkert

Im Umgang mit der eigenen Vortragsnervosität ist es manchmal gut zu wissen, dass man mit dieser Schwierigkeit nicht alleine ist. Selbst große Virtuosen haben mit Lampenfieber zu kämpfen. Und jeder hat dabei ganz andere Ängste. In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung können Sie Erfahrungen von namhaften Personen nachlesen.

 

 

Zusammenfassung: Lampenfieber ist ein Phänomen das vor wichtigen Redesituationen auftritt. Dabei ist es sinnvoll einen konstruktiven Umgang mit den individuellen Lampenfieber-Symptomen zu finden. Dazu habe ich ein Training entwickelt, das auf der Basis von ZRM, ECC, praktischen Übungen und Feedback arbeitet. So dass man seine persönliche Höchstleistung mit Lampenfieber abrufen kann!

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Weitere Tipps uns Tricks können Sie in meinem Blog-Entrag „Dieses Kribbeln im Bauch…“ nachlesen.

Stimmliche Ahnenforschung

Stimme ist nicht nur naturgegeben. Natürlich gibt es eine körperliche Disposition, doch ist Stimm- und Sprechverhalten zu einem großen Teil erlernt: In der Interaktion mit unseren Eltern, Geschwistern, Freunden oder anderen Bezugspersonen machen wir verschiedenste Kommunikationserfahrungen, die unser Sprechverhalten prägen. So sind diese Bezugspersonen zum Beispiel ein Modell für unser eigenes Sprechverhalten. Außerdem wird unsere Stimme und unser Sprechverhalten immer wieder von Anderen in der Interaktion reguliert. Der Stimmklang kann darüber hinaus mit tieferen Bedürfnissen und Persönlichkeitsstrukturen in Verbindung stehen. Wenn Sie sich auf stimmliche Ahnenforschung begeben wollen, können Ihnen folgende Fragen helfen, die eigene Sprechweise zu reflekieren:

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

  1. Wie klingt die Stimme wichtiger Bezugspersonen? Welches Sprechverhalten zeigen sie? Wird in der Familie oder im Freundekreis z.B. immer leise oder immer recht laut gesprochen? Wie wird in der eigenen Familie kommuniziert? Welche dieser Verhaltensweisen gefallen Ihnen? Worauf sind Sie stolz? Was würden Sie gerne verändern? Mit welchen Verhaltensweisen verspüren Sie Schwierigkeiten?



  2. Welche Rückmeldung haben Sie zu Ihrer Stimme oder Ihrem Sprechverhalten bekommen? Haben Sie konkrete Sätze im Ohr? „Sei doch nicht so laut...“ „Sprich nicht so viel...“ „Erst überlegen dann sprechen...“. Gab es dabei einschneidende Erfahrungen? Zum Beispiel das Vorsingen in der Schule, ein Vortrag im Studium oder im Beruf, Gesprächsituationen im Privaten.

  3. Welche Wirkung möchten Sie erzielen? Wie möchten Sie anderen Menschen erscheinen? Gibt es da Bedürfnisse, die sich im Stimm- und Sprechverhalten zeigen? Zum Beispiel, dass Sie besonders nett erscheinen wollen, und deshalb z.B. unbewusst eine etwas leisere und höhere Stimme einsetzen. Oder wollen Sie besonders durchsetzungsfähig wirken und sprechend deshalb laut und polternd? Können Sie manche dieser Bedürfnisse auch über andere Verhaltensweisen realisieren?

Weitere Informationen zum Zusammenhang von Psyche und Stimme, sowie zu Stimmtraining im Allgemeinen finden Sie unter:
www.julia-training.com/stimmtraining

Zusammenfassung: Stimmliches Verhalten ist in einem großen Maße erlernt. Die eigene Stimme wird durch Vorbilder, Erfahrungen, Persönlichkeitsmerkmale, sowie aktuelle Emotionen und Bedürfnisse beeinflusst. Deshalb ist es lohnenswert diese Faktoren zu analysieren. Dabei findet man Entwicklungsmöglichkeiten für die eigene Stimme.

Kann das weg oder ist das bereits transferiert?

Unter Transfer versteht man die Übertragung erlernter Fähigkeiten und Fertigkeiten auf andere, vergleichbare Situationen. Transfer wird somit als ein Kennzeichen für erfolgreiche Lernprozesse gesehen. Gerade wenn es um die Aneignung von Fertigkeiten geht, werden während eines Trainings oder Coachings meist sehr gute, jedoch kurzfristige Erfolge erzielt. Viele berichten im Anschluss, dass es Ihnen aufgrund ihrer alltäglichen Gewohnheiten sehr schwer fällt, die Ziele, Maßnahmen und das veränderte Verhalten in den Alltag zu integrieren und tatsächlich anzuwenden. Das macht jedoch die Güte eines nachhaltigen Trainings aus.

Das Zürcher Ressourcen Modell als eine Möglichkeit Transfer zu unterstützen
Mit Hilfe des Zürcher Ressourcen Modells soll diese Übertragung in den Alltag begünstigt und unterstützt werden. Das ZRM ist ein psychoedukatives Verfahren. Diese Selbstmanagement-Methode wurde von Maja Storch und Frank Krause für die Universität Zürich entwickelt. Dabei werden Menschen unterstützt, ihre Handlungssteuerung zu optimieren und ihre intrinsische Motivation für die Zielerreichung zu aktivieren. Menschen sollen also befähigt werden, ihre persönlichen Ziele in Handlungen umzusetzen. Das ZRM-Programm ist hinsichtlich seiner Wirksamkeit empirisch untersucht. So betrachtet das ZRM, Psyche und Körper als eine Einheit und arbeitet deshalb multimodal. Es integriert die Arbeit mit Körper, bildhaftem Denken und Sprache und stärkt auf diese Weise die Ressourcen und die Motivation einer Person. In der Anschauung des ZRM sind die Zusammenhänge zwischen Körper und Geist wechselseitig ausgestaltet. Sie können nur miteinander funktionieren. Man versucht dieses Zusammenspiel zu fördern, indem der Körper, bildhaftes Denken und Sprache zur Aktivierung von Ressourcen eingesetzt werden. Dies stärkt solche neuronalen Netzwerke, die zu einer erhöhten intrinsischen Motivation und somit zur Handlungsauslösung führen.

Ich selbst setze einzelne Elemente des ZRM zur Erweiterung und Nutzung der eigenen Ressourcen, sowie zur Transferunterstützung in Training und Coaching ein. So habe ich zusammen mit Caroline Frauer ein Transferprogramm für Stimmtechnik auf Basis des ZRM entwickelt. Außerdem nutze ich Elemente des ZRM für einen konstruktiven Umgang mit Lampenfieber und die Entwicklung einer förderlichen Haltung für Präsentationen, Gespräche und Lehre.

Hier ein Link zur offiziellen Seite des ZRM: http://www.zrm.ch/

Zusammenfassung: Transfer ist ein Kennzeichen für erfolgreiche Lernprozesse. Das Zürcher Ressourcen Modell ist eine Möglichkeit Transfer zu begünstigen. Durch das ZRM werden Ressourcen und die intrinsische Motivation einer Person gestärkt. Dazu werden die Aktivierung des Körpers, bildhaftes Denken und Sprache eingesetzt. Ich selbst verwende Elemente des ZRM vor allem in den Bereichen Stimmtraining, Lampenfieber, Präsentationtechnik, Gesprächsrhetorik und Lehre.

The story of your life.

Wie mache ich mir eine Vorstellung von der Wirklichkeit und von mir selbst? Erzähle ich anderen und mir selbst meine eigene Lebensgeschichte? Tue ich das immer wieder neu?

In der narrativen Psychologie sieht man die Identität eines Menschen als seine von ihm selbst erzählte Geschichte. Denn narrativ bedeutet so viel wie „in erzählender Form“. Was antwortet also ein Mensch auf die Frage „Wer bist Du?“
Er antwortet mit einer Erzählung seiner Geschichte. Er erzählt also von Lebensstationen, Ereignissen, Erfahrungen und Episoden, die er für seine Identität und Identitätsbildung relevant hält. Und er erzählt diese Geschichte in einer zusammenhängenden und begründenden Art und Weise. Diese Erzählungen sind mit dem körperlichen und emotionalen Erleben dieser Person verknüpft.
Interessant ist dabei, dass wir uns diese Geschichten auch immer wieder selbst erzählen, dass wir sie erschaffen und dass sie sich über die Zeit auch deutlich verändern. Denn unsere Erinnerungen sind nicht statisch. Sie sind nicht festgeschrieben und unveränderlich. Und so sind auch die Geschichten die wir von unserer Person erzählen immer wieder neu. Sie sind neu, nicht weil wir lügen, sondern da sich Erleben und Erinnern über die Zeit verändern. Das ist auch Ausdruck unserer sich verändernden Identität.
…und das zeigt sich in unserem Blick auf und unserem Umgang mit der Welt, in unserem Zusammensein mit anderen Menschen und in unserer Kommunikation.

Der nachfolgende TED-Talk von Daniel Kahneman aus dem Jahr 2010 geht der Frage nach einem guten und glücklichen Leben nach und zeigt dabei, dass das erlebende und das sich erinnernde Selbst zwei unterschiedliche Auffassungen davon haben.

Using examples from vacations to colonoscopies, Nobel laureate and founder of behavioral economics Daniel Kahneman reveals how our "experiencing selves" and our "remembering selves" perceive happiness differently. This new insight has profound implications for economics, public policy and our own self-awareness.

Hier noch ein Zeit-Artikel aus dem Mai 2012 über Nobelpreisträger Daniel Kahneman:
http://www.zeit.de/2012/21/L-P-Kahneman
 

Zusammenfassung: In der narrativen Psychologie vertritt man die Auffassung, dass sich Identität durch die Konstruktion von Geschichten einer Person über sich selbst herausbildet. Diese Geschichten sind nicht statisch, sondern verändern sich im Laufe eines Lebens. Dabei werden diese Geschichten immer stimmig und zusammenhängend von der Person selbst erzählt.

Die 7-38-55-Lüge

Sind Ihnen diese Zahlen auch schon mal begegnet? Es geht um kommunikative Wirkung: Angeblich sollen 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sein. Es kommt also gar nicht darauf an WAS du sagst, sondern nur WIE du es sagst. Spätestens jetzt sollten bei Ihnen alle Alarmglocken läuten.
Ganz nach dem Flaschenpostprinzip werden diese Zahlen immer wieder falsch und in unterschiedlicher Auslegung verwendet. Mal ist es die Wirkung, mal die Glaubwürdigkeit, die durch diese scheinbar magischen Zahlen beschrieben wird.
Doch hinter dem Erfolg dieser Zahlen verbirgt sich eigentlich nur eine all zu menschliche Angst: Die eigene Angst nicht überzeugen zu können. 93% sollen vom stimmlichen und körpersprachlichen Auftreten abhängen. Und damit verspüren viele Menschen große Unsicherheiten. Wir bewundern souveräne Rhetoriker und sind uns unserer eigenen Wirkung nicht bewusst. Und jetzt gibt es den wissenschaftlichen Beweis, schwarz auf weiß: Ich muss was tun, sonst werde ich keinen Erfolg haben!

Doch wussten Sie, dass es sich bei diesen Zahlen um eine tragische Geschichte der Wissenschaft handelt? Der Psychologie-Professor Albert Mehrabian, auf den diese Zahlen zurückgeführt werden, hat und wollte diese Aussage NIE treffen. Seine Untersuchungen und Ergebnisse wurden einfach falsch gelesen. Doch hat sich diese falsche Interpretation seiner Ergebnisse wie ein Lauffeuer ausgebreitet, und wurde auf die zwischenmenschliche Kommunikation als Ganzes übertragen. Das ist schlichtweg falsch!

In einem BBC Radio 4 Interview aus dem Jahr 2009 hat sich Prof. Mehrabian zu dieser Fehlinterpretation seiner Arbeit geäußert. Mehrabian sagt selbst, dass jedem mit gesundem Menschenverstand klar sein sollte, dass es sich hierbei nicht um die korrekte Aussage handelt. Wer möchte, kann das Interview hier anhören. Der Beginn des Interviews ist bei Minute 23:10.

https://www.bbc.co.uk/sounds/play/b00lyvz9

Wer sich über die Person Albert Mehrabian informieren möchte kann auf der Website der Psychologie-Fakultät der Clark University nachlesen.

https://www.psych.ucla.edu/faculty/page/mehrab

Und für diejenigen, die sich nochmals auf humoristische Art überzeugen wollen, dass diese Aussage nicht stimmt, hier ein Link zu einem Sketch von Loriot.

Ich bin ein Fan von guten Inhalten! Und ich bin der festen Überzeugung, dass wir gute Ideen und Inhalte brauchen, um unsere Gesellschaft in allen Bereichen voranzubringen. Deshalb dürfen wir die Inhalte nicht zum Vasallen der Verpackung werden lassen.

Ausdruck und Inhalt gehören untrennbar zusammen. Und deshalb kommt es darauf an, dass eine Aussage in sich stimmig und kongruent ist. Worte, Stimme und Körperausdruck müssen also zueinander passen. Arbeiten Sie deshalb an Ihren Ideen, Ihrer Stimme und an Ihrem Körperausdruck. Es ist eine tolle und bereichernde Arbeit, die Ihnen helfen wird, sich souverän und sicher zu fühlen. Und damit können Sie auch Andere begeistern!

P.S.: Wer möchte, spricht mich einfach an. Dann kann ich gerne detailliert erklären, was Albert Mehrabian eigentlich genau untersucht hat. Denn der nächste falsche Schluss wäre, dass Mehrabian „schlechte“ wissenschaftliche Arbeit geleistet hast. Das stimmt nämlich auch nicht!

UPDATE: In diesem Artikel erkläre ich, was Albert Mehrabian eigentlich genau untersucht hat.