Didaktik

Tutorien erfolgreich gestalten

Tutoren leisten einen wichtigen Teil universitärer Lehre. An der Universität sind Tutoren als studentische Hilfskraft angestellte Studenten oder Doktoranden, die Übungen oder Tutorien leiten. Da sie also eine wichtige Lehrfunktion übernehmen, sollten sie für diese Aufgabe gut vorbereitet sein.

Meine Kolleginnen Jana Antosch-Bardohn, Barbara Beege und Nathalie Primus haben ein Praxishandbuch herausgebracht, das Tutorinnen und Tutoren Schritt für Schritt bei ihrer Aufgabe begleitet: von der ersten Planung über konkrete Gestaltung und Umsetzung in der Veranstaltung bis hin zur abschließenden Reflexion. Mit erprobten Hinweisen und klaren Anleitungen können auch Anfänger ihre Tutorien erfolgreich und souverän durchführen. Checklisten, Methodensteckbriefe und Übungen unterstützen sie dabei - auch in schwierigen Situationen.

 

 

 

Die Inhalte des Buches sind: Tutorien konzipieren

  • Ablaufplan entwickeln

  • Lehr-/ Lernmethoden richtig einsetzen

  • Medieneinsatz planen

  • Verständlich sprechen

  • Gruppen leiten

  • Umgang mit Störungen und Motivationstiefs

Meine Kolleginnen haben dabei ihre Erfahrung und Expertise als Trainerinnen und Hochschuldidaktikerinnen zusammengebracht. Sie haben bei PROFiL, dem Lehrqualifizierungsprogramm der LMU München die Tutorenausbilder-Ausbildung TutorPlus konzipiert, die seit mehreren Jahren erfolgreich läuft. Glückwunsch zu dieser tollen Arbeit!

Hier geht es zum Buch.

Zusammenfassung: Tutor*innen leisten einen wichtigen Teil universitärer Lehre. Mit einem Praxishandbuch können sie sich auf die Aufgaben und Herausforderung der Tutoriengestaltung vorbereiten. Jana Antosch-Bardohn, Barbara Beege und Nathalie Primus haben dafür Praxiserfahrung und fachliche Fundierung in einem wertvollen Buch zusammengebracht.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Wie kann ein Vortrag oder eine Präsentation gut gelingen? Das Sprechen vor anderen, stellt für viele eine große Herausforderung dar. Es bestehen hohe Ansprüche an eine gute Vortragskompetenz, die vom Redner zu erfüllen sind.
Doch was macht einen souveränen Redner überhaupt aus? Ein souveräner Redner gestaltet aktiv die Information, trifft die Erwartungen des Publikums, baut eine gute Beziehung zu den Zuhörern auf, und bereitet die Form des Vortrags anschaulich auf. Im Detail bedeutet das:

  1. Ebene der Information: Der Redner muss Experte seines Themas sein. Er soll in der Lage sein, die Inhalte und die Komplexität seines Themas zu durchdringen und dabei Priorisierungen vorzunehmen. Dadurch kann er die passenden Inhalte anhand von Relevanz, Redezielen und Vorwissen auswählen.

  2. Ebene der Erwartungen: Der Redner muss die individuellen Erwartungen, das Vorwissen des Publikums und dessen Einstellungen kennen. Wenn individuelle Bedürfnisse erfüllt werden, entsteht ein Gefühl persönlicher Betroffenheit. Das führt zu Interesse, aktiver Teilhabe und Begeisterung des Publikums

  3. Ebene der Beziehung: Der Redner muss in der Vortragssituation sozial akzeptiert sein und diese Akzeptanz bewahren. Deshalb sollte der Redner besonderen Wert auf die Gestaltung einer guten Beziehungsebene legen. Dafür ist es notwendig sich mit den Bedürfnissen des Publikums auseinander zu setzen und auf einen positiven Kontakt aufzubauen.

  4. Ebene der Form: Die Darbietungsform der Rede muss das Publikum immer wieder zur aktiven Teilnahme anregen. Dies drückt sich auf mehreren Ebenen aus: der Präsentationsstil und der Ausdruck des Redners muss motivierend auf das Publikum wirken. Die Form und Struktur der Rede muss einfach, stringent, prägnant und dem Thema angemessen umgesetzt sein. Die Medien- und Methodengestaltung soll aktivieren.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Als Sprecher ist man dabei immer Medium
Nr. 1! Das bedeutet, dass dem rhetorischen Ausdruck eine zentrale Rolle zukommt. Jeder Sprecher wirkt dabei über drei Ebenen: Sprache, Stimme und Körper. Es handelt sich dabei um die sichtbaren und hörbaren Zeichen, die wir während des Sprechens zeigen. Die einzelnen Ebenen hängen dabei stark miteinander zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.

Achten Sie beim Vortragen also auf einen kongruenten, angemessenen und lebendigen Ausdruck. Vergessen Sie dabei vielzitierte Ammenmärchen, wie z.B. dass die Wirkung des Sprechers zu 93% von Stimme und Körpersprache bestimmt wären. Solche Pauschalaussagen im Mäntelchen der Wissenschaft sind schlichtweg falsch. Dazu können Sie auch hier nochmals nachlesen.
Arbeiten Sie deshalb an Ihren Ideen, Ihrer Stimme und an Ihrem Körperausdruck. Es ist eine tolle und bereichernde Arbeit, die Ihnen helfen wird, sich souverän und sicher zu fühlen. Und damit können Sie auch Andere begeistern!

P.S.: »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!« ist übrigens kein gutes Ende für Ihren Vortrag. Denn welches Publikum möchte gerne mit Floskeln bedient werden? Die Frage ist also, welcher individuelle Schlusssatz Ihren gelungenen Vortrag abrunden kann. Suchen Sie Formulierungen, die bestenfalls eine Verbindung zu Ihrem Publikum, dem Thema und der Situation herstellen. Zuhörende spüren sehr schnell, ob sie wirklich mit der gewählten Formulierung gemeint sind. Es gibt dafür also keine Patentrezepte und keinen Baukasten für die besten Schlusssätze eines Vortrags.

Zusammenfassung: Es bestehen hohe Ansprüche an die Vortragskompetenz eines Sprechers. Souveräne Vortragende gestalten Information, Erwartungen, Beziehung und Form aktiv. Sie zeichnen sich dabei in hohem Maße durch sicheres Sprechen und lebendiges Ausdrucksverhalten aus. Dabei sind Inhalt und Ausdruck untrennbar miteinander verbunden.

Verständlich gemacht

Wie kann man die Verständlichkeit von Texten und Vorträgen verbessern?
… so dass die Zuhörer leichter folgen können.
… so dass Zusammenhänge leichter erfasst werden können.
… so dass die Inhalte und wichtige Informationen leichter erinnert werden können.

Zu diesem Zweck wurden von den Autoren Langer, Schulz von Thun und Tausch vier Verständlichkeitskriterien aufgestellt:

  1. Einfachheit

  2. Gliederung und Ordnung

  3. Kürze und Prägnanz

  4. Verlebendigung

Die Ausprägung dieser vier Kriterien ist ausschlaggebend für die Verständlichkeit von Texten und Vorträgen.

Was kann man konkret tun, um diese Verständichkeitskriterien umzusetzen?

1. Einfach sprechen bedeutet:

  • wenig Fremdwörter gebrauchen, wichtige Fach- und Fremdwörter erklären und umschreiben

  • wenig Floskeln und Füllwörter verwenden

  • abstrakte Wörter und Begriffe vermeiden

  • konkrete Beispiele, Bilder und Geschichten verwenden

2. Übersichtlich gliedern bedeutet:

  • Redeschemata und Gliederungshilfen verwenden

  • die Gliederung und den roten Faden erklären

  • Pausen machen

  • Zusammenfassungen machen und Übergänge deutlich machen

3. Kurz und prägnant sprechen bedeutet:

  • auf wesentliche Punkte begrenzen

  • Weitschweifigkeit vermeiden

  • Nebengedanken und persönliche Bemerkungen zurückstellen und nur bei Bedarf einsetzen

4. Lebendig sprechen bedeutet:

  • direkte Ansprache des Publikums

  • lebendiger Ausdruck durch stimmliche und körpersprachlichen Gestaltung

  • rhetorische Stilmittel, wie z.B. Analogien, Metaphern und Fragen verwenden

  • Formulierungen aus der Perspektive der Hörer verwenden

Zusammenfassung: Durch die Beachtung der vier Verständlichkeitskriterien können Texte und Vorträge leichter erinnert und erfasst werden. Dazu soll auf Einfachheit, Gliederung und Ordnung, Kürze und Prägnanz, sowie Verlebendigung geachtet werden.

Auf welchem Weg zum Ziel?

Ziele sind für die Gestaltung des eigenen Lern- und Entwicklungswegs grundlegend. Ein gut formuliertes Ziel zeigt uns den angestrebten Zustand, der sich qualitativ vom momentanen unterscheidet: Wenn ich mein Ziel erreicht habe, dann weiß ich, verstehe ich und kann ich etwas besser. Aber wie formuliert man so ein gutes Ziel? ...so dass die Zielsetzung wirklich motivierend wirkt, und dass die Zielsetzung in einem guten Verhältnis zu den eigenen Fähigkeiten steht.

Deshalb möchte ich Euch exemplarisch zwei sehr unterschiedliche Arten der Zielformulierung vorstellen. Diese haben beide ihre Vor- und ihre Nachteile. Wenn man diese aber gegeneinander abwägt, kann man beide Zielarten gewinnbringend einsetzen.

Das konkrete und spezifische Ziel: SMART
Viele kennen das Akronym SMART aus dem Bereich des Projektmanagements. Dabei wird ein Ziel auf fünf Ebenen formuliert:
S = spezifisch, d.h. das Ziel muss eindeutig definiert sein
M = messbar, d.h. es muss Kriterien geben, an denen ich erkenne, dass ich das Ziel erreicht habe
A = akzeptiert, d.h. dass es als motivierend und erstrebenswert angenommen wird
R = realistisch, d.h. dass ein Ziel mit den gegebenen Fähigkeiten und Mitteln erreichbar ist
T = terminiert, d.h. dass ich einen klaren zeitlichen Rahmen habe, in dem das Ziel oder Meilensteine zu erreichen habe

Hier ein Beispiel für ein SMART-Ziel:
Bis kommenden Montag (T) schreibe ich auf Basis meine Literaturrecherche (R) 3 DIN-A4 Seiten für das Kapitel 2.4 (M) meiner Seminararbeit.

Da es sich um ein selbstgestecktes Ziel handelt, ist davon auszugehen, dass es akzeptiert (A) ist. Wenn man selbst Widerstände verspürt, sollte man dem Grund dafür nachgehen. Am Ende kann nochmal geprüft werden, ob die ganze Formulierung spezifisch (S) genug ist. Ansonsten muss nachgebessert werden.
Diese Art der Zielformulierung lässt sich sehr gut auf konkrete Aufgaben anwenden. Hier können Teilschritte operationalisiert werden, Prozesse miteinander abgestimmt und verknüpft werden. Ist das Ziel jedoch erreicht, muss das nächste unmittelbar formuliert werden. So entsteht meist eine Kaskade von Verhaltenszielen.

Das allgemeine und abstrakte Ziel: Mottoziel
Motto- oder Haltungsziele haben einen situationsübergreifenden Charakter. Das bedeutet, dass sie eher allgemein formuliert sind, und nicht ein konkretes Verhalten sondern eine innere Haltung betreffen. Aus psychologischer Sicht birgt das mehrere Vorteile: Sie werden als stärker zum Selbst gehörend erlebt und sind auch mit stärkeren Emotionen verbunden. Deshalb wirken sie motivierender als konkret formulierte Ziele. Da sie sich auf viele Lebensbereiche und Situationen übertragen lassen, werden sie meist auch als „unstillbare“ Ziele oder Identitätsziele bezeichnet. Sie können ihren richtungsweisenden Charakter für eine Person nämlich unter Umständen ein ganzes Leben lang behalten. Wichtig ist jedoch, dass das übergeordnete Haltungsziel immer wieder auf konkrete Situationen bezogen werden muss, da sich das daraus abgeleitete Verhalten von Situation zu Situation unterscheiden kann. Dies bedarf einer gewissen Reflexionsfähigkeit.

Hier ein Beispiel für ein Mottoziel:
Ich schreibe an meiner Seminararbeit mit Freude, Genuss und Ruhe.

Wenn man diese beiden Zieltypen zusammenbringt, gewinnt man folgende Erkenntnis: Ziele können in u.a. in zwei Dimensionen formuliert werden.

  • Situationsspezifisch vs. Situationsübergreifend

  • Verhalten vs. Haltung

Daraus ergibt sich eine Vierfeldertafel der Zielformulierung, an der man immer wieder überprüfen kann, mit welchem Zieltypus man gerade arbeitet. Es kann einem auch helfen zu reflektieren, welche Zielart man gerade braucht, um gut motiviert und mit Energie zum eigenen Ziel zu kommen.

Beispiel in der Vierfeldertafel: Verbesserung der Durchsetzungsfähigkeit
 

Vier Zieltypen, Quelle: eigene Darstellung

Vier Zieltypen, Quelle: eigene Darstellung

Quelle: Storch M. et al. (2010): Embodiment, Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen. Bern: Verlag Hans Huber.

Das Perpetuum mobile der Motivation

Sich in etwas vertiefen. Etwas voranbringen. Etwas schaffen. Das ist ein sehr befriedigendes Gefühl. Diesen inneren Antrieb nennt man in der Psychologie intrinsische Motivation. Sie bezeichnet die Absicht oder den Wunsch, eine Handlung um ihrer selbst willen durchzuführen. Einfach weil es als interessant, spannend und faszinierend erlebt wird. Und dabei werden auch Herausforderungen in Angriff genommen, Schwierigkeiten und Mühen bewältigt und viel Zeit aufgewendet.

Damit ist intrinsische Motivation ein wichtiger Faktor für erfolgreiches Lernen und die Entwicklung kreativer Fähigkeiten.
Die Selbstbestimmungstheorie von Deci & Ryan (1993, 2002) ist einer der bedeutenden Erklärungsansätze für intrinsische Motivation. Dabei wird intrinsisch motiviertes Verhalten auf die Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse nach Kompetenz und Selbstbestimmung zurückgeführt. Diese Bedürfnisse seien jedem Menschen angeboren.

Um die innere Motivation einer Person zu stärken, sind nach dieser Theorie also drei Faktoren besonders wichtig:

Die drei Faktoren der Selbstbestimmungstheorie Bild: Julia Rupprecht

Die drei Faktoren der Selbstbestimmungstheorie
Bild: Julia Rupprecht

Kompetenz: „Ich kann es schaffen!“ Jemand erlebt sich als kompetent die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten einsetzen und erweitern zu können. Dabei stehen die eigenen Fähigkeiten in einem guten Verhältnis zu den Herausforderungen.
Autonomie: „Ich kann selbst bestimmen!“ Jemand fühlt sich frei von äußeren Zwängen und hat sein Handeln selbst in der Hand. Dazu gehört das Gefühl Verursacher des eigenen Handelns zu sein und Kontrolle darüber zu haben.
Soziale Eingebundenheit: „Ich gehöre in eine Gemeinschaft!“ Jemand fühlt sich mit Anderen verbunden und ihnen zugehörig. Das Planen und Umsetzen der eigenen Handlungen wird durch die sozialen Beziehungen beeinflusst.

 

Literatur:
Urhahne D. (2008): Sieben Arten der Lernmotivation. Ein Überblick über zentrale Forschungskonzepte. Psychologische Rundschau, 59 (3), 150-166.
Deci E.L. & Ryan R.M. (1993): Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Zeitschrift für Pädagogik, 39, 223-237.