Freie Kursplätze: Wirksame Unterstützung bei Denk- und Arbeitsblockaden

Ich möchte die Gelegenheit nutzen auf einen gewinnbringenden Kurs meiner Kollegin Heinke Deloch aufmerksam zu machen. Heinke ist Trainerin, Beraterin und Ausbilderin bei der Gesellschaft für Personenzentrierte Psychotherapie und Beratung e.V. (GwG). In ihrem Kursangebot bietet Sie Unterstützung bei Denk- und Arbeitsblockaden. Der Kurs findet vom 15.-17. Juni 2016 in München statt.

In diesem Kurs beschäftigen sich die Teilnehmenden anhand „steckengebliebener“ Vorhaben mit (Selbsthilfe-) Strategien, die einen konstruktiven Umgang mit Blockaden fördern. Zum einen geht es darum, blockierende innere Prozesse überhaupt wahrzunehmen und anzuerkennen. Zum anderen werden Haltungen trainiert, die dabei helfen, die eigene Handlungsfähigkeit wieder zu erlangen.

Weiterführende Informationen und Anmeldung unter:
IBPro - Erlebensbezogenes Concept Coaching 3 (ECC3)
 

Kreativ im Team

Es soll ein neues Konzept oder Projekt entwickelt werden. Und dafür braucht es originelle Ideen und kreative Köpfe. Komplexe Problemstellungen können häufig nicht von einer einzelnen Person bearbeitet werden, da das Wissen und die Expertise aus verschiedenen Bereichen gebraucht wird. Das Projekt muss also im Team erarbeitet werden.

Keine einfache Aufgabe, denn in kreativen Teamgesprächen kommt es häufig zum Phänomen des sogenannten production blockings.
Production blocking bedeutet, dass sich die Teammitglieder so in ihrem Ideenfindungsprozess hemmen, dass das Gruppenklima schlechter wird und deutlich weniger Ideen produziert werden. Mögliche Ursachen können z.B. eine unzureichende Instruktion der Themenstellung, die Neigung der Teilnehmenden zur Konformität, oder das Treffen vorschneller Entscheidungen sein.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Zur Unterstützung sollte sich das Team also auf einige Maximen zur Unterstützung des Teamprozesses verständigen. Diese helfen den Ideenfindungsprozess aufrecht zu erhalten und unterstützen die Konzeptentwicklung. Dazu gehören folgende Maximen:

  1. »Verliebe Dich nicht in Deine erste Idee!« Wir neigen dazu sehr schnell eine Entscheidung zu treffen, da wir froh sind eine scheinbar gute Lösung gefunden zu haben. Doch die erste Idee muss nicht die Beste sein. Deshalb feiere die erste Idee und suche sofort weiter nach den nächsten Ideen.

  2. »Suche so viele Ideen wie möglich!« Hier gilt Quantität vor Qualität. Das Produzieren von vielen Ideen erhöht die Chance, dass sich darunter auch wirklich originelle Ideen befinden. Außerdem befruchten sich die Ideen gegenseitig, so dass die Qualität ebenfalls zunimmt.

  3. »Kritisiere eine Idee nie zu früh und unterstütze verrückte Idee!« Wir wissen meist sehr schnell was NICHT funktioniert, was sowieso NICHT umsetzbar ist oder was NICHT finanzierbar ist. Dabei sollte man eine Idee erstmal wachsen lassen, bevor man sie evaluiert und kritisiert. Verrückte Ideen haben vielleicht ein noch nicht erkanntes Potenzial.

  4. »Baue auf Ideen anderer auf und unterstütze sie in ihrem Ideenfindungsprozess!«
    Ein fertiges Projekt kann nur durch die Kollaboration verschiedener Personen zu Stande kommen. Deshalb ist es wichtig Verbindungen herauszuarbeiten und Ideen weiter- zuentwickeln. Dabei sollte man ein Katalysator für seine Kollegen und Kolleginnen sein.

  5. »Fokussiere Dich im Verlauf auf das Wesentliche!« Am Anfang sollen möglichst viele und auch verrückte Ideen entstehen. Nach und nach sollen diese Ideen fokussiert werden, so dass im Projektverlauf aus Ideen Konzepte und aus Konzepten konkrete Ziele und Handlungen werden.

Wer noch einmal nachlesen möchte, welche negativen Gesprächshaltungen den kreativen Prozess beeinflussen können, sei auf den Post »Mit dem kommunikativen Vorschlaghammer« verwiesen.

Zusammenfassung: Kreative Konzepte werden häufig in Teams erarbeitet. Für den Arbeitsprozess ist es sinnvoll sich auf gemeinsame Gesprächsmaximen zu verständigen. Diese unterstützen die Ideenfindung und die Motivation und Stimmung im Team.

The story of your life.

Wie mache ich mir eine Vorstellung von der Wirklichkeit und von mir selbst? Erzähle ich anderen und mir selbst meine eigene Lebensgeschichte? Tue ich das immer wieder neu?

In der narrativen Psychologie sieht man die Identität eines Menschen als seine von ihm selbst erzählte Geschichte. Denn narrativ bedeutet so viel wie „in erzählender Form“. Was antwortet also ein Mensch auf die Frage „Wer bist Du?“
Er antwortet mit einer Erzählung seiner Geschichte. Er erzählt also von Lebensstationen, Ereignissen, Erfahrungen und Episoden, die er für seine Identität und Identitätsbildung relevant hält. Und er erzählt diese Geschichte in einer zusammenhängenden und begründenden Art und Weise. Diese Erzählungen sind mit dem körperlichen und emotionalen Erleben dieser Person verknüpft.
Interessant ist dabei, dass wir uns diese Geschichten auch immer wieder selbst erzählen, dass wir sie erschaffen und dass sie sich über die Zeit auch deutlich verändern. Denn unsere Erinnerungen sind nicht statisch. Sie sind nicht festgeschrieben und unveränderlich. Und so sind auch die Geschichten die wir von unserer Person erzählen immer wieder neu. Sie sind neu, nicht weil wir lügen, sondern da sich Erleben und Erinnern über die Zeit verändern. Das ist auch Ausdruck unserer sich verändernden Identität.
…und das zeigt sich in unserem Blick auf und unserem Umgang mit der Welt, in unserem Zusammensein mit anderen Menschen und in unserer Kommunikation.

Der nachfolgende TED-Talk von Daniel Kahneman aus dem Jahr 2010 geht der Frage nach einem guten und glücklichen Leben nach und zeigt dabei, dass das erlebende und das sich erinnernde Selbst zwei unterschiedliche Auffassungen davon haben.

Using examples from vacations to colonoscopies, Nobel laureate and founder of behavioral economics Daniel Kahneman reveals how our "experiencing selves" and our "remembering selves" perceive happiness differently. This new insight has profound implications for economics, public policy and our own self-awareness.

Hier noch ein Zeit-Artikel aus dem Mai 2012 über Nobelpreisträger Daniel Kahneman:
http://www.zeit.de/2012/21/L-P-Kahneman
 

Zusammenfassung: In der narrativen Psychologie vertritt man die Auffassung, dass sich Identität durch die Konstruktion von Geschichten einer Person über sich selbst herausbildet. Diese Geschichten sind nicht statisch, sondern verändern sich im Laufe eines Lebens. Dabei werden diese Geschichten immer stimmig und zusammenhängend von der Person selbst erzählt.

Bring Dein kreatives Denken voran!

Intrinsische und somit aufgabenbezogene Motivation ist für Kreativität unabdingbar. Ihre Bedeutung ist seit den 1970er Jahren bekannt. Intrinsische Motivation kann als zeitlich stabiles Merkmal einer Person begriffen werden, das in positiver Korrelation zu Kreativität steht.

Aus: Amabile T. M. (1998): How To Kill Creativity. Havard Business Review, Sept.-Oct., 77-87.

Aus: Amabile T. M. (1998): How To Kill Creativity. Havard Business Review, Sept.-Oct., 77-87.

Teresa Amabile, Professorin an der Havard Business School, zeigt in ihrem Komponentenmodell die herausragende Wichtigkeit intrinsischer Motivation für kreative Prozesse. Grundlegend dabei ist ein Antrieb aus Interesse an der Arbeit. Die Arbeit wird als eine positive, persönliche Herausforderung wahrgenommen, wobei die Tätigkeit zu Vergnügen führt. Extrinsische Motivatoren können dahingegen kreativen Prozessen sogar schaden. Teresa Amabile (et al.) sehen zudem die soziale Umwelt als entscheidenden Faktor für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von intrinsischer Motivation. Sie schließen dabei an Deci und Ryan an, die intrinsische Motivation auf grundlegende menschliche Bedürfnisse zurückführen: Autonomie, Kompetenzempfinden und soziale Eingebundenheit.


Emotionen stellen einen treibenden Faktor für intrinsische Motivation dar: Es konnte in empirischen Studien gezeigt werden, dass positive Emotionen zu höheren kreativen Leistungen führen. Negative Emotionen beeinflussen Kreativität häufig in negativer Weise. Resultierende Sicherheit bzw. Unsicherheit erscheint dabei als eine mögliche Erklärung: Positive Emotionen führen zu einem Sicherheitsgefühl. Das führt wiederum zu einer höheren Motivation, Flexibilität und zu divergentem Denken. Dabei ist aber noch nicht geklärt, ob positive Emotionen lediglich zu einer Verbesserung der Produktivität führen, oder auch zu einer Qualitätssteigerung von kreativen Leistungen. Untersuchungen von Czikszentmihaly zeigen, dass Personen einer Tätigkeit ausdauernd nachgehen, wenn sie intrinsisch motiviert sind. Dies kann vom sogenannten Flow-Erleben begleitet sein. Es bezeichnet ein Hochgefühl, das scheinbar spontan, mühelos und gleichzeitig sehr konzentriert abläuft.

In einem TED-Talk beschreibt Dan Pink diesen Zusammenhang zwischen Motivation und unterschiedlichen Aufgabenstellungen auf sehr unterhaltsame Art und Weise. Dabei stellt er heraus, dass extrinsische Motivation ein Hemmfaktor für kreative Leistungen sein kann.
Viel Vergnügen beim Anschauen!

Zusammenfassung: Intrinsische, aufgabenbezogene Motivation und positives emotionales Erleben beeinflussen kreatives Denken und Handeln. So entfaltet sich kreatives Denken und Handeln am besten frei von Zwängen und extrinsischen Zielvorgaben.

Speak up - pitch down!

Monotones Sprechen setzt die Verständlichkeit herab und kann zu frühzeitigem Aufmerksamkeitsverlust bei den Zuhörenden führen. Deshalb ist eine Variabilität in der Betonung ganz besonders wichtig. Sie zeichnet sich durch eine Abwechslung von Lautstärken, Tonhöhen, Sprechgeschwindigkeit und Pausensetzung aus. Sprecher mit einer abwechslungsreichen Betonung werden von ihrem Publikum als engagierte und kompetente Redner wahrgenommen, und können deshalb leichter überzeugen und effektiver informieren.

Dabei kommt der sogenannten fallenden Kadenz eine besondere Bedeutung zu. Fallende Kadenz oder Stimmsenkung bedeutet, dass die Tonhöhe am Ende eines Aussagesatzes oder einer gedanklichen Einheit nach unten abfällt. Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Abnahme der Stimmsenkungen mit starkem Informationsverlust einhergeht. Somit sind Stimmsenkungen eines der wichtigsten Merkmal verständlichen Sprechens.
Außerdem gehen mit übermäßigen Stimmerhöhungen verschiedene Assoziationen einher: Der Sprecher könnte unbeabsichtigt eine unsichere und fragende Wirkung erzielen, da der steigende Melodiebogen der Frageintonation entspricht. Deshalb sollte man vor allem in informativen Redeteilen auf Stimmsenkungen achten.

Die Vokale I und U im Wechsel. Dabei gleitet die Tonhöhe ab. Aufgenommen mit der Software Overtone Analyzer. (Bild: Julia Rupprecht)

Die Vokale I und U im Wechsel. Dabei gleitet die Tonhöhe ab. Aufgenommen mit der Software Overtone Analyzer. (Bild: Julia Rupprecht)

Aber wie kann man Stimmsenkungen nun üben?
Es handelt sich, wie bereits beschrieben, um ein Absenken der Stimmmelodie am Ende eines Satzes oder Gedankens. Deshalb sollte man zunächst ein Gefühl für Tonhöhen und Tonhöhenverläufe bekommen, um dies dann auf einzelne Laute und Wörter übertragen. Wenn man es verinnerlicht hat, kann man die Stimmsenkung im Anschluss auf Sätze anwenden.

Hier eine kleine Übungsbeschreibung:
Summen Sie zunächst einen Ton in einer für Sie angenehmen Stimmlage. Suchen Sie sich dann einen zweiten etwas tieferen Ton. Gleiten Sie dann in einem Melodiebogen vom höheren zum tieferen Ton. Versuchen Sie dies auch von unterschiedlichen Ausgangstönen. Wenn Sie ein Gefühl dafür entwickelt haben, wie es ist die Stimme abgleiten zu lassen, übertragen Sie dieses Muster zunächst auf zweisilbige Wörter, bei denen die Betonung auf der ersten Silbe liegt: „gehen“, „damals“, „fragen“ u.s.w. Die betonte erste Silbe startet auf dem hohen Ton. Zur unbetonten Silbe fällt der Melodiebogen ab. Wenn Sie auch dafür ein Gefühl entwickelt haben, können Sie den abfallenden Melodiebogen an kleinen Sätzen üben: „Lasst uns gehen.“, „Heute wie damals.“, „Ich möchte Dich etwas fragen.“
Am Ende des Satzes geht die Stimme nach unten und markiert damit den Abschluss des Satzes.

Zusammenfassung: Abwechslungsreiches und betontes Sprechen wird vom Zuhörer als engagiert und kompetent wahrgenommen. Dabei sind Stimmsenkungen besonders wichtig. Sie dienen der Informationssicherung und gelten als eines der wichtigsten Merkmale sicheren Sprechens. Dabei fällt der Melodiebogen zum Ende eines Satzes ab.

Hier finden Sie noch ein kleines Arbeitsblatt mit Sätzen zum Üben der Stimmsenkungen. Viel Vergnügen!

https://www.julia-training.com/stimmtraining

 

 

Werden Sie Teil einer neuen Trainergeneration!

Das Team Sprachraum bietet ab Dezember 2016 eine neuen Ausbilungsjahrgang der Sprachraum-Trainerausbildung an. Das Team von Sprachraum verbindet dabei herausragende Kompetenz mit Herzlichkeit und großem Engagement und geben genau das in dieser Ausbildung weiter.

In der Sprachraum-Trainerausbildung erhalten Sie eine überfachliche Qualifikation als Trainer bzw. als Trainerin in der Erwachsenenbildung. Mit dem vermittelten Wissen, dem ausgebildeten Können und der entwickelten Haltung, können Sie anschließend unterschiedlichste fachliche Trainings konzipieren und durchführen. Im Verlauf der Ausbildung begleitet das Team Sie dabei, für ein Themengebiet ein Training zu konzipieren.

Werden Sie Teil einer neuen Trainer-Generation!

Termine und weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.sprachraum.org/trainerausbildung/

Verständlich gemacht

Wie kann man die Verständlichkeit von Texten und Vorträgen verbessern?
… so dass die Zuhörer leichter folgen können.
… so dass Zusammenhänge leichter erfasst werden können.
… so dass die Inhalte und wichtige Informationen leichter erinnert werden können.

Zu diesem Zweck wurden von den Autoren Langer, Schulz von Thun und Tausch vier Verständlichkeitskriterien aufgestellt:

  1. Einfachheit

  2. Gliederung und Ordnung

  3. Kürze und Prägnanz

  4. Verlebendigung

Die Ausprägung dieser vier Kriterien ist ausschlaggebend für die Verständlichkeit von Texten und Vorträgen.

Was kann man konkret tun, um diese Verständichkeitskriterien umzusetzen?

1. Einfach sprechen bedeutet:

  • wenig Fremdwörter gebrauchen, wichtige Fach- und Fremdwörter erklären und umschreiben

  • wenig Floskeln und Füllwörter verwenden

  • abstrakte Wörter und Begriffe vermeiden

  • konkrete Beispiele, Bilder und Geschichten verwenden

2. Übersichtlich gliedern bedeutet:

  • Redeschemata und Gliederungshilfen verwenden

  • die Gliederung und den roten Faden erklären

  • Pausen machen

  • Zusammenfassungen machen und Übergänge deutlich machen

3. Kurz und prägnant sprechen bedeutet:

  • auf wesentliche Punkte begrenzen

  • Weitschweifigkeit vermeiden

  • Nebengedanken und persönliche Bemerkungen zurückstellen und nur bei Bedarf einsetzen

4. Lebendig sprechen bedeutet:

  • direkte Ansprache des Publikums

  • lebendiger Ausdruck durch stimmliche und körpersprachlichen Gestaltung

  • rhetorische Stilmittel, wie z.B. Analogien, Metaphern und Fragen verwenden

  • Formulierungen aus der Perspektive der Hörer verwenden

Zusammenfassung: Durch die Beachtung der vier Verständlichkeitskriterien können Texte und Vorträge leichter erinnert und erfasst werden. Dazu soll auf Einfachheit, Gliederung und Ordnung, Kürze und Prägnanz, sowie Verlebendigung geachtet werden.

Zauberwort: Selbstverwirklichung

Begriffe wie z.B. Selbstverwirklichung, Potential, Ressource, Kongruenz, Ganzheitlichkeit und Autonomie erscheinen uns heute in der Kommunikationspsychologie so selbstverständlich. Sie haben in der gleichen Selbstverständlichkeit Eingang in das alltägliche Streben, Handeln und Sprechen gefunden. Und doch sind wir uns nicht mehr ganz bewusst, wo diese Begriffe ihre Wurzeln haben: in der Humanistischen Psychologie.

Ihrem Anspruch nach trägt die Humanistische Psychologie dazu bei, dass sich gesunde, sich selbst verwirklichende und schöpferische Persönlichkeiten entfalten können. Weltanschauliche Wurzeln hat die Humanistische Psychologie vor allem im säkularen Humanismus und darauf aufbauend im Existentialismus und in der Phänomenologie.
Die Humanistische Psychologie startete als Protest- und Gegenbewegung in den 1960er. Eine Gegenbewegung zu den vorherrschenden psychologischen Paradigmen, Tiefenpsychologie und Behaviorismus, die als deterministisch und reduktionistisch betrachtet wurden. Auch die allgemeinen politische und gesellschaftliche Situation der 1960er Jahre bestärkte die humanistische Psychologie in ihrem zentralen Anliegen. Sie verstand sich selbst als sogenannte „Dritte Kraft“, in deutlich formulierter Abgrenzung zu den anderen beiden Richtungen. Wichtige und bekannte Vertreter der Humanistischen Psychologie sind Abraham Maslow, Carl Rogers, Ruth Cohen und Eric Berne.


Kernthesen der humanistischen Psychologie sind u.a.:

  • Das Individuum verfügt potentiell über unerhörte Möglichkeiten, um sich selbst zu begreifen und seine Selbstkonzepte, seine Grundeinstellung und sein selbstgesteuertes Verhalten zu verändern. Dieses Potential kann erschlossen werden, wenn es gelingt, ein klar definiertes Klima förderlicher psychologischer Einstellungen herzustellen.
  • Menschliches Existieren vollzieht sich in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Humanistische Psychologe studiert den Menschen in seinem zwischenmenschlichen Potential, als soziales Wesen und nicht isoliert von seinen sozialen Bezügen.
  • Der Mensch lebt bewusst. Ein Wesensmerkmal des Menschen ist es, dass er bewusst erleben kann, dass er Bewusstheit über sich selbst erreichen kann, unabhängig davon, wieviel dem Bewusstsein jeweils zugänglich ist. Diese Möglichkeit des bewussten Erlebens ist Grundlage und Voraussetzung dafür, menschliche Erfahrungen überhaupt verstehen zu können.
  • Der Mensch ist in der Lage zu wählen und zu entscheiden. Unabhängig von der Diskussion, ob der menschliche Wille frei ist, ist die Möglichkeit der Wahl ein phänomenologisches Faktum. Dadurch kann der Mensch sein aktuelles Sein und seinen aktuellen Zustand überschreiten und sich wandeln.

Die Humanistische Psychologie hat damit auch die „Therapie für den Normalo“ salonfähig gemacht. Denn aus einer defizitären Perspektive wurde eine Entwicklungsperspektive. Die Lern- und Entwicklungsfähigkeit des Menschen wurde somit als gegeben anerkannt. Dadurch haben sich zunehmend Trainings- und Coachingangebote etabliert, die heute als Selbstverständlichkeit angesehen werden und einen ganzen Weiterbildungsmarkt darstellen. Doch die Humanistische Psychologie wollte dies sicherlich nicht im Sinne einer Selbstoptimierung verstanden haben, da die innere Stimmigkeit und Kongruenz als maßgebliche Maxime der eigenen Entwicklungsrichtung gesehen wird.


Der folgende Vortrag von Prof. Friedemann Schulz von Thun zu Ehren von Ruth Cohen beinhaltet viele schöne Gedankenanstöße und Reflexionsimpulse. Viel Vergnügen beim Anschauen!

Fragen über Fragen

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Fragen sind eines der wichtigsten Instrumente, um ein Gespräch zu gestalten und zu steuern. Durch Fragen können Informationen in Erfahrung gebracht werden. Es kann zum nächsten Themen übergeleitet werden. Und es können Aussagen konkretisiert und Lösungs- und Klärungsprozesse angeregt werden. Durch den Impuls einer Frage im Gespräch kann also eine Kommunikationssituation verändert werden. Ziel ist es, Fragen als ein effektives Mittel zur Gesprächsführung einzusetzen. Dazu kann man Frageformen kategorisieren, um eine Bewusstheit um ihre Wirkung zu schaffen.

 

  • Offene Fragen: Der oder die Befragte soll ausführlich antworten und möglichst viel an Information einbringen. Diese Frageform ist nicht nur mit "Ja“ oder "Nein“ zu beantworten. Offene Fragen beginnen deshalb oft mit einen W-Fragewort. (was, wie, warum, wozu…)
    Bsp.: „Wie beurteilen Sie den Sachverhalt?“

    Wann setze ich eine offene Frage ein?
    Wenn ich möchte, dass der oder die Befragte sich aktiv in die Kommunikation einbringt und seine Sichtweise darlegt. So kann viel Information aus der Perspektive des Anderen in Erfahrung gebracht werden. Antworten können u.U. aber auch ausufern.

  • Geschlossene Fragen: Geschlossene Fragen können mit einer knappen Aussage oder "Ja" und "Nein" beantwortet werden. Hierzu zählen z.B. auch Wissensfragen, die mit einem Wort beantworten werden können und oft mit Fragepronomen beginnen.
    Bsp.: „Tragen Sie diese Entscheidung mit?“

    Wann setze ich eine geschlossene Frage ein?
    Wenn ich möchte, dass der oder die Befragte eine klare Stellung bezieht oder eine Entscheidung mitteilt. Durch geschlossene Fragen kann aber auch der Dialogfluss zum Stocken gebracht werden.

Offene und geschlossene Fragen sind nicht als Gegensatz zu verstehen. Sie folgen eher einer Abstufung von geschlossenen hin zu offenen Fragen. Ihre letztendliche Wirkung ist zu einem nicht unerheblichen Teil vom Gegenüber und der Gesprächsbereitschaft abhängig. Durch die Form der Frage kann man als Fragenstellender jedoch eine gute Voraussetzung für ein gelungenes Gespräch schaffen. Als Erweiterung möchte ich noch weitere hilfreiche Frageformen der lösungsorientierten Gesprächsführung exemplarisch vorstellen.

  • Lösungsorientierte Fragen: In beratenden oder problembehafteten Situationen können vor allem Fragetechniken aus der lösungsorientierten Gesprächsführung hilfreich und zielführend sein. Dazu gehören z.B. zirkuläre Fragen, die den Perspektivwechsel anregen. So können neue Sichtweisen angeregt werden, und das Verständnis untereinander gefördert werden. Bsp.: „Was denken Sie, wie dieses Verhalten auf Ihren Kollegen wirkt?“
    Auch hypothetische Fragen helfen um zu neuen, kreativen Lösungsideen zu kommen. Es handelt sich hier um "möglichkeitskonstruierende“ Fragen, die bisher nicht gesehene Aspekte einbringen. Bsp.: „Was wäre, wenn...?“
    Mit Skalierungsfragen wird jemand zu einer differenzierten Einschätzung eines Sachverhalts bewegt. So kann man zum Beispiel den Ist-Zustand auf einer 10-stufigen Skala einschätzen lassen, um dann mögliche Veränderungsschritte und Möglichkeiten ableiten zu lassen. Bsp.: „Wo sehen Sie sich in Hinblick auf dieses Problem heute?“ „Was könnten Sie tun, um sich auf der Skala einen Schritt nach oben/unten zu bewegen?“

Bei den vorgestellten Frageformen handelt es sich nur um einen Ausschnitt aus vielen unterschiedlichen Fragetypen, die jedoch eine effektive Gesprächsführung fördern.

Weitere Frageformen finden sich zum Beispiel in diesem Lehr- und Übungsbuch:
Allhoff D.-W. & Allhoff W. (2010): Rhetorik & Kommunikation. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. München: Ernst-Reinhardt-Verlag.

Zusammenfassung: Fragen helfen ein Gespräch aktiv zu steuern. Durch offene und geschlossen kann das Antwortverhalten gefördert oder gehemmt werden. Mit lösungsorientierten Fragen können problembehaftete Situationen konstruktiv bearbeitet werden.

Hier noch ein witziges Beispiel für komplizierte Fragen und kurze Antworten. Ein legendäres Interview mit Willy Brandt aus dem Jahr 1972.

Hallo? Wer ist am Apparat?

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Die Kommunikation über das Telefon unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von einer direkten Face-to-face Kommunikation: Beim Telefonieren bleiben mimische und gestische Signale unsichtbar. Diese sind jedoch für die Gesprächssteuerung und die gegenseitige Einschätzung sehr wichtig. Zudem gibt es noch eine technische Besonderheit beim Telefonieren: So wird nur ein sehr eingeschränkter Bereich unserer Stimmfrequenzen übertragen. Das übertragene Frequenzband ist nämlich auf einen Bereich von etwa 3,1-3,3kHz begrenzt. Das bedeutet dass viele Klangnuancen unserer Stimme nur eingeschränkt übertragen werden. Aus diesen beiden Gründen ist eine verständliche Ausdrucksweise am Telefon besonders wichtig.
 

In der Ratgeberliteratur finden sich unzählige Tipps und Tricks. Ich habe fünf Aspekte herausgegriffen, die ich für das Gelingen von Telefongesprächen als besonders wichtig erachte. Diese betreffen sowohl die Gesprächsführung, als auch die Stimme:

  1. Achten Sie auf eine deutliche Artikulation: Eine deutliche Artikulation steigert die Verständlichkeit und fördert die Resonanz bei Telefongesprächen.

  2. Machen Sie häufiger und längere Pausen: Pausen geben dem Gegenüber Zeit zum Verstehen, und Erleichtern den Sprecherwechsel am Telefon.

  3. Fragen Sie gezielt nach: Da Sie keine mimischen und gestischen Zeichen zum Verstehen haben, empfiehlt es sich, gezielt nachzufragen, was das Gegenüber verstanden hat.

  4. Formulieren Sie, was Sie verstanden haben: Auch durch Paraphrasieren kann das Verständnis gesichert werden, da ebenfalls keine nonverbalen Information dabei helfen.

  5. Echtes Lächeln: Lächeln kann am Telefon gehört werden. Aber nur ein echtes Lächeln! Es ist nachgewiesen, dass ein aufgesetztes Lächeln als solches vom Zuhörer erkannt wird. Verstellen Sie sich deshalb nicht, sondern begegnen Sie Ihrem Gesprächspartner mit aufrichtiger und echter Freundlichkeit.

Zusammenfassung: Telefonkommunikation ist eine große sprecherische Herausforderung. Durch das Telefon fallen wichtige mimische und gestische Informationen weg. Außerdem wird nur ein Teil der Stimmfrequenzen übertragen. Telefonate können deshalb durch eine gute Gesprächsführung und durch stimmliche Ausdrucksstärke gut gelingen.

https://www.julia-training.com/stimmtraining