Klärung durch aktives Zuhören

Stellen Sie sich vor ein guter Freund, eine Freundin oder ein Familienmitglied sucht Sie auf, um eine unklare, schwierige oder herausfordernde Situation zu besprechen. Es kommt immer wieder vor, dass wir bei beruflichen oder privaten Fragestellungen zu Rate gezogen werden. Doch neigen wir all zu schnell dazu Ratschläge zu geben, zu bewerten, zu interpretieren, zu beurteilen oder gar zu beschwichtigen, zu entschuldigen oder anzugreifen. Doch das hemmt häufig den Gesprächsfluss. Es kann auch dazu führen, dass sich unser Gegenüber nicht verstanden fühlt.
 

Die Kraft des aktiven Zuhörens

Worin eine immense Kraft liegt, ist das konzentrierte und aktive Zuhören. Beim aktiven Zuhören wird nicht nur darauf geachtet, was die Gesprächspartnerin bzw. der Gesprächspartner sagt, sondern auch wie die oder der andere spricht und sich verhält. Die Methode wurde von Carl Rogers, dem Begründer der personenzentrierten Gesprächspsychotherapie, entwickelt. Dabei ist das aktive Zuhören voll und ganz auf die Person gerichtet, die spricht — die eigenen Meinungen der zuhörenden Person stehen im Hintergrund. Die zuhörende Person zeigt also Zuwendung, Aufmerksamkeit und Einfühlung. Die Gesprächspartnerin bzw. der Gesprächspartner kann daraufhin von selbst die Perspektive wechseln und mitteilen, worauf es ihr bzw. ihm wirklich ankommt.

Aktives Zuhören besteht aus folgenden Komponenten:

Quelle: eigene Darstellung

Quelle: eigene Darstellung


Zusammenfassung: Das Aktive Zuhören kann zu einem echten Verstehen des Gegenübers führen und die Beziehungsebene sichern. Es besteht aus dem Zuwenden, Zurückhalten, Nachfragen, Paraphrasieren und Verbalisieren / Deuten. Das Gegenüber lernt sich dabei selbst zu verstehen, da man durch das aktive Zuhören und Paraphrasieren immer wieder versucht komplexe Sachverhalte in eigene Worte zu fassen. Diese Haltung des akzeptierenden, empathischen Zuhörens kann zu einem Klärungsprozess beim Gesprächspartner bzw. der Gesprächspartnerin führen.

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Hier noch ein kleiner Ausschnitt aus «Momo» von Michael Ende, der genau beschreibt, welche Kraft das Zuhören hat:

«Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war das Zuhören.
Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur recht wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.

Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte – nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.
Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose, unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.

Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf denen es überhaupt nicht ankommt, und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte das alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.

So konnte Momo zuhören!»

Aus: Ende Michael (1973): Momo. Stuttgart: Thienemann Verlag.

Interview mit der Gesellschaft für Personenzentrierte Psychotherapie und Beratung (GwG)

Bei dem Jahreskongress 2017 der Gesellschaft für personenzentrierte Psychotherapie und Beratung (GwG) habe ich einen Workshop zum Thema "Stimme als Schlüssel zur Prozessorientierung" angeboten. Das Ziel war es Psychotherapeuten und personenzentrierte Berater für das Thema Stimme und Sprechen zu sensibilisieren. Einerseits um die eigenen stimmlichen Fähigkeiten zu stärken, andererseits um die Stimme des Klienten bzw. der Klientin differenzierter wahrzunehmen.

Der Workshop ist auf sehr positive Resonanz gestoßen, weshalb ich gebeten wurde ein paar Fragen im Rahmen eines Interviews zu beantworten. Hier ein Blick in das Interview.

Interview GwG_julia-training.com

 

Außerdem wird in einem der nächsten Fachverbands-Zeitungen ein Artikel von mir zu diesem Thema erscheinen. Ich freue mich darauf!

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Einen merkwürdigen Einstieg schaffen

Wie soll ich nur meine Präsentation oder meinen Vortrag beginnen?
„Sehr geehrte Damen und Herren, wie schön dass…“ - das ist sehr freundlich, aber nicht unbedingt mitreißend.
„Mein Vortrag heute beschäftigt sich mit…“ - das ist informativ, aber auch hier wird die Aufmerksamkeit des Publikums wahrscheinlich nicht geweckt.
Doch wie schafft man einen merkwürdig gestalteten Einstieg in einen Vortrag? Merkwürdig meine ich in diesem Sinne wörtlich. Wie bleibt eine Einleitung wirklich im Gedächtnis?
 

Die Einleitung übernimmt wichtige Funktionen

Leider nehmen wir uns all zu oft sehr wenig Zeit dafür. Einerseits meinen viele, dass es sich dabei eher um verlorene Zeit handelt, die lieber für Inhalte verwendet werde sollte. Andererseits fehlen vielen Vortragenden spannende Ideen zur Gestaltung. Doch sollte man eine Einleitung nie weglassen oder zu stark verkürzen, da sie folgende Aufgaben hat:

  1. Kontakt und Beziehungsebene zu den Zuhörenden herstellen
    - Begrüßung und Anrede der Zuhörenden
    - Vorstellung der eigenen Person und Bezug zum Thema

  2. Aufmerksamkeit und Interesse wecken; Relevanz aufzeigen
    - Aktuellen thematischen Kontext darstellen
    - persönliche Betroffenheit und lebensnahen Bezug herstellen
    - Ziel und Nutzen des Vortrags aufzeigen

  3. Hinführung zum Thema und Orientierung über den weiteren Verlauf
    - Thesen und Fragen formulieren, die im Hauptteil beantwortet werden
    - Gliederung und Agenda des Vortrags vorstellen

Wie gestalte ich nun meine Einleitung?

Als grobe Faustregel kann man sagen, dass etwa 10% der Redezeit auf die Einleitung verwendet werden sollten. Bei einer Gesamtzeit von 60min Vortrag kann man also etwa 6min auf die Einleitung verwenden. Spricht man 30min vor Publikum, so sollte man doch mindestens 3min für die hinführenden Worte einplanen. Aber auch bei einem Kurzvortrag von 10min fällt die Einleitung nicht weg. Nehmen Sie sich auch hier eine Minute Zeit, das Publikum über das Thema und Ihre Person zu informieren.

Nun noch ein paar ganz konkrete Ideen, wie man die Einleitung so gestaltet, dass sie bei den Zuhörenden im Gedächtnis bleibt. Natürlich ist diese Liste nicht vollständig und kann durch viele weitere kreative Ideen ergänzt werden.

  1. Einleitung mit Interaktion mit dem Publikum
    - Blitzlicht-Abfrage oder Zurufliste (z.B. zu den Erwartungen)
    - Abstimmung zu einer These oder Quizfrage

  2. Einleitung mit audio-visueller Unterstützung
    - Thematisch passende/r Film oder Audio
    - Cartoon, Bild
    - Zitat (z.B. im O-Ton)

  3. Einleitung mit Bezug zu persönlicher Relevanz
    - Alltagssituation oder Alltagsbezug
    - aktuelles Zeitgeschehen, Zeitungsartikel
    - Geschichte, Anekdote oder Storytelling
    - Rhetorische Frage oder provokative These / Behauptung

Diese Elemente können zum Abschluss des Vortrags wieder aufgegriffen werden um eine Art Zirkelschluss zu machen. Damit wird eine Kohärenz im Vortrag begünstigt. Mit diesem roten Faden kann sich das Publikum Informationen des Vortrags leichter merken.
 

Zusammenfassung: Die Einleitung einer Präsentation übernimmt wichtige Funktionen. So schafft sie Kontakt und stellt eine Beziehungsebene zu den Zuhörenden her - weckt Aufmerksamkeit und Interesse und zeigt Relevanz auf - und führt zum Thema hin und orientiert über den weiteren Verlauf. Hier kann der / die Vortragende einen merkwürdigen Einstieg schaffen. Das gelingt am besten durch eine Einleitung mit Interaktion mit dem Publikum, audio-visueller Unterstützung oder einem Bezug zu persönlicher Relevanz.

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Schwierige Gespräche mit Hilfe von Metakommunikation lösen

Sie befinden sich in einem Streitgespräch. Die Gemüter sind erhitzt und es fallen auch ungute und verletzende Äußerungen. Eine Äußerung ergibt die nächste und sie geraten immer weiter in die Auseinandersetzung. Doch wie kann man in dieser Situation zu einer Klärung beitragen?
Ein erster Schritt dazu ist ein inneres Stop. Mit diesem inneren Stop können Sie dann versuchen mit dem Gesprächspartner über die Situation zu sprechen. Das nennt man Metakommunikation.

Wenn die Gemüter erhitzt sind, fällt es schwer, konstruktiv über Inhalte zu sprechen.

Wenn die Gemüter erhitzt sind, fällt es schwer, konstruktiv über Inhalte zu sprechen.

Metakommunikation kann helfen schwierige Gespräche zu klären! (Fotos: fizkes/Shutterstock)

Metakommunikation kann helfen schwierige Gespräche zu klären! (Fotos: fizkes/Shutterstock)

 

Was ist Metakommunikation?

Wörtlich bedeutet es über die Kommunikation an sich zu sprechen:

Wie sprechen wir miteinander? Wie gehen wir miteinander um und wie geht es uns dabei? Wo soll das Gespräch hinführen?

Konkret bedeutet es, nicht weiter über Inhalte zu sprechen, sondern gemeinsam zu überlegen wie man den Umgang erlebt, wie bestimmte Äußerungen gemeint waren bzw. interpretiert wurden und wie sich das Gespräch entwickelt hat.

Damit dient die Metakommunikation der Vorbeugung bzw. Klärung von Konflikten.

Mit einer gewissen inneren Distanz zum Thema und Anlass der Auseinandersetzung fällt es leichter einen neuen Umgang mit dem körperlichen Erleben, den Gefühlen und den Gedankengängen des Streits zu finden. Auf dieser Basis kann der Gesprächspartner eingeladen werden die inhaltliche Gesprächsebene zu verlassen und das Gespräch gemeinsam aus der Vogelperspektive zu betrachten.

Hier ein paar Beispiele für metakommunikative Äußerungen:

  • „Ich verstehe gar nicht warum dieses Gespräch jetzt so schwierig geworden ist – eigentlich sind wir doch beide an einer Lösung des Problems interessiert.“

  • „Mir scheint, dass wir gerade das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren. Bitte lass uns erst gemeinsam festlegen, was wir heute eigentlich erreichen wollen.“

  • „Ich wünsche mir einen konstruktiven und guten Austausch zu diesem Thema. Deine Äußerung(…) hat mich sehr irritiert. Wie hast Du das genau gemeint?“

 

Sprache, Stimme und Körper sollen Die gleiche Botschaft transportieren!

Hier ist es sehr wichtig auf den Stimmklang und den Körperausdruck zu achten. Denn wenn diese Äußerungen mit einer erregten Stimme und einem aufgebrachtem Körperausdruck gesprochen werden, können sie die Situation weiter verschärfen. Durch die Inkongruenz von Sprache, Stimme und Körper verpufft also der deeskalierende Effekt und die Situation wird eher weiter angeheizt.


Achten Sie deshalb darauf, dass Sie den inneren Abstand zum Thema und zur Situation in einem achtsamen Moment körperlich wirklich spüren. Damit regulieren sich Körperspannung und Atmung. Durch diese Spannungsregulation beruhigen sich auch der Stimmklang, der Sprechrhythmus und der körperliche Ausdruck.

Sie können Ihren Atem und Ihre Stimme trainieren, so dass diese in schwierigen Gesprächen verlässlich bleiben. Ein ruhiger Ausdruck wirkt positiv auf eine angespannte Situation!

 

Metakommunikation als Chance

Metakommunikation hilft, Gespräche besser zu strukturieren und die Vorstellungen darüber transparent zu machen, wie man miteinander sprechen möchte. Wenn man sich auf einer Verbesserung des Verhaltens verständigt hat, können die Gesprächspartner versuchen das auch in Zukunft umzusetzen. Deshalb ist für ein gutes Miteinander eine metakommunikative Grundhaltung hilfreich. Sie erlaubt es zu jedem Zeitpunkt über die Situation, den Gesprächsverlauf und die Beziehung, aber auch über die Inhalte und gemeinsamen Vorstellungen zu sprechen.
 

Zusammenfassung: Metakommunikation ist das Sprechen über die Kommunikation an sich. Als Gesprächsführungstechnik hilft sie u.a. Konflikten vorzubeugen bzw. sie zu lösen, Gespräche zu strukturieren und Gespräche gemeinsam zu reflektieren. Dabei ist besonders auf die Kongruenz von Inhalt, Stimme und Körperausdruck zu achten. Mit einer metakommunikativen Grundhaltung können sich die Gesprächspartner darauf verständigen, wie sie in Zukunft miteinander sprechen möchten.

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Vertrauensbildung durch eine zuhörerspezifische Argumentation

Sie müssen vor einer größeren Gruppe einen Vortrag oder eine Präsentation halten?
Ihnen ist es wichtig dabei eine gute Beziehung zu Ihren Zuhörenden aufzubauen?

Folgende Aspekte werden Ihnen dann bei der Vorbereitung Ihres Vortrags helfen:

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Die Vertrauenswürdigkeit eines Vortragenden bzw. einer Vortragenden liegt zu u.a. darin begründet, ob die Einstellungen, Fragen, Hoffnungen und Sorgen der Zuhörerschaft von ihm bzw. ihr bedacht und verstanden wurden und ob in der Rede darauf einge-gangen wird. Deshalb ist es wichtig sich der Unterschiedlichkeit der Zuhörenden bewusst zu sein, um ihre Bedürfnisse und Fragestell-ungen zu erkennen und wahrzunehmen. Dadurch kann ein konkreter Nutzen für das Publikum geschaffen werden. Ein hinreichendes Bild wird erst durch die Gesamtheit der verschiedenen Ansichten vermittelt, weshalb durch den Perspektivwechsel eine zuhörerspezifische Argumentation erarbeitet werden kann. Denn in den meisten Fällen gibt es keinen Vortrag mit einem allgemeingültigen Anspruch, sondern nur eine Annäherung mittels mehrerer Perspektiven. Dadurch sind die Zuhörenden in der Lage eine Wahl zu treffen, eine Entscheidung zu fällen oder eine Handlung zu initiieren.

Doch wie kann man sich nun diesen unterschiedlichen Fragen und Perspektiven annähern?
Hierfür empfehle ich zwei unterschiedliche Methoden:

  1. Der Vorannahmen-Booster
    Die Methode dient dazu mögliche Vorannahmen, Vorurteile oder Einwände im Vorfeld zu identifizieren. Dies ist besonders relevant bei kontroversen oder strittigen Themen. Zunächst wird das Redethema definiert. Im Anschluss werden alle bestehenden Voran-nahmen zum Redethema aufgelistet. Dies kann in Tabellenform geschehen, wobei die Vorurteile in die linke Spalte eingetragen werden. Ggf. können auch themenfremde Personen nach ihren Vorannahmen und Vorurteilen befragt werden. Im Anschluss können die Vorannahmen gewichtet werden und zu jedem Einwand eine Gegenannahme formuliert werden. Diese Gegenannahme wird in der rechten Spalte der Tabelle festgehalten. Als weitere Möglichkeit kann zu jeder Vorannahme eine Liste erstellt werden mit Bedingungen unter denen dieser Einwand nicht besteht.

  2. Die Vorher-Fragen
    Die Vorher-Fragen dienen dazu den ungefähren Vorwissensstand und wichtige Fragen des Publikums zu erkennen. Zunächst muss das Publikum hinsichtlich seiner Heterogenität untersucht werden. Es gilt also zu untersuchen, ob es Unterschiede im Vorwissen und in den Interessen zwischen verschiedenen Zuhörergruppen gibt. Diese Gruppen sind dann ggf. voneinander abzugrenzen.
    Im Anschluss schlüpft man in die Perspektive der jeweiligen Zuhörergruppe und formuliert aus deren Sichtweise Verständnis- und Interessensfragen. Dabei dienen die die W-Fragen als Basis. <Was? Wie? Wer? Warum? Wo? Wann? Wozu?>

Zusammenfassung: Die Beziehungsbildung zwischen einem Vortragenden bzw. einer Vortragenden und den Zuhörenden liegt zu einem großen Teil darin begründet, ob er bzw. sie die Bedürfnisse und Fragen der Zuhörenden erkennt und zuhörerspezifisch beantwortet. Deshalb müssen die verschiedenen Perspektiven eines Publikums in der Vorbereitung eines Vortrags exploriert werden. Dabei helfen die beiden Methoden Vorannahmen-Booster und Vorher-Fragen.

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Mit Bildern und Klängen sprechen

Die Verwendung von rhetorischen Stilmitteln lässt unsere Sprache und unseren Ausdruck lebendig erscheinen. Besonders charismatisch wirkende Sprecher setzen viele rhetorische Stilmittel ein. Untersuchungen von Antoniakis et al. legen nahe, dass Charisma erlernbar ist. So sagen die Forscher der Universität Lausanne, dass Charisma ein Bündel von Fähigkeiten ist, das man aufbauen und erweitern kann. So beruht die Wahrnehmung von Charisma in erster Linie auf Wertvorstellungen und Gefühlen, die durch den Einsatz von rhetorischen Stilmitteln anschaulich und einprägsam vermittelt werden können. Dazu können Sie im Blog Genaueres nachlesen:
Here comes the sun

Rhetorische Stilmittel kann man in drei Gruppen einteilen. In jedem Bereich greife ich ein Stilmittel exemplarisch heraus.

 

Spiel mit der Klangwirkung

Die Wortwahl erfolgt nach phonologischen und prosodischen Gesichtspunkten. Der Ausdruck ist vor allem durch den Klang der Wörter bestimmt. Diese Stilmittel gehören in diesen Bereich: Lautmalerei, Alliteration, figura etymologica, Anapher

Mein Beispiel: Die Alliteration
Bei einer Alliteration haben zwei oder mehr inhaltlich wichtige Wörter den gleichen Anfangslaut. Beispiele: Milch macht müde Männer munter / Spiel, Spaß und Spannung / Kleinlaut? Lieber klar und klangvoll.
 

Spiel mit der Bedeutung der Wörter

Die eigentliche, gebräuchliche Bezeichnung wird durch eine unübliche Bedeutung ersetzt. Diese Stilmittel gehören in diesen Bereich: Metapher, Analogie, Metonymie, Euphemismus, Ironie

Mein Beispiel: Die Metapher
Bei einer Metapher wird ein Wort oder eine Wortgruppe aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird. Beispiele: Geld ist wie Wasser. / Die Frau ist bärenstark. / Die Mannschaft ist eine Kaderschmiede.
 

Spiel mit Zahl und Reihenfolge der Wörter und Gedanken

hier werden sprachliche Veränderungen auf syntaktischer Ebene vorgenommen. So kann die Wortanzahl oder die Reihenfolge der Wörter und Gedankenschritte verändert werden. Diese Stilmittel gehören in diesen Bereich: Parenthese, Oxymoron, Ellipse, Allegorie, rhetorische Frage

Mein Beispiel: Das Oxymoron
Ein Oxymoron ist eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildet wird. Beispiele: ein herrenloses Damenrad / Das ist ein offenes Geheimnis. / FIFA-Ethikkommission

 

Zusammenfassung: Rhetorische Stilmittel illustrieren das Gesagte und führen zu einer charismatischen Wirkung des Sprechers. Man kann rhetorische Stilmittel in drei große Gruppen einteilen: Spiel mit der Klangwirkung, Spiel mit der Bedeutung und Spiel mit der Zahl und Reihenfolge von Wörtern.

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Methodentipp: Kugellager

Sie suchen eine Methode mit der Sie durch das Wissen einer Gruppe eine möglichst breite Informationsbasis generieren können? Dann probieren Sie doch mal das Kugellager. Die Methode eignet sich besonders als interaktive Lehr-Lernmethode und als Methode in kreativen Prozessen.

Ein Kugellager von oben betrachtet. Quelle: eigene Darstellung

Ein Kugellager von oben betrachtet. Quelle: eigene Darstellung

Dabei wird Themenkomplex in vier oder fünf Unterthemen zerlegt. Achten Sie darauf, dass die Unterthemen möglichst klar voneinander abgrenzbar sind. Die Teilnehmer sitzen sich in einem äußeren und einem inneren Stuhlkreis gegenüber. Die Teilnehmer im inneren Stuhlkreis werden im Verlauf der Methode zu „Experten“ für je ein Unterthema. Denn sie sammeln mit ihrem Gegenüber ca. 3-5 Minuten alles zu einem Themenaspekt und dokumentieren die Informationen. Die Teilnehmer im äußeren Stuhlkreis rotieren nach Ablauf der Zeit einen Platz weiter und tauschen sich auf diese Weise mit den verschiedenen Experten aus. Mit dem Kugellager wird also ein intensiver Wissenstransfer unter den Teilnehmern betrieben. Die Methode erzeugt Generalisten (äußerer Kreis) und Experten (innerer Kreis). Ergebnisse aus dem Kugellager können Ausgangspunkt für weitere Arbeitsschritte sein. So können aus den Ergebnissen z.B. kleine Präsentationen erstellt werden, es kann ein Clustering vorgenommen werden, oder es bildet die Ausgangsbasis für weitere kreative Prozesse.

Das benötigen Sie also für die Durchführung eines Kugellagers:
Gesamtzeit: ca. 20-25min
Gruppengröße: 8-15 Personen
Bestuhlung: passende Anzahl an Stühlen als In- und Außenkreis gestellt
Moderationsmaterial: Blöcke oder Klemmbretter zum Schreiben für die Experten; es ist empfehlenswert das jeweilige Unterthema bereits auf einem Blatt visualisiert zu haben; weiteres Moderationsmaterial für die Weiterverarbeitung der Ergebnisse

Zusammenfassung: Das Kugellager ist eine Methode mit der man durch das Wissen einer Gruppe eine möglichst breite Informationsbasis generieren kann. Bei der Durchführung wird ein Oberthema in Teilthemen zerlegt und im Verlauf der Methode entstehen unter den Teilnehmenden Experten und Generalisten. Die Ergebnisse können vielfältig weiterverwendet werden.

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Ein kurzes Warm-up vor wichtigen Sprechsituationen

Ein wichtiges Gespräch oder ein wichtiger Vortrag steht bevor. Gerade jetzt sollte die Stimme ein verlässlicher Partner sein. Denn Nervosität und andere situative Faktoren können auf den Stimmklang Einfluss nehmen. Viele befürchten deshalb, dass das Gegenüber den veränderten Stimmklang bemerkt.

Es ist empirisch belegt, dass ganz Allgemein eine etwas tiefere Sprechstimmlage, ein leicht erhöhtes Sprechtempo, wenige Häsitationen und Versprecher, sowie eine passende Intonation und Pausensetzung vom Zuhörer positiv bewertet werden. Doch in wichtigen Sprechsituationen kann das ganz schön schwer fallen.

 

Was kann man tun, damit ein sicheres Sprechen gelingt? Ein Stimm-Warm-up und einige gedankliche Vorbereitungen helfen, gestärkt in die Situation zu gehen.

Gedankenschritt Nr. 1: Meine Nervosität ist okay!
Es ist das letzte Quäntchen Adrenalin, dass dazu verhilft Höchstleistungen abzurufen. Denn Adrenalin verhilft dazu in das passende Aktivierungsniveau zu kommen. Und die Akzeptanz der Nervosität ist der erste Schritt zum passenden Aktivierungsniveau.

Gedankenschritt Nr. 2: Den Körper und die Stimme beruhigen!
Die Nervosität sollte natürlich nun nicht so stark werden, dass eine starke Über- oder Unteraktivierung erfolgt. Deshalb sind Körperübungen ideal: Sie regulieren die Muskelspannung, und führen zu einem optimalen Aktivierungsniveau. Dadurch können auch Atmung und Stimmgebung besser funktionieren.

Gedankenschritt Nr. 3: Das ist meine Intention!
Bei zu großer Nervosität verliert man häufig den Aufmerksamkeitsfokus. Das heißt, dass man sich z.B. schwerer konzentrieren kann oder z.B. im Eifer des Gefechts etwas nicht bemerkt. Deshalb ist es wichtig sich selbst eine klare Botschaft mit auf den Weg zu geben: Ein kleiner positiver Satz, der einem das eigene Ziel vergegenwärtigt. Diese Intention fördert eine passende Stimmmodulation und Betonung.

In einer wichtigen Situation sollte die Stimme ein verlässlicher Partner sein, Quelle: lightpoet/Shutterstock

In einer wichtigen Situation sollte die Stimme ein verlässlicher Partner sein, Quelle: lightpoet/Shutterstock

Wie bereits erwähnt helfen Körperübungen um die Stimme zu stärken. Hier finden Sie drei Übungen für ein 5-minütiges Aufwärmprogramm, dass Sie im Vorfeld Ihrer wichtigen Situation durchführen können.
Ich empfehle jeweils eine Übung aus den Bereichen Atmung, Stimme und Sprechen. Führen Sie jede Übung etwa 1 bis 1,5min durch.


 

  1. Atmung: Verlängert Ausatmen
    Die verlängerte Ausatmung hilft den Atemrhythmus zu beruhigen und vertieft in den Bauch zu atmen. Dazu atmen sie so lange es Ihnen möglich ist auf ein leicht hörbares F aus. Konzentrieren Sie sich darauf, dass der Atemstrom gleichmäßig fließt. Wenn die Luft zu Ende geht, lösen Sie die leichte Spannung, und lassen den neuen Einatem, so tief wie möglich in den Bauch einströmen.

  2. Stimme: Kausummen
    Das Kausummen hilft eine entspannte, etwas tiefere Sprechstimmlage zu finden. Dazu machen Sie ausladende Kaubewegungen und lassen dabei einen genüsslichen und tiefen Summton erklingen. Summen und Kauen Sie entspannt und etwas gelangweilt. Dann werden Sie bemerken, wie die Stimme etwas tiefer wird.

  3. Sprechen: Daumensprechen
    Das Daumensprechen hilft bei einer klaren und präzisen Artikulation. Dazu nehmen Sie den Knöchel des Daumens zwischen Ihre Schneidezähne. Sprechen Sie dann laut mit Daumen im Mund. Dafür eigenen sich z.B. Monatsnamen, Wochentage oder Zahlen. Sie können auch die ersten Sätze Ihrer Begrüßung einüben. Der Effekt des Daumens ist eine größere Kieferöffnung, nachdem Sie den Daumen aus dem Mund nehmen.

 

Lernen Sie Warm-up-Übungen für Ihre Stimme!

Die Stimme soll in wichtigen Situationen ein verlässlicher Partner sein. Im VOCCO-Onlinekurs “Stimmliches Warm-Up für jeden Tag!” bekommen Sie Basisübungen für den Körper, die Atmung, die Stimme und die Artikulation als Audios und Videos. Das Ziel ist es, dass die Stimme dadurch schnell einsatzfähig wird und souverän, stabil und anstrengungsfrei funktioniert. Damit können Sie ein individuell passendes Warm-Up-Programm für Ihre Stimme entwickeln.

 

Zusammenfassung: In wichtigen Sprechsituationen soll die Stimme ein verlässlicher Partner sein. Ein Warm-up hilft in das passende Aktivierungsniveau zu kommen. Dazu gehören einstimmende Gedanken und ein stimmliches Übungsprogramm. Bereits drei kleine Übungen lassen die Stimme wirkungsvoll erklingen.

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Die Stimme ist Seismograph und Beben zugleich.

Die Stimme ist ein spürbares Beben in unserem Körper. Und gleichzeitig ist sie ein spürbares Beben im Körper des Anderen. Sie ist eine Berührung über die Luft. Sie ist das Geteilte, das von beiden zugleich empfunden und erlebt werden kann. Stimme ist damit das Medium und die Materialität zwischenmenschlicher Interaktion. Sie stellt Verbundenheit und Gemeinschaft her, dadurch dass sie sich an einen oder mehrere positionierte Andere adressiert.

Die Stimme ist gleichzeitig ein feiner Seismograph für die Schwingungen und Bewegungen unserer Gedanken und unserer Seele. Sie vollzieht jede gedankliche und emotionale Bewegung. „Der Gebrauch des Begriffs der Stimme dient als ständige Erinnerung daran, dass selbst psychologische Prozesse, die ein Individuum in Isolation vollzieht, als Prozesse kommunikativer Art verstanden werden.“ (Wertsch 1993, In: Staemmler 2015) Stimme ist also Ausdruck verschiedener intrapsychischer Selbstpositionen und folglich ein kommunikatives Mittel im intrapersonellen wie auch im interpersonellen Raum.

Am 09. Juni 2017 werde ich einen Workshop auf der Jahreskonferenz der Gesellschaft für Personenzentrierte Psychotherapie und Beratung (GwG) in Würzburg anbieten. In diesem Workshop mit dem Titel "Die Stimme als Schlüssel zur Prozessorientierung" werden psychotherapeutische Beraterinnen und Berater qualifiziert die eigene Stimme zur Gestaltung des Therapieprozesses einzusetzen und die Stimme des Klienten als Schlüsselmoment zu psycho-emotionalen Prozessen zu begreifen.

Durch meine jahrelange Arbeit mit der Stimme begreife ich sie in der Zwischenzeit in einem wesentlich weiteren Rahmen, der Aspekte von Physik und Medizin bis hin zu Psychologie und Soziologie umfasst. Die Stimme ist ein reichhaltiges Mehr und ich freue mich dieses Mehr mit den Beraterinnen und Beratern zu erforschen und zu verstehen. Es wird eine tolle Konferenz mit interessanten Vorträgen und Workshops!

GwG-Website_julia-training.com

Konferenz: 17. GwG-Jahreskongress
Thema: Prozessorientierung in der personzentrierten Arbeit. Wege und Ziele.
Datum: 09.06.2017, 13:00 Uhr bis 11.06.2017
Ort: 97070 Würzburg
Web: GwG-Verband

Zusammenfassung: Am 09. Juni 2017 werde ich beim Jahreskongress der Gesellschaft für Personenzentrierte Psychotherapie und Beratung einen Workshop zum Thema "Die Stimme als Schlüssel zur Prozessorientierung" anbieten. Dabei geht es um die Stimme als psycho-physischen und lebendiges Element unseres Menschseins, und die damit entstehenden Möglichkeiten psychische Prozesse zu explorieren.

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https://www.julia-training.com/stimmtraining

Was macht ein gutes Brainstorming aus?

Beim Brainstorming handelt es sich wahrscheinlich um die bekannteste Kreativitätstechnik. Teilweise wird es schon synonym verwendet im Sinne von „Lasst uns doch mal ein Brainstorming dazu machen.“. Doch ist das Brainstorming eigentlich immer die beste Variante für das Finden neuer Ideen und Einfälle? Wahrscheinlich nicht. Beim Brainstorming handelt es sich auch um eine der empirisch am besten untersuchten Kreativitätstechniken. Und dabei zeigt sich, dass für die korrekte Durchführung des Brainstormings fünf Regeln eingehalten werden müssen. Ist dies nicht der Fall kann das Brainstorming sogar ordentlich schief gehen, was dann wenige Ideen, qualitativ nicht so gute Ideen, Production Blocking und eine Veränderung der Gruppendynamik nach sich ziehen kann.

Worauf sollte man beim Brainstorming also unbedingt achten?

  • Quantität vor Qualität: je mehr Ideen, desto besser!

  • Keine Kritik: alles ist denkbar!

  • Alle Ideen visualisieren: jeder kann jede Idee sehen!

  • Ergänzungen sind erlaubt: Anknüpfen ist jederzeit und überall möglich!

  • Verrückte Ideen sind erwünscht: je wilder und ungewöhnlicher, desto besser!

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Die Aufgabenstellung wird positiv formuliert und visualisiert. Dann werden alle Anregungen und Ideen in Bezug auf die Aufgabenstellung gesammelt. Dabei werden keine Ideen zensiert oder unberücksichtigt gelassen. So können viele neuartige Ideen entstehen. Beim Brainstorming als Gruppen-technik generieren die Teilnehmer auf Zuruf so viele Ideen wie möglich. Eine heterogene Gruppenzusammensetzung führt häufig zu einer größeren Ideenvielfalt. Man kann auch eine Mindestideenquote einführen, um einen höheren Anreiz zu setzen. Es gilt vor allem auch darauf zu achten, dass alle Teilnehmer gleichermaßen zum Zug kommen. So kann es auch empfehlenswert sein zusätzlich ein Aufnahmegerät zu verwenden, um den Ideenfluss nicht zu unterbrechen.

Zusammenfassung: Beim Brainstorming handelt es sich um eine sehr bekannte Kreativitätstechnik. Doch für die zielführende Verwendung des Brainstormings sollten fünf Regeln unbedingt beachtet werden. Nach der Formulierung eines Themas beginnt die Ideenfindungsphase, wobei die Visualisierung der Ideen und die Einhaltung der Regeln zwingend notwendig ist. So können Quantität und Qualität der Ideen gesteigert werden, Production Blocking vermieden werden und die Gruppendynamik positiv gesteuert werden.

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