Vertrauensbildung durch eine zuhörerspezifische Argumentation

Sie müssen vor einer größeren Gruppe einen Vortrag oder eine Präsentation halten?
Ihnen ist es wichtig dabei eine gute Beziehung zu Ihren Zuhörenden aufzubauen?

Folgende Aspekte werden Ihnen dann bei der Vorbereitung Ihres Vortrags helfen:

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Die Vertrauenswürdigkeit eines Vortragenden bzw. einer Vortragenden liegt zu u.a. darin begründet, ob die Einstellungen, Fragen, Hoffnungen und Sorgen der Zuhörerschaft von ihm bzw. ihr bedacht und verstanden wurden und ob in der Rede darauf einge-gangen wird. Deshalb ist es wichtig sich der Unterschiedlichkeit der Zuhörenden bewusst zu sein, um ihre Bedürfnisse und Fragestell-ungen zu erkennen und wahrzunehmen. Dadurch kann ein konkreter Nutzen für das Publikum geschaffen werden. Ein hinreichendes Bild wird erst durch die Gesamtheit der verschiedenen Ansichten vermittelt, weshalb durch den Perspektivwechsel eine zuhörerspezifische Argumentation erarbeitet werden kann. Denn in den meisten Fällen gibt es keinen Vortrag mit einem allgemeingültigen Anspruch, sondern nur eine Annäherung mittels mehrerer Perspektiven. Dadurch sind die Zuhörenden in der Lage eine Wahl zu treffen, eine Entscheidung zu fällen oder eine Handlung zu initiieren.

Doch wie kann man sich nun diesen unterschiedlichen Fragen und Perspektiven annähern?
Hierfür empfehle ich zwei unterschiedliche Methoden:

  1. Der Vorannahmen-Booster
    Die Methode dient dazu mögliche Vorannahmen, Vorurteile oder Einwände im Vorfeld zu identifizieren. Dies ist besonders relevant bei kontroversen oder strittigen Themen. Zunächst wird das Redethema definiert. Im Anschluss werden alle bestehenden Voran-nahmen zum Redethema aufgelistet. Dies kann in Tabellenform geschehen, wobei die Vorurteile in die linke Spalte eingetragen werden. Ggf. können auch themenfremde Personen nach ihren Vorannahmen und Vorurteilen befragt werden. Im Anschluss können die Vorannahmen gewichtet werden und zu jedem Einwand eine Gegenannahme formuliert werden. Diese Gegenannahme wird in der rechten Spalte der Tabelle festgehalten. Als weitere Möglichkeit kann zu jeder Vorannahme eine Liste erstellt werden mit Bedingungen unter denen dieser Einwand nicht besteht.

  2. Die Vorher-Fragen
    Die Vorher-Fragen dienen dazu den ungefähren Vorwissensstand und wichtige Fragen des Publikums zu erkennen. Zunächst muss das Publikum hinsichtlich seiner Heterogenität untersucht werden. Es gilt also zu untersuchen, ob es Unterschiede im Vorwissen und in den Interessen zwischen verschiedenen Zuhörergruppen gibt. Diese Gruppen sind dann ggf. voneinander abzugrenzen.
    Im Anschluss schlüpft man in die Perspektive der jeweiligen Zuhörergruppe und formuliert aus deren Sichtweise Verständnis- und Interessensfragen. Dabei dienen die die W-Fragen als Basis. <Was? Wie? Wer? Warum? Wo? Wann? Wozu?>

Zusammenfassung: Die Beziehungsbildung zwischen einem Vortragenden bzw. einer Vortragenden und den Zuhörenden liegt zu einem großen Teil darin begründet, ob er bzw. sie die Bedürfnisse und Fragen der Zuhörenden erkennt und zuhörerspezifisch beantwortet. Deshalb müssen die verschiedenen Perspektiven eines Publikums in der Vorbereitung eines Vortrags exploriert werden. Dabei helfen die beiden Methoden Vorannahmen-Booster und Vorher-Fragen.

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Mit Bildern und Klängen sprechen

Die Verwendung von rhetorischen Stilmitteln lässt unsere Sprache und unseren Ausdruck lebendig erscheinen. Besonders charismatisch wirkende Sprecher setzen viele rhetorische Stilmittel ein. Untersuchungen von Antoniakis et al. legen nahe, dass Charisma erlernbar ist. So sagen die Forscher der Universität Lausanne, dass Charisma ein Bündel von Fähigkeiten ist, das man aufbauen und erweitern kann. So beruht die Wahrnehmung von Charisma in erster Linie auf Wertvorstellungen und Gefühlen, die durch den Einsatz von rhetorischen Stilmitteln anschaulich und einprägsam vermittelt werden können. Dazu können Sie im Blog Genaueres nachlesen:
Here comes the sun

Rhetorische Stilmittel kann man in drei Gruppen einteilen. In jedem Bereich greife ich ein Stilmittel exemplarisch heraus.

 

Spiel mit der Klangwirkung

Die Wortwahl erfolgt nach phonologischen und prosodischen Gesichtspunkten. Der Ausdruck ist vor allem durch den Klang der Wörter bestimmt. Diese Stilmittel gehören in diesen Bereich: Lautmalerei, Alliteration, figura etymologica, Anapher

Mein Beispiel: Die Alliteration
Bei einer Alliteration haben zwei oder mehr inhaltlich wichtige Wörter den gleichen Anfangslaut. Beispiele: Milch macht müde Männer munter / Spiel, Spaß und Spannung / Kleinlaut? Lieber klar und klangvoll.
 

Spiel mit der Bedeutung der Wörter

Die eigentliche, gebräuchliche Bezeichnung wird durch eine unübliche Bedeutung ersetzt. Diese Stilmittel gehören in diesen Bereich: Metapher, Analogie, Metonymie, Euphemismus, Ironie

Mein Beispiel: Die Metapher
Bei einer Metapher wird ein Wort oder eine Wortgruppe aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird. Beispiele: Geld ist wie Wasser. / Die Frau ist bärenstark. / Die Mannschaft ist eine Kaderschmiede.
 

Spiel mit Zahl und Reihenfolge der Wörter und Gedanken

hier werden sprachliche Veränderungen auf syntaktischer Ebene vorgenommen. So kann die Wortanzahl oder die Reihenfolge der Wörter und Gedankenschritte verändert werden. Diese Stilmittel gehören in diesen Bereich: Parenthese, Oxymoron, Ellipse, Allegorie, rhetorische Frage

Mein Beispiel: Das Oxymoron
Ein Oxymoron ist eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildet wird. Beispiele: ein herrenloses Damenrad / Das ist ein offenes Geheimnis. / FIFA-Ethikkommission

 

Zusammenfassung: Rhetorische Stilmittel illustrieren das Gesagte und führen zu einer charismatischen Wirkung des Sprechers. Man kann rhetorische Stilmittel in drei große Gruppen einteilen: Spiel mit der Klangwirkung, Spiel mit der Bedeutung und Spiel mit der Zahl und Reihenfolge von Wörtern.

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Methodentipp: Kugellager

Sie suchen eine Methode mit der Sie durch das Wissen einer Gruppe eine möglichst breite Informationsbasis generieren können? Dann probieren Sie doch mal das Kugellager. Die Methode eignet sich besonders als interaktive Lehr-Lernmethode und als Methode in kreativen Prozessen.

Ein Kugellager von oben betrachtet. Quelle: eigene Darstellung

Ein Kugellager von oben betrachtet. Quelle: eigene Darstellung

Dabei wird Themenkomplex in vier oder fünf Unterthemen zerlegt. Achten Sie darauf, dass die Unterthemen möglichst klar voneinander abgrenzbar sind. Die Teilnehmer sitzen sich in einem äußeren und einem inneren Stuhlkreis gegenüber. Die Teilnehmer im inneren Stuhlkreis werden im Verlauf der Methode zu „Experten“ für je ein Unterthema. Denn sie sammeln mit ihrem Gegenüber ca. 3-5 Minuten alles zu einem Themenaspekt und dokumentieren die Informationen. Die Teilnehmer im äußeren Stuhlkreis rotieren nach Ablauf der Zeit einen Platz weiter und tauschen sich auf diese Weise mit den verschiedenen Experten aus. Mit dem Kugellager wird also ein intensiver Wissenstransfer unter den Teilnehmern betrieben. Die Methode erzeugt Generalisten (äußerer Kreis) und Experten (innerer Kreis). Ergebnisse aus dem Kugellager können Ausgangspunkt für weitere Arbeitsschritte sein. So können aus den Ergebnissen z.B. kleine Präsentationen erstellt werden, es kann ein Clustering vorgenommen werden, oder es bildet die Ausgangsbasis für weitere kreative Prozesse.

Das benötigen Sie also für die Durchführung eines Kugellagers:
Gesamtzeit: ca. 20-25min
Gruppengröße: 8-15 Personen
Bestuhlung: passende Anzahl an Stühlen als In- und Außenkreis gestellt
Moderationsmaterial: Blöcke oder Klemmbretter zum Schreiben für die Experten; es ist empfehlenswert das jeweilige Unterthema bereits auf einem Blatt visualisiert zu haben; weiteres Moderationsmaterial für die Weiterverarbeitung der Ergebnisse

Zusammenfassung: Das Kugellager ist eine Methode mit der man durch das Wissen einer Gruppe eine möglichst breite Informationsbasis generieren kann. Bei der Durchführung wird ein Oberthema in Teilthemen zerlegt und im Verlauf der Methode entstehen unter den Teilnehmenden Experten und Generalisten. Die Ergebnisse können vielfältig weiterverwendet werden.

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Ein kurzes Warm-up vor wichtigen Sprechsituationen

Ein wichtiges Gespräch oder ein wichtiger Vortrag steht bevor. Gerade jetzt sollte die Stimme ein verlässlicher Partner sein. Denn Nervosität und andere situative Faktoren können auf den Stimmklang Einfluss nehmen. Viele befürchten deshalb, dass das Gegenüber den veränderten Stimmklang bemerkt.

Es ist empirisch belegt, dass ganz Allgemein eine etwas tiefere Sprechstimmlage, ein leicht erhöhtes Sprechtempo, wenige Häsitationen und Versprecher, sowie eine passende Intonation und Pausensetzung vom Zuhörer positiv bewertet werden. Doch in wichtigen Sprechsituationen kann das ganz schön schwer fallen.

 

Was kann man tun, damit ein sicheres Sprechen gelingt? Ein Stimm-Warm-up und einige gedankliche Vorbereitungen helfen, gestärkt in die Situation zu gehen.

Gedankenschritt Nr. 1: Meine Nervosität ist okay!
Es ist das letzte Quäntchen Adrenalin, dass dazu verhilft Höchstleistungen abzurufen. Denn Adrenalin verhilft dazu in das passende Aktivierungsniveau zu kommen. Und die Akzeptanz der Nervosität ist der erste Schritt zum passenden Aktivierungsniveau.

Gedankenschritt Nr. 2: Den Körper und die Stimme beruhigen!
Die Nervosität sollte natürlich nun nicht so stark werden, dass eine starke Über- oder Unteraktivierung erfolgt. Deshalb sind Körperübungen ideal: Sie regulieren die Muskelspannung, und führen zu einem optimalen Aktivierungsniveau. Dadurch können auch Atmung und Stimmgebung besser funktionieren.

Gedankenschritt Nr. 3: Das ist meine Intention!
Bei zu großer Nervosität verliert man häufig den Aufmerksamkeitsfokus. Das heißt, dass man sich z.B. schwerer konzentrieren kann oder z.B. im Eifer des Gefechts etwas nicht bemerkt. Deshalb ist es wichtig sich selbst eine klare Botschaft mit auf den Weg zu geben: Ein kleiner positiver Satz, der einem das eigene Ziel vergegenwärtigt. Diese Intention fördert eine passende Stimmmodulation und Betonung.

In einer wichtigen Situation sollte die Stimme ein verlässlicher Partner sein, Quelle: lightpoet/Shutterstock

In einer wichtigen Situation sollte die Stimme ein verlässlicher Partner sein, Quelle: lightpoet/Shutterstock

Wie bereits erwähnt helfen Körperübungen um die Stimme zu stärken. Hier finden Sie drei Übungen für ein 5-minütiges Aufwärmprogramm, dass Sie im Vorfeld Ihrer wichtigen Situation durchführen können.
Ich empfehle jeweils eine Übung aus den Bereichen Atmung, Stimme und Sprechen. Führen Sie jede Übung etwa 1 bis 1,5min durch.


 

  1. Atmung: Verlängert Ausatmen
    Die verlängerte Ausatmung hilft den Atemrhythmus zu beruhigen und vertieft in den Bauch zu atmen. Dazu atmen sie so lange es Ihnen möglich ist auf ein leicht hörbares F aus. Konzentrieren Sie sich darauf, dass der Atemstrom gleichmäßig fließt. Wenn die Luft zu Ende geht, lösen Sie die leichte Spannung, und lassen den neuen Einatem, so tief wie möglich in den Bauch einströmen.

  2. Stimme: Kausummen
    Das Kausummen hilft eine entspannte, etwas tiefere Sprechstimmlage zu finden. Dazu machen Sie ausladende Kaubewegungen und lassen dabei einen genüsslichen und tiefen Summton erklingen. Summen und Kauen Sie entspannt und etwas gelangweilt. Dann werden Sie bemerken, wie die Stimme etwas tiefer wird.

  3. Sprechen: Daumensprechen
    Das Daumensprechen hilft bei einer klaren und präzisen Artikulation. Dazu nehmen Sie den Knöchel des Daumens zwischen Ihre Schneidezähne. Sprechen Sie dann laut mit Daumen im Mund. Dafür eigenen sich z.B. Monatsnamen, Wochentage oder Zahlen. Sie können auch die ersten Sätze Ihrer Begrüßung einüben. Der Effekt des Daumens ist eine größere Kieferöffnung, nachdem Sie den Daumen aus dem Mund nehmen.

 

Lernen Sie Warm-up-Übungen für Ihre Stimme!

Die Stimme soll in wichtigen Situationen ein verlässlicher Partner sein. Im VOCCO-Onlinekurs “Stimmliches Warm-Up für jeden Tag!” bekommen Sie Basisübungen für den Körper, die Atmung, die Stimme und die Artikulation als Audios und Videos. Das Ziel ist es, dass die Stimme dadurch schnell einsatzfähig wird und souverän, stabil und anstrengungsfrei funktioniert. Damit können Sie ein individuell passendes Warm-Up-Programm für Ihre Stimme entwickeln.

 

Zusammenfassung: In wichtigen Sprechsituationen soll die Stimme ein verlässlicher Partner sein. Ein Warm-up hilft in das passende Aktivierungsniveau zu kommen. Dazu gehören einstimmende Gedanken und ein stimmliches Übungsprogramm. Bereits drei kleine Übungen lassen die Stimme wirkungsvoll erklingen.

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Die Stimme ist Seismograph und Beben zugleich.

Die Stimme ist ein spürbares Beben in unserem Körper. Und gleichzeitig ist sie ein spürbares Beben im Körper des Anderen. Sie ist eine Berührung über die Luft. Sie ist das Geteilte, das von beiden zugleich empfunden und erlebt werden kann. Stimme ist damit das Medium und die Materialität zwischenmenschlicher Interaktion. Sie stellt Verbundenheit und Gemeinschaft her, dadurch dass sie sich an einen oder mehrere positionierte Andere adressiert.

Die Stimme ist gleichzeitig ein feiner Seismograph für die Schwingungen und Bewegungen unserer Gedanken und unserer Seele. Sie vollzieht jede gedankliche und emotionale Bewegung. „Der Gebrauch des Begriffs der Stimme dient als ständige Erinnerung daran, dass selbst psychologische Prozesse, die ein Individuum in Isolation vollzieht, als Prozesse kommunikativer Art verstanden werden.“ (Wertsch 1993, In: Staemmler 2015) Stimme ist also Ausdruck verschiedener intrapsychischer Selbstpositionen und folglich ein kommunikatives Mittel im intrapersonellen wie auch im interpersonellen Raum.

Am 09. Juni 2017 werde ich einen Workshop auf der Jahreskonferenz der Gesellschaft für Personenzentrierte Psychotherapie und Beratung (GwG) in Würzburg anbieten. In diesem Workshop mit dem Titel "Die Stimme als Schlüssel zur Prozessorientierung" werden psychotherapeutische Beraterinnen und Berater qualifiziert die eigene Stimme zur Gestaltung des Therapieprozesses einzusetzen und die Stimme des Klienten als Schlüsselmoment zu psycho-emotionalen Prozessen zu begreifen.

Durch meine jahrelange Arbeit mit der Stimme begreife ich sie in der Zwischenzeit in einem wesentlich weiteren Rahmen, der Aspekte von Physik und Medizin bis hin zu Psychologie und Soziologie umfasst. Die Stimme ist ein reichhaltiges Mehr und ich freue mich dieses Mehr mit den Beraterinnen und Beratern zu erforschen und zu verstehen. Es wird eine tolle Konferenz mit interessanten Vorträgen und Workshops!

GwG-Website_julia-training.com

Konferenz: 17. GwG-Jahreskongress
Thema: Prozessorientierung in der personzentrierten Arbeit. Wege und Ziele.
Datum: 09.06.2017, 13:00 Uhr bis 11.06.2017
Ort: 97070 Würzburg
Web: GwG-Verband

Zusammenfassung: Am 09. Juni 2017 werde ich beim Jahreskongress der Gesellschaft für Personenzentrierte Psychotherapie und Beratung einen Workshop zum Thema "Die Stimme als Schlüssel zur Prozessorientierung" anbieten. Dabei geht es um die Stimme als psycho-physischen und lebendiges Element unseres Menschseins, und die damit entstehenden Möglichkeiten psychische Prozesse zu explorieren.

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https://www.julia-training.com/stimmtraining

Was macht ein gutes Brainstorming aus?

Beim Brainstorming handelt es sich wahrscheinlich um die bekannteste Kreativitätstechnik. Teilweise wird es schon synonym verwendet im Sinne von „Lasst uns doch mal ein Brainstorming dazu machen.“. Doch ist das Brainstorming eigentlich immer die beste Variante für das Finden neuer Ideen und Einfälle? Wahrscheinlich nicht. Beim Brainstorming handelt es sich auch um eine der empirisch am besten untersuchten Kreativitätstechniken. Und dabei zeigt sich, dass für die korrekte Durchführung des Brainstormings fünf Regeln eingehalten werden müssen. Ist dies nicht der Fall kann das Brainstorming sogar ordentlich schief gehen, was dann wenige Ideen, qualitativ nicht so gute Ideen, Production Blocking und eine Veränderung der Gruppendynamik nach sich ziehen kann.

Worauf sollte man beim Brainstorming also unbedingt achten?

  • Quantität vor Qualität: je mehr Ideen, desto besser!

  • Keine Kritik: alles ist denkbar!

  • Alle Ideen visualisieren: jeder kann jede Idee sehen!

  • Ergänzungen sind erlaubt: Anknüpfen ist jederzeit und überall möglich!

  • Verrückte Ideen sind erwünscht: je wilder und ungewöhnlicher, desto besser!

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Die Aufgabenstellung wird positiv formuliert und visualisiert. Dann werden alle Anregungen und Ideen in Bezug auf die Aufgabenstellung gesammelt. Dabei werden keine Ideen zensiert oder unberücksichtigt gelassen. So können viele neuartige Ideen entstehen. Beim Brainstorming als Gruppen-technik generieren die Teilnehmer auf Zuruf so viele Ideen wie möglich. Eine heterogene Gruppenzusammensetzung führt häufig zu einer größeren Ideenvielfalt. Man kann auch eine Mindestideenquote einführen, um einen höheren Anreiz zu setzen. Es gilt vor allem auch darauf zu achten, dass alle Teilnehmer gleichermaßen zum Zug kommen. So kann es auch empfehlenswert sein zusätzlich ein Aufnahmegerät zu verwenden, um den Ideenfluss nicht zu unterbrechen.

Zusammenfassung: Beim Brainstorming handelt es sich um eine sehr bekannte Kreativitätstechnik. Doch für die zielführende Verwendung des Brainstormings sollten fünf Regeln unbedingt beachtet werden. Nach der Formulierung eines Themas beginnt die Ideenfindungsphase, wobei die Visualisierung der Ideen und die Einhaltung der Regeln zwingend notwendig ist. So können Quantität und Qualität der Ideen gesteigert werden, Production Blocking vermieden werden und die Gruppendynamik positiv gesteuert werden.

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Everything is a remix

Die Existenz von Kreativität hat Menschen von je her fasziniert. Durch alle Zeiten hinweg erkannten Menschen das Schöpferische als Grundprinzip von Leben und Entwicklung. Im klassischen Altertum bestanden mystifizierte Vorstellungen über den Ursprung von Kreativität. Kreativität wurde als ein göttliches Prinzip verstanden, das zwischen Konstruktion und Destruktion, sowie dem Seienden und dem Nichts stattfindet. In vielen Vorstellungen war Kreativität deshalb nur dem Göttlichen oder einem besonderen Genie vorbehalten. Im Denken Platons z.B. sind wahre Ideen nur dem Göttlichen vorbehalten. Der Mensch ist lediglich in der Lage sie zu erkennen und zu modifizieren. Diese Vorstellungen wandelten sich im Laufe der Jahrhunderte. Heute haben wir einen aufgeklärten, wenn auch schwer fassbaren Begriff von Kreativität. Der Mensch als Schöpfer steht dabei im Mittelpunkt. So wird Kreativität heute als eine menschliche Fähigkeit verstanden.

Drevdahl (1956) bietet folgende Definition an, um Kreativität sehr umfassend zu beschreiben:
“Kreativität ist die Fähigkeit von Menschen, Kompositionen, Produkte oder Ideen gleich welcher Art hervorzubringen, die in wesentlichen Merkmalen neu sind und dem Schöpfer vorher unbekannt waren. Sie kann in vorstellungshaftem Denken bestehen oder in der Zusammenfügung von Gedanken, wobei das Ergebnis mehr als eine reine Aufsummierung des bereits Bekannten darstellt. Kreativität kann das Bilden neuer Muster und Kombinationen aus Erfahrungswissen einschließen und die Übertragung bekannter Zusammenhänge auf neue Situationen ebenso wie die Entdeckung neuer Beziehungen. Das kreative Ergebnis muss nützlich und zielgerichtet sein und darf nicht in reiner Phantasie bestehen - obwohl es nicht sofort praktisch angewendet zu werden braucht oder perfekt vollständig sein muss. Es kann jede Form des künstlerischen oder wissenschaftlichen Schaffens betreffen oder prozesshafter oder methodischer Natur sein.”

Dies ist ein Defintionsangebot von sehr vielen, denn bei Kreativität handelt es sich um ein wahrhaft schwer zu definierendes Phänomen. Man kann in diesem Versuch sogar einen infiniten Regress sehen, da alles Neue auf Bekanntem aufbaut. Durch Modifikation wird etwas Neues daraus, doch ist die Grenze zum Alten schwer zu ziehen. Gleichzeitig kann man auch jede Wiederholung als einen schöpferischen Akt betrachten, da eine komplett identische Reproduktion für den Menschen nicht möglich erscheint. Es ist auch in jeder Wiederholung ein persönliches, neuartiges und damit kreatives Element.

Dieser Zusammenhang zwischen Bekanntem und Neuartigem wird im Video „Everything’s a remix“ unterhaltsam beschrieben. Viel Spaß beim Anschauen!


Zusammenfassung: Kreativität hat von je her fasziniert, doch hat sich die Vorstellung von Kreativität grundlegend gewandelt. Heute gibt es sehr viele unterschiedliche Defintionsangebote, wobei Kreativtät häufig als eine menschliche Fähigkeit verstanden wird. Dabei wird oftmals vorausgesetzt, dass Neues auf bereits Bekanntem aufbaut, und deshalb Neuartigkeit und Kreativität nur auf der Basis von Wissen und Expertise stattfinden kann.

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Sprache schafft Realität

Seit ein paar Jahren hängen wir in meiner Familie „politische Eier“ auf unseren Osterstrauch. Nach dem Auspusten und Anmalen überlegen wir uns Aussagen oder Wünsche, die wir dann
auf diese Eier schreiben. Mal witzig, mal ernst, können sie alle möglichen Themen betreffen,
von Tier- und Umweltschutz über Politik bis hin zu Wirtschaft und Soziales. Es ist wichtig, dass uns dieses Thema berührt. Dann kommt’s auf’s Ei!

Das Ei ist als Keimzelle ein Symbol für Leben, Heranreifen und Wachstum. Und so können auch diese Wünsche und Aussagen heranreifen und wachsen, um etwas in den Menschen, die sie lesen, anzustoßen. Denn Worte tragen Bedeutung: geteilte Bedeutung und ganz persönliche Bedeutung. Und durch diese Bedeutungen erfahren, begreifen und konstruieren wir uns unsere Welt. Wir machen uns unsere Welt - mit und durch Sprache.
 

Ein Wort sagt mehr als tausend Bilder

Menschliche Sprache ist faszinierend. Durch Sprache sind wir in der Lage Dinge unabhängig von Zeit und Raum zu beschreiben. Unsere Sprache, mit ihrem Wortschatz, ihrer Grammatik und Morphologie, ihrer Semantik und Pragmatik, bietet uns die Möglichkeit differenziert mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren. Sprache, Sprechen und Denken sind dabei nicht das Selbe, doch sehr eng miteinander verwoben.
Sprachliche Bedeutung ist arbiträr, das bedeutet, dass ein Wort willkürlich einer bezeichneten Sache zugeordnet ist. Es ist nur unsere Übereinkunft und Konvention, dass wir einen Baum als <Baum>, ein Buch als <Buch>, oder Freiheit als <Freiheit> bezeichnen. Wir könnten auch ganz andere Wort dafür verwenden. Es gibt nichts, was es notwendig machen würde eine bestimmte Bezeichnung zu wählen. Und darin liegt die unschlagbare Stärke, aber auch eine große Schwierigkeit von Sprache: ihre Mehrdeutigkeit, dass Bedeutung weiter expliziert werden muss, um immer genauer und präziser zu werden.
Gleichzeitig bedeutet das, dass ein Wort mehr als tausend Bilder sagt, da z.B. das Wort <Stuhl> in der Lage ist unendlich viele Varianten eines Stuhls zu bezeichnen. Präziser könnte man sagen: das Wort <Stuhl> bezeichnet nur das Konzept eines Stuhls. Welche konkreten inneren Bilder oder Vorstellungen bei der Person entstehen, die das Wort hört, ist damit nicht festgelegt. Es eröffnet sich ein Raum unendlicher Möglichkeiten in der Vorstellung, im Sprechen, Zuhören und Verstehen. Das bedeutet auch, dass in unserer Sprache ein Potential großer Kreativität und Ambiguität steckt.
 

Bedeutung ist geteilt und gleichzeitig individuell

Bei sehr konkreten, gegenständlichen Dingen wie einem Stuhl oder einem Baum, können wir meist ganz gut damit umgehen. Doch ein großer Teil der Begriffe die wir verwenden bezeichnen sehr komplexe und abstrakte Sachverhalte und Dinge, wie z.B. Freiheit, Liebe oder Integration.
Bei Begriffen gibt es also immer einen Teil der Bedeutung, der von den meisten oder allen Menschen geteilt wird, und einen Teil der Bedeutung, der sehr individuell ist, da er von Erfahrungen, Erlebnissen, Emotionen, Haltungen und Einstellungen geprägt ist. Und diese Aspekte von Begriffsbedeutungen entwickeln sich in der Interaktion von Menschen. Und sie werden als komplexe Bedeutung zusammen mit dem Begriff aktiviert. Durch den Begriff entsteht also eine innere Realität die wesentlich mehr ist als das Wort und die bezeichnete Sache. Ein und die selbe Äußerung kann also aufgrund der inneren Verwobenheit von Erleben, Sprache, Denken und Emotion, sehr Unterschiedliches auslösen.
Es ist also immer wichtig am Verständnis und an der erlebensbezogenen Bedeutung einer anderen Person aufrichtig interessiert zu sein. So kann man vermeiden über sehr unterschiedliche Dinge zu sprechen, obwohl man vermeintlich über das Gleiche spricht. Und hier liegt auch die Chance Realität durch Sprache bewusst zu gestalten.
 

Innere Vorstellungen und Überzeugen führen zu einer selektiven Wahrnehmung

Sprache ist sehr mächtig. Denn diese Verwobenheit von Denken, Erleben und Sprache führt
zu inneren Vorstellungswelten und Überzeugungen. Überzeugungen und Einstellungen beeinflussen unsere Wahrnehmung und unser Handeln. Diesen Zusammenhang habe ich in einem früheren Artikel beschrieben. Durch Sprache und einen differenzierten Umgang mit Bedeutungen bekommen wir auch hier einen Gestaltungsspielraum, um Überzeugungen zu hinter-fragen und Einstellungen zu verändern.
Gerade Metaphern bedienen sich dabei der Adressierung innerer Bilder und bildhaften Denkens. In einer Metapher sind also Bilder, Bedeutungen und Erleben verknüpft. Dabei wird durch eine Metapher ein sehr komplexer Sachverhalt leicht verständlich und leicht zugänglich dargestellt. Genau hier liegt wieder die Mächtigkeit von Sprache, da die Metapher innere Vorstellungswelten gestaltet. Es ist entscheidend welche Bilder ein Sprecher verwendet, da er auf einer sehr suggestiven und impliziten Ebene, Vorstellungen weitergeben kann. Wie sprechen wir also über die Dinge?! Es ist entscheidend dafür wie wir handeln.
 

Zeig’ Eier gegen Rechts!

Die politischen und sozialen Ereignisse und Entwicklungen der letzten Monate haben mich zutiefst betroffen und traurig gemacht: Es gibt (rechts-)populistische und extremistische Bewegungen in Deutschland und vielen europäischen Mitgliedsstaaten. Tendenzen der Abgrenzung und Abschottung sind deutlich spürbar. Für mich ist es an der Zeit ein Zeichen zu setzen, um eine freiheitliche, offene und diverse Gesellschaft zu bestärken!

Konzept: Julia Rupprecht, Grafik: Daniela Layher

Konzept: Julia Rupprecht, Grafik: Daniela Layher

Aus dem Osterstrauch meiner Familie ist die Idee entstanden Postkarten zu gestalten, die die Wünsche jedes Einzelnen für eine plurale Gesellschaft in die Welt hinaustragen. Die Karten tragen das Motto „Zeig’ Eier gegen Rechts!“. In das weiße Ei kann die Absenderin oder der Absender einen Wunsch oder eine Aussage schreiben - auf die Rückseite die Ostergrüße. Auf diese Weise sollen viele gute Ideen, Wünsche und Aussagen verschickt werden. Von einer bestimmten Person für eine bestimmte Person. Denn es geht nicht darum, dass eine einzige Vorstellung eines guten Miteinander geteilt wird. Jede und jeder kann seine Vorstellung und Perspektive in dieses Ei schreiben, damit die Pluralität der konstruktiven Wünsche sichtbar wird.


Die Bedeutung der Worte auf dieser Karte kann also die eigene Welt und die Welt einer anderen Person ein kleines bisschen anders gestalten. …und damit den Keim für ein gutes Miteinander in einer inklusiven Gesellschaft setzen.
 

Zusammenfassung: Sprache ist faszinierend und mächtig. Sprache kann Sachverhalte und Dinge bezeichnen, und gleichzeitig innere Vorstellungswelten erschaffen. Diese Überzeugungen und Einstellungen, die durch Sprache vermittelt werden, beeinflussen dann Wahrnehmung und Handeln einer Person. Es ist also entscheidend für unser Handeln und Zusammensein, wie wir miteinander sprechen. Die Postkarten-Aktion „Zeig’ Eier gegen Rechts!“ soll jeder / jedem Einzelnen die Möglichkeit geben die eigenen Wünsche und Aussagen für eine plurale und offene Gesellschaft mit anderen Menschen zu teilen.

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Was steckt hinter der 7-38-55-Regel?

Im Bereich der Sprecherwirkung gibt es allerhand Mythen und Falschaussagen, die plakativ und plausibel sind und deshalb gerne verwendet werden, um die Wichtigkeit eines Trainings zu unterstreichen. Eine der wohl bekanntesten Aussagen ist, dass 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sei. Es kommt also gar nicht darauf an WAS du sagst, sondern nur WIE du es sagst. In einem älteren Artikel habe ich bereits beschrieben, mit welchen Ängsten und Unsicherheiten diese „7-38-55-Regel“ spielt. Denn viele Menschen verspüren Unsicherheiten mit der eigenen Wirkung durch Stimme und Körper, und haben deshalb die Befürchtung, dass ihre Inhalte beim Gegenüber nicht ankommen.

Albert Mehrabian, Quelle: https://www.socialpsychology.org/upload/view/6109/mehrabian1.jpg

Die Ironie der Geschichte ist, dass der Autor dieser Zahlen vollkommen missverstanden und falsch zitiert wurde. Wahrscheinlich handelt es sich um eine der tragischsten Geschichten der Wissenschaft. Denn Albert Mehrabian hat diese Zahlen nie allgemein-gültig auf Kommunikation übertragen wollen. Man könnte sagen, dass diese Zahlen ihr Eigenleben entwickelt haben, oder besser gesagt: Anderen kamen diese Zahlen gerade recht und sie wurden immer und immer wieder zitiert und auf menschliche Kommunikation als Ganzes angewendet. Mehrabian hat über Jahre hinweg selbst versucht diese als Regel postulierten Zahlen wieder einzufangen. So sagt er selbst, dass jedem mit gesundem Menschenverstand klar sein sollte, dass es sich hierbei nicht um die korrekte Aussage handelt.


Doch was hat Albert Mehrabian, emeritierter Professor für Psychologie an der University of California in Los Angeles, eigentlich genau untersucht? Und wie sind diese Untersuchungen zu sehen?

Mehrabian hat diese Untersuchungen in den 1960er Jahren durchgeführt. Dabei schaut sich Mehrabian zusammen mit Kollegen inkongruente Botschaften an, d.h. Botschaften bei denen auf verschiedenen Ausdrucksebenen unterschiedliche Aussagen transportiert werden. Ihn interessiert wie Hörer*innen diese Inkongruenzen wahrnehmen und wie auf Basis der verfügbaren Information auf die Emotion bzw. Haltung des Sprechers geschlossen wird. Das heißt es war nicht sein Ziel, auf Sprecherwirkung oder die Glaubwürdigkeit des Sprechers im Allgemeinen zu schließen. Es ist an dieser Stelle auch wichtig zu betonen, dass diese Untersuchungen auf Einwortebene stattgefunden haben. Eine Untersuchung, die ein einziges Wort als Stimulus hat, kann niemals auf Kommunikation als Ganzes übertragen werden.

Im Speziellen sind dabei nun zwei Studien aus dem Jahr 1967 wichtig.

Inkongruenter Ausdruck in Wort und Stimme

Die erste Studie schaut sich Wörter und den Stimmklang an. Dabei werden positive, neutrale und negative Wörter mit positiver, neutraler und negativer Tonalität in der Stimme kombiniert.
Das heißt die positiven Wörter (honey, dear, thanks), neutralen Wörter (maybe, really, oh) und negativen Wörter (don’t, brute, terrible) werden in allen Möglichkeiten mit positivem, neutralem und negativem Stimmklang kombiniert. Diese Kombinationen wurden dann Hörern vorgespielt, die entscheiden sollten, welche Emotion oder Haltung des Sprechers dahinter vermutet wird. Das Experiment zeigte, dass in diesem Fall dem Stimmklang mehr Bedeutung zugesprochen wird als dem Wort an sich.

Mimischer und stimmlicher Ausdruck bei neutralem Wort

In einer zweiten Studie wird nun der mimische Ausdruck mit einbezogen. Den Probanden wurde eine weibliche Stimme vorgespielt, die das Wort „maybe“ in den drei stimmlichen Ausrucksvarianten positiv, neutral und negativ vorspricht. Dann wurden den Probanden Fotografien von weiblichen Gesichtern mit positivem, neutralem und negativem Ausdruck gezeigt. Die Probanden sollten dann den Ausdruck der Audioaufnahmen, den Ausdruck der Fotografien und von beidem in Kombination beurteilen. Die Fotos wurden mit einem Verhältnis von 3:2 genauer beurteilt.

An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass Fotografien von Gesichtern mit positivem, neutralem und negativem Ausdruck verwendet wurden. Körperausdruck ist immer bewegt und umfasst wesentlich mehr als den mimischen Ausdruck, weshalb auch dies nicht auf Kommunikation als Ganzes übertragbar ist.

Was kann man nun aus diesen Untersuchungen ziehen?

Aus diesen beiden Studien ergibt sich rein rechnerisch, diese viel zitierte Gewichtung. Doch sollte die Beschreibung der beiden Untersuchungen gezeigt haben, dass die Aussage, dass 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sei, vollkommen falsch und vor allem auch nicht intendiert war. Zudem sollte man sich bewusst machen, dass die drei Kategorien positiv, neutral und negativ nicht passend und ausreichend sind, um kommunikative Wirkung zu beschreiben.

Mehrabian wollte sich inkongruente Botschaften anschauen, nicht Wirkung.

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Wenn doch noch etwas in Ihnen sagen sollte, dass da schon was Wahres dran sein wird, dann ist es vielleicht interessant sich folgende Frage zu stellen:

Was ist 100% Wirkung?

Das Wahre ist für mich, dass Sprache, Stimme und Körper zusammen Wirkung erzeugen. Diese können wir aber nicht nummerisch ausdrücken. Es gibt keine Formel, die uns zeigt wie wir überzeugender, glaubwürdiger oder wirkungsvoller werden. Aber diese Zahlen adressieren genau diesen Wunsch. Die Untersuchungen von Mehrabian können aber auch den Fokus darauf lenken, dass die Ausdrucksebenen kongruent oder inkongruent zusammenwirken können. Das Gegenüber ist also wahrscheinlich sehr sensibel dafür, dass eventuell nicht zueinander passende Botschaften gesendet werden. Und das erzeugt in jedem Fall erstmal Irritation.

 

Sprache, Stimme und Körper wirken zusammen!

Natürlich haben der stimmliche und der körpersprachliche Ausdruck einen wichtigen Anteil an der Gesamtwirkung. Das ist nicht zu bestreiten und natürlich können wir die eigene Wirkung durch ein Training verbessern. Doch geht es vielmehr um das stimmige Zusammenwirken, das Ihre Inhalte, Botschaften, Gefühle und Intentionen vermittelt!

Wenn Sie sich für ein Stimm- und Körpersprachtraining interessieren, habe ich hier wertvolle Hinweise für Sie:

 

Zusammenfassung: Eine bekannte Aussage in der Kommunikationspsychologie ist, dass 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sei. Diese Zahlen, die auf den Psychologie-Professor Albert Mehrabian zurückgehen, wurden immer wieder falsch interpretiert und zitiert. Zwei Studien aus dem Jahr 1967 werden hierbei oftmals falsch ausgelegt. Wirkung kann nicht nummerisch ausgedrückt werden und entsteht nur im kongruenten Zusammenwirken von Sprache, Stimme und Körper.

Literatur:

  • Mehrabian, A., & Wiener, M. (1967). Decoding of inconsistent communications. Journal of Personality and Social Psychology, 6, 109-114.

  • Mehrabian, A., & Ferris, S.R. (1967). Inference of attitudes from nonverbal communication in two channels. Journal of Consulting Psychology, 31, 248-252.

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Abstraktionsleiter der Überzeugungen

Innere Überzeugungen oder Glaubenssätze haben einen großen Einfluss auf unser Handeln.

Die “Abstraktionsleiter der Überzeugungen” ist ein Modell, das beschreibt, wie wir über die Zeit Überzeugungen aufbauen, die dann unsere Handlungen leiten.

Nehmen wir zur Verdeutlichung mal einen Lehrer als Beispiel: Wenn der Lehrer davon überzeugt ist, dass Menschen am besten Lernen wenn sie selbst aktiv, dann wird er im Unterricht darauf achten, dass die Schüler im Unterricht viel selbst machen. Das heißt, dass er z.B. interaktive Methoden einsetzt, Diskussionen anleitet und die Schüler dazu anregt, eigene Ideen und Erfahrungen zum Thema einzubringen.

Nehmen wir einmal das Gegenteil an: Ein Lehrer der z.B. die Überzeugung hat, dass Lernen immer etwas ist, das anstrengend sein muss und mit viel Leistungsbereitschaft einhergeht. Dieser Lehrer wird seinen Unterricht z.B. viel mit Frontalvorträgen gestalten, die eine hohe Informationsdichte haben und wird vor allem Pflicht und Sorgfalt in Bezug auf Hausaufgaben einfordern.

Dies sind Beispiele, die verdeutlichen können, dass eine innere Überzeugung zu vielfältigen Handlungen einer Person führen kann. Daraus lässt sich natürlich keine Handlungsgarantie ableiten, da Verhalten immer situationsspezifisch ist - jedoch ist diese Überzeugung handlungsleitend.

Diese Überzeugungen und Einstellungen bilden sich im Laufe der Zeit durch Erfahrungen, Erlebnisse und Interaktionen mit Anderen, die ihre eigenen Überzeugungen und Einstellungen vorleben und kommunizieren. Nun sind diese inneren Haltungen jedoch nicht immer bewusst. Und doch haben sie eine Wirkung auf unser Verhalten. Das Modell der Abstraktionsleiter hilft dabei diesen Prozess zu verstehen:

Das Modell der Abstraktionsleiter

Durch das Modell der Abstraktionsleiter kann man sich vor Augen führen, wie die eigene Konstruktion der Wirklichkeit ist. Die Abstraktionsleiter beschreibt also wie Menschen von den beobachtbaren Daten in der Umwelt über mehrere, oft unbewusst ablaufende, Zwischenschritte zu einer diesbezüglichen Handlung kommen.

Quelle: Eigene Darstellung

Quelle: Eigene Darstellung

Auf jede Person strömt in jedem Moment eine sehr große Reizfülle ein. Diese Umweltinformationen müssen, vom Gehirn selektiert, sortiert, ergänzt und interpretiert werden. Oft führt diese selektive Wahrnehmung zu Fehlinterpretationen und infolgedessen zu Missverständnissen bis hin zu Konflikten. Durch Reflexion kann dieser Fehlinterpretation entgegengewirkt werden, um schwierige oder konfliktträchtige Situationen zu vermeiden oder im Nachhinein zu evaluieren. Deshalb kann die Abstraktionsleiter auch als Reflexionsinstrument dienen, um sich die vollzogenen Schritte bewusste zu machen. Dadurch gelingt es Perspektiven zu übernehmen und bestimmte Schritte auf vorhergehenden Stufen der Leiter zu überdenken. Dadurch ergeben sich Alternativen und neue, lösungsorientierte Handlungsschritte.

Zusammenfassungen: Überzeugungen und Einstellungen beeinflussen unser Handeln. Diese bilden sich durch Erfahrungen und Beziehungen im Laufe der Zeit heraus. Das Modell der Abstraktionsleiter kann helfen den Prozess von der Wahrnehmung bis zur Handlung zu reflektieren, und ist somit auch ein Instrument um alternative Überzeugungen und Handlungen aufzubauen.

Link: https://www.toolshero.com/decision-making/ladder-of-inference/

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